Das alte Männchen der Siedleragame ( Agama colonorum, Lacerta Agama und amphibia, Agama occipitalis, calotes und macrocephala, Iguana salamandrina) zeigt so schimmernde Farben, wie sie die verblichenen, in Weingeist aufbewahrten Stücke unserer Museen freilich nicht im entferntesten ahnen lassen. Der ganze Kopf des lebenden Thieres ist feuerroth, die Kehle gelb gesprenkelt; Körper und Beine glänzen dunkel stahlblau; über den Rücken verläuft ein heller, weißer Strich, welcher jedoch auch fehlen kann. Die Unterseite des Schwanzes, vom After bis zur Mitte, ist strohgelb, die entsprechende Oberseite an der Schwanzwurzel hell stahlblau, der Schwanz in fernerem Verlaufe feuerroth, seine Spitzenhälfte dunkel stahlblau. Bei alten Stücken ist der Schwanz an der Wurzelhälfte oben und unten hell stahlblau; hierauf folgt eine feuerrothe Binde, welche fast die ganze übrige Hälfte des Schwanzes einnimmt und nur einen kurzen, dunkel stahlblau gefärbten Theil an der Spitze übrig läßt. Das Weibchen trägt ein einfaches braunes Schuppenkleid mit heller Rückenlinie. Die jungen Männchen gleichen den Weibchen, zeichnen sich aber durch hellgelbe Flecke auf Kopf und Nacken aus. In den Bergen von Aguapim, im Inneren der Goldküste, fand ich eine schöne Spielart der Siedleragame und zwar immer in Waldesdickichten. Bei ihr zeigten die Männchen einen rein weißen Kopf, und ebenso war die sonst feuerrothe Schwanzbinde gelb gefärbt. Die Länge erwachsener Männchen beträgt zweiunddreißig Centimeter, wovon auf den Schwanz zwanzig Centimeter kommen.
Wie weit sich das Verbreitungsgebiet der Siedleragame an der Westküste Afrikas nordwärts erstreckt, weiß ich nicht. Nach Süden hin wird sie aber nach meinen Beobachtungen immer seltener. In der Kamerungegend fand ich bloß vereinzelte Stücke von ihr, und unter dem Gleicher habe ich während meines langen Aufenthaltes nur einige wenige bemerkt; es scheint also die Goldküste einer der Brennpunkte des Verbreitungsgebietes dieser reizenden Thiere zu sein. Hier bewohnen die Siedleragamen alle Ortschaften. Wie der Hausspatz sind diese Kriechthiere an die Behausung, an das Thun und Treiben der Menschen gebunden. Im Walde trifft man, abgesehen von der erwähnten Spielart, sie nur hin und wieder auf Lichtungen, in Bananen und Pisang- oder Jamsfeldern, meist auch bloß, wenn einzelne Hütten der Wächter oder Arbeiter daselbst sich befinden, so daß sie selbst hier dem menschlichen Treiben nicht völlig entfremdet sind. Negerhütte, Sperling und Agame sind auf der Goldküste drei aufs engste verbundene Begriffe. In den Ortschaften treten die Agamen ungemein zahlreich auf. Ueberall sieht man sie hier an den Lehmwänden der Hütten, auf dem Stroh- und Mattendache, auf und an den weißen Mauern, welche die Gebäude der Europäer umgeben, bald ruhig liegend und behaglich den senkrechten Strahlen der glühenden Tagessonne sich aussetzend, bald behende hin- und herrennend, um Kerbthiere zu erhaschen. Eigenthümlich sind die Bewegungen dieser Thiere, so oft sie irgend etwas auffallendes bemerken, so oft auch ein Mensch sich ihnen naht. Denn obwohl an den menschlichen Verkehr gewöhnt und diesen aufsuchend, zeigen sie sich doch ebenso scheu, wie andere ihrer Verwandten und stets bedacht, vermeintlicher Gefahr zu entrinnen. In Unruhe versetzt, bewegen sie den Kopf heftig auf und nieder, indem sie gleichzeitig den ganzen Vorderkörper auf den Vorderbeinen erheben und senken, so daß es aussieht, als ob sie grüßend mit dem rothen Kopfe nickten. Je näher man kommt, um so schneller werden diese nickenden Bewegungen, bis das Thier plötzlich mit der Schnelle des Blitzes in einer Mauerspalte oder zwischen dem Dachstroh verschwindet. Wenn ich zur Mittagszeit durch die Straßen von Akkra ging und allenthalben diese farbenprächtigen Thiere unter so seltsamen Bewegungen mir zunicken sah, konnte ich niemals widerstehen, mit dem Schmetterlingsnetze auf sie zu jagen.
Doch wurde meine Jagd, Dank der Geschwindigkeit der Agamen, nur selten von Erfolg gekrönt. Leichter erlangte ich dieselben durch einen Dunstschuß aus einer kleinen Vogelflinte. Ein einziges Dunstkörnchen, welches ihnen durch den Leib ging, streckte sie stets leblos nieder. Dasselbe erfuhr ich, so auffallend es mir bei der bekannten Zählebigkeit der Kriechthiere erschien, bei Erlegung von Schlangen.«
Nicht minder zahlreich als an der Goldküste tritt die Siedleragame im Nordosten Afrikas auf. Ich fand sie zahlreich in Egypten und Nubien, Schweinfurth noch im tiefsten Inneren des Erdtheiles. »Am zahlreichsten«, so schildert er, »waren die gemüthlichen Agamen vertreten, deren beständiges Kopfnicken die glaubenseifrigen Mahammedaner ärgert, da sie glauben, der Teufel spotte ihrer Gebete. Dieselbe Art hatte ich früher auf den Felsgehängen der öden Wüstenthäler an der Küste des Rothen Meeres beobachtet. Hier, im Bongolande, war sie sowohl bei den Hütten wie auf den Waldbäumen zu Hause, ihr Lieblingsaufenthalt aber das alte Holzwerk der Pfahlbauzäunung, und daselbst häuften sie sich zu tausenden. Sehr schalkhaft ist ihr Benehmen, wenn man sich dem Baumstamme nähert, an welchem sie auf- und ablaufen: sie halten sich immer auf der entgegengesetzten Seite, indem sie ab und zu Halt machen und listig hinter den Aesten hervorlugen, wobei ihre großen Augen in der That viel Ausdruck verrathen.« Wohl keinem Zweifel unterliegt es, daß Belon und Hasselquist sie, nicht aber die Hardun meinen, indem sie von einer Eidechse sprachen, welche von den Mahammedanern ihrer Kopfbeugungen halber gehaßt wird, deren Koth man aber trotzdem sammelt, um Schminke aus ihm zu bereiten.
»Es ist zu verwundern«, schließt Reichenow, »daß noch keiner der an der Goldküste lebenden Europäer daran gedacht hat, lebende Agamen zu uns herüberzubringen. Sie würden, wie kaum ein anderes Kriechthier, ebensowohl durch ihre Farbe wie durch die beschriebenen Bewegungen unseren Käfigen zur höchsten Zierde gereichen.
Feinde haben die Agamen in einigen Raubvögeln, namentlich in den Singsperbern und Gleitaaren. Mehr als diese aber sind es die Sporenkukuke, welche ihre Reihen lichten. Junge Stücke werden auch häufig die Beute der Waldlieste, welche hier und da in den Ortschaften auf Baumstümpfen oder auf den breiten Blättern des Pisang sitzend lauern und, plötzlich herabschießend, das arglose Kriechthier ergreifen.«