Ausgestorbene Primaten 4 (Archiv)

(Erstveröffentlichung am 17. November 2016)

Aegyptopithecus zeuxis (© N. Tamura)

Aegyptopithecus zeuxis (© N. Tamura)

Aegyptopithecus zeuxis ist eine ausgestorbene Primatenart, deren rund 30 Millionen Jahre alte Überreste in Fayyum in Ägypten gefunden wurden. Er ist einer der frühesten bekannten Vertreter der Altweltaffen.
Der Kopf von Aegyptopithecus zeuxis ist durch die relativ lange Schnauze (Prognathie) und das kleine Gehirn (30 cm3) charakterisiert. Seine Zahnformel lautet wie bei allen Altweltaffen 2-1-2-3 (das bedeutet pro Kieferhälfte zwei Schneidezähne, 1 Eckzahn, 2 Vorderbackenzähne und 3 Backenzähne). In der Größe der Eckzähne zeigt sich ein Geschlechtsdimorphismus (die Eckzähne der Männchen sind größer als die der Weibchen), was sich auch heute bei etlichen Primatenarten findet. Der Bau der Zähne mit breiten, flachen Schneidezähnen und niedrigen Molaren entspricht wohl ziemlich dem ursprünglichen Altweltaffengebiss.
Das Körperskelett zeigt im Wesentlichen affenähnliche Züge, die Vordergliedmaßen sind kurz, die erste Zehe opponierbar und ein langer Schwanz ist vorhanden. Das Gewicht von Aegyptopithecus wird auf rund 6,7 Kilogramm geschätzt.
Vermutlich lebten die Tiere auf Bäumen und bewegten sich langsam auf allen vieren fort. Aus dem Bau der Zähne folgert man, dass die Nahrung vorwiegend aus Pflanzen wie Früchten und Blättern bestand.
Systematisch wurde die Gattung Aegyptopithecus mit Propliopithecus und anderen Gattungen in die Gruppe der Propliopithecidae eingeordnet, die der Basis der Altweltaffen ziemlich nahesteht. Sie dürften jedoch nicht die unmittelbaren Vorfahren der heutigen Meerkatzenverwandten oder Menschenartigen sein, sondern einen Seitenzweig bilden.

Afradapis ist eine Primaten-Gattung aus der ausgestorbenen Gruppe der Adapiformes. Die rund 37 Millionen Jahre alten fossilen Überreste aus dem Eozän wurden im Fayyum-Becken in Ägypten entdeckt und 2009 von einer internationalen Forschergruppe wissenschaftlich beschrieben. Die einzige bekannte Art (Typusart) ist Afradapis longicristatus.
Die Gattung wurde als enger Verwandter der Gattung Darwinius gedeutet, ihre Bezahnung als Konvergenz zur Verkleinerung der Zähne in der zu den Menschenaffen führenden Entwicklungslinie. Die Gattung steht der Erstbeschreibung zufolge als – vermutlich bereits im Eozän – ausgestorbene Schwestergruppe dem Formenkreis der heutigen Lemuren und Loriartigen nahe. Nach Angaben ihres Entdeckers wurden bis Ende 2009 Überreste von nahezu 40 Individuen entdeckt.
Die ersten Zähne und Unterkiefer-Fragmente von Afradapis longicristatus wurden im Jahr 2000 ungefähr 60 km südwestlich von Kairo im Sand des Fayyum-Beckens entdeckt. In den folgenden Jahren wurden weitere Zähne freigelegt, so dass bis Anfang 2009 fast die gesamte Unterkieferbezahnung und Teile des Oberkiefers rekonstruiert werden konnten. Die geplante Erstbeschreibung der Gattung Afradapis wurde im Frühjahr 2009 aufgeschoben, nachdem die gleichfalls neu entdeckte Art Darwinius der Vorfahrenlinie der Trockennasenaffen – aus der auch Homo sapiens hervorging – zugeschrieben worden war. Die Fossilien aus dem Fayyum-Becken wurden daraufhin anhand von 360 anatomischen Merkmalen mit 117 teils rezenten, teils fossilen Primatenarten verglichen, um die Einordnung der Funde in den Stammbaum der Primaten abzusichern. Auch nach Abschluss dieser morphologischen Vergleiche (darunter auch der Holotypus von Darwinia) blieb die Forschergruppe bei ihrer Einschätzung, dass die Molaren typische Merkmale früher Feuchtnasenaffen aufweisen: Sie seien zum einen relativ langgestreckt, zum anderen fehle ihnen der vordere Höcker. Jørn Harald Hurum, der maßgeblich an der Erstbeschreibung von Darwinia beteiligt war, beharrte indes darauf, dass die Gruppe der Adapiformes den Trockennasenaffen zuzurechnen sei.

Afrasia djijidae ist eine Primaten-Art aus der ausgestorbenen Familie der Afrotarsiidae. Die absolut datierten, rund 37 Millionen Jahre alten fossilen Überreste aus dem unteren Obereozän wurden nahe der Ortschaft Myaing in Myanmar entdeckt und 2012 von einer internationalen Forschergruppe erstmals wissenschaftlich beschrieben.
Afrasia djijidae ist zugleich die Typusart und die bislang einzige Art der Gattung Afrasia.
Gattung und Art wurden in der Erstbeschreibung anhand von nur vier großen Backenzähnen definiert und in eine enge verwandtschaftliche Nähe zur ähnlich alten Art Afrotarsius libycus gestellt, die in Afrika (Libyen) vorkam und ebenfalls nur durch wenige Backenzähne belegt ist. Bei beiden Arten sind die Oberkieferzähne nahezu identisch geformt. Aufgrund der geringen Größe der Zähne wurde geschätzt, dass das Tier rund 100 Gramm gewogen haben könnte.
Die vier Zähne aus Myanmar wurden im Verlauf von sechs Jahren aus mehreren Tonnen Sediment geborgen und in der Erstbeschreibung von Gattung und Art als Beleg interpretiert, dass die Vorfahren der „Eigentlichen Affen“ (der Anthropoidea) in Asien entstanden und von dort aus vor rund 40 Millionen Jahren nach Afrika gewandert sind. In einem Begleitartikel wurde diese Deutung jedoch als zu weitgehend zurückgewiesen.

Archicebus achilles (© N. Tamura)

Archicebus achilles (© N. Tamura)

Archicebus ist eine Gattung der Trockennasenprimaten (Haplorhini), deren einziger bislang bekannter Vertreter, Archicebus achilles, während des frühen Eozäns (54,8–55,8 mya) in Ostasien lebte. Er war ein feingliedriges, 20–30 g schweres und insgesamt etwa 23 cm langes Tier, das im östlichen Asien beheimatet war. Archicebus lebte in den Wipfeln von Bäumen, war wohl tagaktiv und fraß vorwiegend Insekten. Die fossilen Überreste von Archicebus stammen aus der chinesischen Yangxi-Formation. Die Gattung wurde 2013 von Ni Xijun, Daniel Gebo, Marian Dagosto, Meng Jin, Paul Tafforeau, John J. Flynn und Christopher Beard aufgestellt. Sie ist nach phylogenetischen Untersuchungen ein sehr früher Vertreter der Tarsiiformes, also des Zweigs der Primaten, der heute noch mit den Koboldmakis (Tarsiidae) vertreten ist. Archicebus ist die älteste Tiergattung, die eindeutig den Primaten zugeordnet werden kann.
Archicebus achilles war ein sehr kleiner Primat. Der Schädel des Holotyps ist 25 mm lang, sein Rumpf hatte zu Lebzeiten eine geschätzte Länge von 71 mm. Der Schwanz des Fossils ist 129 mm lang. Auf Basis eines für Teilhardina asiatica entwickelten Modells wird das Lebendgewicht der Art auf 24,52–38,77 g geschätzt.A. achilles weist mit I 2/2 – C 1/1 – P 4/4 – M 2/? wahrscheinlich die gleiche Zahnformel wie andere ursprüngliche Primaten, etwa Teilhardina oder Tetonius, auf. Die Zähne der Art sind relativ lang und spitz, insbesondere die Prämolaren besitzen scharfe, gut entwickelte Scherkanten. Die Beine von A. achilles sind deutlich länger als die Arme. Der Bau der Füße, insbesondere des Fersenbeins, ähnelt eher Affen als Koboldmakis. Für Tarsiiforme ist die Fußwurzel sehr kurz, der Mittelfuß äußerst und die Zehen relativ lang. Insgesamt erreicht der Fuß mit 33,5 mm rund 37 % der Beinlänge. Archicebus zeigt sowohl für Tarsier als auch für Affen (Anthropoidea) typische Merkmale.
Archicebus lebte im östlichen Asien, als dieses noch durch die Tethys von Afrika, Indien, Europa und den Alpidischen Inseln getrennt war. Sein Lebensraum war warm und feucht, wie Pollenanalysen nahelegen. Seine scharfen, hohen Zähne weisen Arcicebus als Insektenfresser aus, während die langen Hinterbeine, die stark ausgebildeten Finger und der sehr lange Schwanz für eine kletternde Lebensweise kennzeichnend ist, wie sie auch heute noch bei vielen kleinen Primaten vorkommt. Die kurzen Arme deuten jedoch darauf hin, dass die Gattung nicht auf eine hangelnde Fortbewegung im Geäst spezialisiert war. Die Augen von Archicebus sind stereoskop ausgerichtet und relativ groß, allerdings deutlich kleiner als die rezenter Koboldmakis. Die Tiere orientierten sich also wohl stark anhand des Gesichtssinns, waren aber wahrscheinlich tagaktiv.

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