Ausgestorbene Primaten (Archiv)

(Erstveröffentlichung am 02. März 2015)

Purgatorius unio (Patrick Lynch/Yale University)

Purgatorius unio (Patrick Lynch/Yale University)

Purgatorius ist eine ausgestorbene Säugetiergattung, welche als früheste Form eines Primaten oder Vor-Primaten gilt und ein primatenähnlicher Vorläufer der Plesiadapiformes war. Überreste von Purgatorius, überwiegend Zähne und Kieferfragmente, wurden im Osten Montanas in der Hell-Creek-Formation, und in Saskatchewan gefunden. Die Gattung wurde nach dem Purgatory Hill benannt.
Zähne und Kieferfragmente sind winzig und lassen auf ein sehr kleines Tier mit einem Gewicht von wenig mehr als 20 Gramm schließen. Die Zähne sind bunodont (Zahnkronen mit Höckern versehen) und weisen eine rechtwinklige Kontur auf. Dies lässt auf eine Ernährung als Obst- und Allesfresser schließen.
Fossile Fersenbeine und Sprungbein, die Purgatorius zugeschrieben wurden, weisen Merkmale auf, die als Beleg für eine baumbewohnende Lebensweise interpretiert wurden.
Purgatorius wird als ältester Vertreter der Plesiadapiformes, einer ausgestorbenen, nah mit den Primaten verwandten Säugetierordnung angesehen

Darwinius masillae (© N. Tamura)

Darwinius masillae (© N. Tamura)

Die Adapiformes oder Adapoidea sind eine ausgestorbene Primatengruppe, die traditionell den Feuchtnasenaffen zugeordnet wurde. Sie zählen zu den ältesten bislang gefundenen Primaten. Vom Körperbau und von der Größe ähnelten diese Tiere den heutigen Feuchtnasenaffen, sie haben allerdings noch einer Reihe urtümlicher Merkmale: Die Zahnformel der früheren Vertreter lautete noch 2-1-4-3 (pro Kieferhälfte zwei Schneidezähne, einen Eckzahn, vier Prämolaren und drei Molaren), was bis auf einen fehlenden Schneidezahn noch der ursprünglichen Säugetierzahnformel 3-1-4-3 entsprach. Die beginnende Entwicklung eines großen Gehirns und greiffähiger Gliedmaßen (beides typische Primatenmerkmale) lässt sich jedoch bereits erkennen. Anhand der Zähne vermutet man, dass sich diese Tiere vorwiegend von Blättern ernährt haben. Lange Hinterbeine und ein kräftiger Schwanz deuten an, dass sie sich in den Bäumen kletternd und springend fortbewegt haben.
Der Großteil der Funde stammt aus der Periode vom frühen Eozän bis zum frühen Oligozän (vor rund 55 bis 35 Mio. Jahren) aus Nordamerika und Eurasien. In Europa und Nordamerika dürften sie im frühen Oligozän ausgestorben sein, in Asien findet sich jedoch mit den Sivaladapidae eine Familie, die noch im mittleren Miozän (vor rund 13 Millionen Jahren) gelebt hat. Zwischen beiden Perioden klafft jedoch eine große Lücke in den Fossilienfunden, sodass bis zum Auftauchen weiterer Funde die genaueren Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb dieser Teilordnung sowie zwischen den Adapiformes und den heutigen Feuchtnasenaffen ungeklärt bleiben.
Die bislang gemachten Funde werden in drei Familien geteilt:
Die Notharctidae haben im Eozän in Nordamerika und Europa gelebt. Zu den bekanntesten Gattungen zählen Notharctus und Europolemur sowie die 2009 entdeckte Gattung Darwinius.
Die Adapidae sind etwas jünger als die Notharctidae, Funde sind meist aus Europa vom mittleren Eozän bis in das frühe Oligozän bekannt. Die bekannteste Gattung ist Adapis.
Die Sivaladapidae sind aus China und Indien belegt. Neben Funden aus dem Eozän und frühen Oligozän gibt es noch Arten aus dem mittleren Miozän, darunter Sivaladapis.
Da die Adapiformes also nur aus der fossilen Überlieferung bekannt sind, ist nicht klar, ob sie eine monophyletische oder paraphyletische Gruppe darstellen. Unter der ersten Annahme, also dass es sich um eine Klade handelt, werden sie üblicherweise den Feuchtnasenaffen (Strepsirrhini) zugeordnet. Damit wären sie Verwandte der Lemuren (Lemuriformes); aber nicht der Trockennasenaffen (Haplorhini), zu denen die Eigentlichen Affen zählen.
Franzen et al. (2009) stellen die Gattung Darwinius (überliefert durch das Fossil ‚Ida‘ aus der Grube Messel) in die Gruppe der Adapoidea und sehen das Fehlen des Zahnkammes und der Putzkralle als Zeichen, dass diese Primaten zu den Trockennasenaffen gehören. Im Oktober 2009 wurde mit Afradapis eine neue Gattung der Adapiformes beschrieben. Eric Seiffert et al., die Erstbeschreiber, platzierten nach einer ausführlichen phylogenetischen Analyse die Adapiformes wieder in die Feuchtnasenaffen, und zwar als Schwestertaxon der heutigen Formen.

Die Familie Omomyidae ist eine sehr artenreiche Primatenfamilie, die ihre Blütezeit im Eozän hatte und im frühen Oligozän wieder ausstarb. Fossilienfunde sind aus Europa, Asien und Nordamerika bekannt.
Die Omomyiden waren mit den Koboldmakis verwandt und werden meist in dieselbe Teilordnung (Tarsiiformes) gestellt. Sie gelten als die frühesten Vertreter der Trockennasenprimaten, sind aber keine Vorfahren der Neu- und Altweltaffen, sondern stellen gemeinsam mit den Koboldmakis einen spezialisierten Seitenzweig dar.
Die meisten Omomyiden waren kleiner als die gleichzeitig lebenden Adapiformes. Sie erreichten durchschnittlich ein Gewicht von 50–500 g, nur wenige Arten erreichten ein Gewicht von 1,0–2,5 kg. Omomyiden werden in der Regel in drei Unterfamilien eingeteilt. Das sind zum einen die vor allem in Nordamerika gefundenen Anaptomorphinae und Omomyinae und zum anderen die ausschließlich aus Europa bekannten Microchoerinae.
Die bekannteste Gattung der Familie ist Necrolemur, dessen Überreste in Frankreich und Deutschland gefunden wurden. Die Gattung Necrolemur ist durch große Augen, kräftige Hinterbeine und einen langen Schwanz gekennzeichnet, Merkmale die man auch bei rezenten Koboldmakis findet, die ausgezeichnete Springer sind.
Basierend auf der Morphologie des Gebisses geht man davon aus, dass sich die Omomyiden genau wie rezente Koboldmakis von Insekten ernährt haben. Mit Ausnahme der Frontzähne ähnelt das Gebiss der Omomyiden heute lebenden Koboldmakis. Die Eckzähne sind in der Regel reduziert und die vorderen Schneidezähne oft vergrößert, während bei Koboldmakis die Situation umgekehrt ist. Die primitivsten Omomyiden gehören zur holarktischen Gattung Teilhardina und zur nordamerikanischen Gattung Steinius. Sie hatten die gleiche untere Zahnformel wie die frühen Adapiformes und die Zähne zeigen nur feine Unterschiede zur primitiven adapoiden Gattung Donrussellia, was auf eine enge gemeinsame Abstammung schließen lässt.

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