Der Eis-, Polar- oder Steinfuchs (Canis lagopus, Vulpes und Leucocyon lagopus, V. fuliginosus, Canis isatis), wegen seiner stumpfen und dicken Schnauze, der kurzen, rundlichen Ohren, der niederen Beine, der wie der übrige Leib dicht mit Fell bekleideten Fußballen, des sehr buschigen, vollen Schwanzes sowie endlich der absonderlichen Färbung von Gray zum Vertreter der Untersippe Leucocyon erhoben, ist merklich kleiner als unser Fuchs, ungefähr 95 Centim. lang, wovon ein reichliches Drittheil auf den Schwanz kommt, und trägt im Sommer ein erd- oder felsenfarbiges, im Winter dagegen entweder ein schneefarbiges oder ebenfalls dunkles Kleid. Bald nach der Härung, welche je nach der Heimat und Oertlichkeit früher oder später im Sommer, gewöhnlich aber im Juni eintritt, sprossen auf der Ober- und Außenseite erdbräunliche, mehr oder weniger ins Graue, Schieferfarbene und Bläuliche spielende, im Gesichte und auf der Unterseite dagegen weiße Haare hervor und bilden mit den allmählich nachwachsenden Wollhaaren von gleicher Färbung den Sommerpelz. Im Verlaufe der Zeit verlängert und verdichtet sich dieser, entsprechend dem stetig fortschreitenden Wachsthume der Haare, mehr und mehr, und ist mit Beginn des Herbstes schon sehr reich geworden. Nunmehr beginnt langsam die Umfärbung desselben Haares. Einzelne Spitzen verbleichen und werden weiß, sind jedoch noch nicht zahlreich genug, um den dunklen Untergrund zu decken, und es entsteht somit eine graulich gesprenkelte Färbung. Mehr und mehr schreitet die Verbleichung und Umfärbung fort; es bilden sich weiße Farbenfelder und endlich eine weiße Decke, unter welcher das dunkle Wollhaar noch hindurchschimmert. Nach und nach verbleicht auch dieses sammt den Wurzeln der Grannenhaare, und mit Beginn des Winters hat der ganze Pelz eine reinweiße Färbung erhalten. Wachsthum und Verbleichung der Haare werden, wie bei allen mir bekannten Wildhunden und Raubthieren überhaupt, durch frühzeitig eintretende rauhe Witterung sehr beschleunigt; eine doppelte Härung jedoch, d.h. ein zweimaliges Abwerfen und Neuwachsen des Haares, findet nach meinen, angefangenen Eisfüchsen sehr sorgfältig durchgeführten Beobachtungen bestimmt nicht statt. Nun aber gibt es auch Eisfüchse, welche im Winter nicht ein weißes, sondern ein bräunlich schieferfarbenes, bräunlich blaues oder braunes Kleid erhalten. Man hat geglaubt, sie als eigene Art ansehen zu dürfen; die grönländischen Eskimos versicherten jedoch Brown, daß man zuweilen weiße Mütter mit blauen Jungen finde und umgekehrt, und es sind somit die sogenannten Blaufüchse, welche nach unseren angefangenen angestellten Beobachtungen auch im Alter ihre Färbung nicht verändern, ebensogut wie buntgescheckte Eisfüchse nur als Spielarten des am häufigsten und regelmäßigsten auftretenden Weißfuchses zu betrachten.
Wie der Name sagt, bewohnt der Eisfuchs die Polargegenden oder die Länder, in denen es viel Eis gibt, und zwar die der Alten Welt ebensogut wie die der Neuen, die Inseln nicht seltener als das Festland. Es ist anzunehmen, daß er sich mit den Eisbergen über die ganze nördliche Erde verbreitet hat; wenigstens sah man oft Eisfüchse auf solchen natürlichen Fähren im Meere schwimmen oder fand sie, als einziges Landsäugethier, auf Eilanden, welche weit von anderen entfernt sind, in überraschender Menge vor, konnte also nur annehmen, daß er hier einmal eingewandert sei. Aus freiem Antriebe geht er nicht leicht über den 60. Grad nördlicher Breite nach dem Süden hinab; ausnahmsweise kommt er nur in Sibirien in niederen Breiten vor. An allen Orten, welche ihn beherbergen, ist er häufig, am häufigsten aber doch auf Inseln, von denen er nicht so leicht wieder auswandern kann. Daher kennen ihn alle hochnordischen Völker sehr wohl. Die Russen nennen ihn »Hündchen« (Pessez), die Tataren Weißfuchs (Aik-tilkoe), die Jakuten Kyrrsa, die Samojeden Noga und Sellero, die Ostjäken Kiön, die Tungusen Tschitara, die Grönländer Terienniak und Kaka usw.
Nur bei bevorstehendem Unwetter oder an Orten, an denen er sich nicht recht sicher fühlt, zieht er sich in Höhlen im Geklüfte oder auch in selbstgegrabene Röhren zurück und wagt sich dann bloß des Nachts heraus, um auf Raub auszugehen; an allen Orten jedoch, wo er auch bei Tage nicht nöthig hat, vor dem Menschen sich zu verbergen, nimmt er sich nicht die Mühe, selbst Gruben und Höhlen zu scharren, sondern lauert unter Steinen, Büschen, in abgeworfenen Argalihörnern und ähnlichen Verstecken auf Beute. Er ist kein Kostverächter und nimmt mit aller thierischen Nahrung fürlieb. Unter den Säugethieren fällt ihm zur Beute, was er bewältigen kann; am liebsten jagt er auf Mäuse. Die Züge der Lemminge verfolgt er oft meilenweit und setzt ihnen auch über die Flüsse und Meere nach, so daß, wie man versichert, oft der vierte Theil des Zuges solcher Wühlmäuse ihm zum Fraße wird. Aus der Klasse der Vögel raubt er Schneehühner, Regenpfeifer, Strand- und Seevögel, sobald er diese erwischen kann, und namentlich den Bruten wird er überaus verderblich. Außerdem beansprucht er alles, was das Meer von Thieren auswirft, diese mögen einer Klasse angehören, welcher sie wollen. Im Nothfalle frißt er selbst thierischen Auswurf und dergleichen, oder er dringt in das Innere der Häuser ein und stiehlt hier weg, was sich forttragen läßt, selbst ganz unnütze Dinge.
Auf Spitzbergen lebt er, laut Newton, in großer Anzahl. »Wir sahen ihn«, sagt genannter Beobachter, »nicht allein wiederholt in der Nachbarschaft der Klippen, auf denen Alken brüten, sondern vernahmen auch fortwährend sein kläffendes Bellen. Er ist in der That der gefährlichste Feind aller Vögel der Eilande, und die Furcht vor ihm scheint von wesentlichem Einflusse auf die Anlage der Brutplätze zu sein. Was ihm zur Beute sich bietet, wenn die Seevögel Spitzbergen verlassen haben und nur das Schneehuhn zurückbleibt, dünkt mich eine der am schwierigsten zu beantwortenden Fragen zu sein. Die größere Anzahl von Eisfüchsen soll im Lande verbleiben und im Winter ebenso rege sein wie im Sommer; es gibt auf Spitzbergen aber keine Beeren, welche ihm das Leben fristen könnten, und an offenes Wasser kann er auch nicht gelangen. So bleibt nur übrig anzunehmen, daß er sich Vorräthe anlegt. Möglicherweise diente eine große Menge von Muscheln, welche ich auf der Moräne eines Gletschers im Sicherheitshafen fand, zu solchem Zwecke.«
Man trifft den Eisfuchs häufig in Gesellschaften; gleichwohl herrscht keine große Eintracht unter diesen: es finden vielmehr blutige Kämpfe statt, welche für den Zuschauer sehr viel ergötzliches haben. Einer faßt dabei den anderen, wirft ihn zur Erde, tritt mit den Füßen auf ihm herum und hält ihn so lange fest, bis er ihn hinreichend gebissen zu haben glaubt. Dabei schreien die Kämpen wie die Katzen, während sie, wenn sie ungeduldig werden, mit heller Stimme heulen.
Die geistigen Fähigkeiten des Thieres sind keines wegs gering; demungeachtet zeigen sich gerade bei der Beobachtung des Wesens die sonderbarsten Widersprüche, und man geräth oft in Zweifel, wie man diese oder jene Handlung zu beurtheilen habe. List, Verschlagenheit, Kunstfertigkeit, kurz, Verstand zeigten alle, welche beobachtet wurden; dabei aber bemerkte man eine Dummdreistigkeit wie bei kaum einem anderen Thiere. Hiervon habe ich mich selbst überzeugen können. Wir, mein norwegischer Jäger und ich, begegneten nach Sonnenuntergang einem dieser Füchse auf dem Doverfjeld in Norwegen und schossen mit der Büchse siebenmal nach ihm, ohne ihn bei der herrschenden Dämmerung genau auf das Korn nehmen und somit auch erlegen zu können. Anstatt nun die Flucht zu ergreifen, folgte uns dieser Fuchs noch wohl zwanzig Minuten lang, wie ein gutgezogener Hund seinem Herrn, und erst da, wo das felsige Gebiet endete, hielt er es für gerathen, umzukehren. Er ließ sich durch gutgezielte Steinwürfe ebensowenig vertreiben, als er sich von den hart vorüberpfeifenden Kugeln hatte in die Flucht schlagen lassen. Mein Jäger erzählte mir, daß er das Thier mehrmals mit den Händen gefangen hätte, weil es ohne Umstände auf ihn zugekommen und sich neugierig fragend vor ihm hingesetzt habe. Einmal fraßen ihm Eisfüchse sogar die Renthierdecke an, unter wel che er sich gelegt hatte. Seine einsam im Gebirge stehende Hütte wurde des Winters regelmäßig von ihnen geplündert, und er mußte förmliche Vorsichtsmaßregeln ergreifen, um diese zudringlichen Thiere los zu werden. Ich erwähne diese Thatsachen nur flüchtig, hauptsächlich aus dem Grunde, um zu beweisen, daß der Eisfuchs sich überall gleichbleibt.
Die ausführlichste und zugleich anziehendste Schilderung dieses Thieres hat schon im vorigen Jahrhundert der berühmte Seefahrer Steller gegeben; und wenn dieselbe auch vielfach im Auszuge nacherzählt worden ist, halte ich es doch für angemessen, sie hier vollständig folgen zu lassen.
»Von vierfüßigen Landthieren gibt es auf Behringseiland nur die Stein- oder Eisfüchse, welche ohne Zweifel mit dem Treibeise dahingebracht worden und, durch den Seeauswurf genährt, sich unbeschreiblich vermehrt haben. Ich habe die Natur dieser an Frechheit, Verschlagenheit und Schalkhaftigkeit den gemeinen Fuchs weit übertreffenden Thiere nur mehr als zu genau während unseres unglückseligen Aufenthaltes auf diesem Eilande kennen zu lernen Gelegenheit gehabt. Die Geschichte der unzähligen Possen, die sie uns gespielt, kann wohl der Affenhistorie des Albertus Julius auf der Insel Sarenburg die Wage halten. Sie drängten sich in unsere Wohnungen sowohl bei Tage als bei Nacht ein, und stahlen alles, was sie nur fortbringen konnten, auch Dinge, die ihnen gar nichts nutzten, als Messer, Stöcke, Säcke, Schuhe, Strümpfe, Mützen usw. Sie wußten so unbegreiflich künstlich eine Last von etlichen Pud von unseren Vorrathsfässern herabzuwälzen und das Fleisch daraus zu stehlen, daß wir es anfangs kaum ihnen zuschreiben konnten. Wenn wir einem Thiere das Fell abzogen, so geschah es oft, daß wir zwei bis drei Stück Füchse dabei mit Messern erstachen, weil sie uns das Fleisch aus den Händen reißen wollten. Vergruben wir etwas noch so gut und beschwerten es mit Steinen, so fanden sie es nicht allein, sondern schoben, wie Menschen, mit den Schultern die Steine weg und halfen, unter denselben liegend, einer dem anderen aus allen Kräften. Verwahrten wir etwas auf einer Säule in der Luft, so untergruben sie dieselbe, daß sie umfallen mußte, oder einer von ihnen kletterte wie ein Affe oder eine Katze hinauf und warf das darauf Verwahrte mit unglaublicher Geschicklichkeit und List herunter. Sie beobachteten all unser Thun und begleiteten uns, wir mochten vornehmen, was wir wollten. Warf die See ein Thier aus, so verzehrten sie es, ehe noch ein Mensch dazu kam, zu unserem größten Nachtheile; und konnten sie nicht alles gleich auffressen, so schleppten sie es stückweise auf die Berge, vergruben es vor uns unter Steinen und liefen ab und zu, solange noch was zu schleppen war. Dabei standen andere auf Posten und beobachteten der Menschen Ankunft. Sahen sie von fern Jemand kommen, so vereinigte sich der ganze Haufe und grub gemeinschaftlich in den Sand, bis sie einen Biber oder Seebären so schön unter der Erde hatten, daß man keine Spur davon erkennen konnte. Zur Nachtzeit, wenn wir auf dem Felde schliefen, zogen sie uns die Schlafmützen und Handschuhe von und unter den Köpfen und die Biberdecken und Häute unter dem Leibe weg. Wenn wir uns auf die frischgeschlagenen Biber legten, damit sie nicht von ihnen gestohlen würden, so fraßen sie unter dem Menschen ihnen das Fleisch und Eingeweide aus dem Leibe. Wir schliefen daher allezeit mit Knütteln in den Händen, damit wir sie, wenn sie uns weckten, damit abtreiben und schlagen konnten.
Wo wir uns auf dem Wege niedersetzten, da warteten sie auf uns, und trieben in unserer Gegenwart hunderterlei Possen, wurden immer frecher, und wenn wir still saßen, kamen sie so nahe, daß sie die Riemen von unseren neumodischen, selbstverfertigten Schuhen, ja die Schuhe selbst auffraßen. Legten wir uns, als ob wir schliefen, so berochen sie uns bei der Nase, ob wir todt oder lebendig seien; hielt man den Athem an sich, so zupften sie wohl gar an der Nase und wollten schon anbeißen. Bei unserer ersten Ankunft fraßen sie unseren Todten, während daß Gruben für sie ge macht wurden, die Nase und Finger an Händen und Füßen ab, machten sich auch wohl gar über die Schwachen und Kranken her, daß man sie kaum abhalten konnte. Einen Matrosen, der in der Nacht auf den Knien sitzend zur Thür der Hütte hinausharnen wollte, haschte ein Fuchs an dem entblößten Theile und wollte seines Schreiens ungeachtet nicht bald loslassen. Niemand konnte, ohne einen Stock in der Hand, seine Nothdurft verrichten, und den Koth fraßen sie gleich so begierig wie die Schweine oder hungrigen Hunde weg. Jeden Morgen sah man diese unverschämten Thiere unter den am Strande liegenden Seelöwen und Seebären herumlaufen und die schlafenden beriechen, ob nichts todtes darunter sei: fanden sie solches, so ging es gleich an ein Zerfleischen, und man sah sie alle mit Schleppen bemüht. Weil auch besonders die Seelöwen des Nachts im Schlafe ihre Jungen erdrücken, so untersuchten sie, dieses Umstandes gleichsam bewußt, alle Morgen ihre Herden Stück für Stück und schleppten die todten Jungen wie Schinder davon.
Weil sie uns nun weder Tag noch Nacht ruhen ließen, so wurden wir in der That dergestalt auf sie erbittert, daß wir Jung und Alt todtschlugen, ihnen alles Herzeleid anthaten und, wo wir nur konnten, sie auf die grausamste Art marterten. Wenn wir des Morgens vom Schlafe erwachten, lagen immer zwei oder drei Erschlagene vor unseren Füßen, und ich kann wohl während meines Aufenthaltes auf der Insel auf mich allein über zweihundert ermordete Thiere rechnen. Den dritten Tag nach meiner Ankunft erschlug ich binnen drei Stunden über siebenzig mit einem Beile, aus deren Fellen das Dach über unserer Hütte verfertigt ward. Aufs Fressen sind sie so begierig, daß man ihnen mit der einen Hand ein Stück Fleisch vorhalten und mit der anderen die Axt oder den Stock führen konnte, um sie zu erschlagen. Wir legten einen Seehund hin, standen mit einem Stocke nur zwei Schritte davon und machten die Augen zu, als ob wir sie nicht sähen: bald kamen sie angestiegen, fingen an zu fressen und wurden erschlagen, ohne daß sich daran die anderen hätten spiegeln und entlaufen sollen. Wir gruben ein Loch oder Grab und warfen Fleisch oder ihre todten Kameraden hinein; ehe man sichs versah, war die ganze Grube voll, da wir denn mit Knütteln alles erschlugen. Obgleich wir ihre schönen Felle, deren es hier wohl über ein Drittheil der bläulichen Art gibt, nicht achteten, auch nicht einmal abzogen, lagen wir doch beständig gegen sie als unsere geschworenen Feinde zu Felde. Alle Morgen schleppten wir unsere lebendig gefangenen Diebe bei den Schwänzen zur Hinrichtung oder Bestrafung vor die Kaserne auf den Richtplatz, wo einige enthauptet, anderen die Beine zerschlagen oder eines nebst dem Schwanze abgehauen wurde. Einigen stach man die Augen aus, andere wurden bei den Füßen paarweise und lebendig aufgehangen, da sie sich einander todtbeißen mußten. Einige wurden gesenget, andere mit Katzen zu Tode gepeitscht. Das allerlächerlichste ist, wenn man sie erst beim Schwanze festhält, daß sie aus allen Kräften ziehen, und dann den Schwanz abhaut; da fahren sie einige Schritte voraus und drehen sich, wenn sie den Schwanz missen, über zwanzigmal im Kreise herum. Dennoch ließen sie sich nicht warnen und von unseren Hütten abhalten, und zuletzt sah man unzählige ohne Schwanz oder mit zwei oder drei Beinen auf der Insel herumlaufen.
Wenn diese geschäftigen Thiere einer Sache nichts anhaben können, wie z.B. Kleidern, die wir zuweilen ablegten, so losten und harnten sie darauf, und dann geht selten einer vorbei, der dies nicht thun sollte. Aus allem ersah man, daß sie hier nie einen Menschen mußten gesehen haben, und daß die Furcht vor den Menschen den Thieren nicht angeboren, sondern auf lange Erfahrung gegründet sein müsse.«
Diese Ansicht Stellers ist jedenfalls unrichtig; denn wenn die Eisfüchse überhaupt Erfahrung befolgen wollten, müßten sie sich in Norwegen ganz anders zeigen als auf Behringseiland. Sie sind aber hier und da dieselben. Genau an den nämlichen Orten, wo in Skandinavien Eisfüchse leben, kommen auch Roth füchse vor, und Freund Reineke zeigt sich in Lappland gerade ebenso listig und verschlagen wie bei uns zu Lande.
Man jagt die Eisfüchse theils um sie auszurotten, theils um ihren Balg zu verwerthen, obgleich dieser nicht eben sehr geschätzt wird. Die meisten Felle gehen von Rußland nach China, und Ende vorigen Jahrhunderts betrug die durchschnittliche Zahl immer noch Tausende jährlich. Aus Mangasea allein konnten in gewissen Jahren vierzigtausend Stück ausgeführt werden. Je dunkelblauer die Felle sind, um so größeren Werth haben sie im Handel, und man unterscheidet ungefähr zwischen den dunkeln und hellen fünf Abstufungen. Der Fang ist eigenthümlich. Bei hohem Schnee graben sich die Füchse in diesen eine Röhre und wohnen in der Tiefe derselben. Das ist die Zeit, in welcher ihnen die Ostjäken und Samojeden am meisten nachstellen. Wo man sie erlangen kann, graben sie die Leute mit einem breiten Spaten aus Renthierhorn heraus, fassen sie ohne weiteres beim Schwanze und schleudern sie mit dem Kopfe gegen den Boden, um sie hierdurch zu tödten. Der Jäger erfährt sehr bald, ob sich ein Fuchs in einer solchen Röhre befindet oder nicht. Er legt das Ohr an die Mündung, und wenn sich das Thier darin rührt, scharrt er mit dem Spaten den Schnee weg; hierdurch wird der schlafende Fuchs aufgeweckt und verräth durch Gähnen und Niesen seine Gegenwart. Vor Erdröhren stellt man wohl auch Netze und Schlingen. Außer dem Men schen haben die Eisfüchse in den Seeadlern gefährliche Feinde. Steller beobachtete, daß ein Seeadler einen Eisfuchs mit den Klauen erfaßte, ihn emporhob und dann fallen ließ, um ihn auf dem Boden zu zerschmettern.
Jung eingefangene Eisfüchse werden ziemlich zahm und können dahin gebracht werden, ihrem Herrn wie ein Hund nachzufolgen. Sie sind aber immer reizbar, knurren, sobald sie angerührt werden, boshaft wie Hunde, und ihre grünen, glänzenden Augen blitzen dann feurig und tückisch. Mit anderen ihrer Art vertragen sie sich nicht gut in einem Käfige. Zwei Eisfüchse, welche ich pflegte, fielen über den dritten her und bissen ihn todt, wobei der Bruder des Ermordeten eifrig mit half.