Ann-Helén Laestadius: Das Leuchten der Rentiere (Rezension)

Die unvergessliche Geschichte eines Sámi-Mädchens, das in einer im Verschwinden begriffenen Welt für seinen Platz im Leben kämpft. Ein Roman, so fesselnd und bezaubernd wie die schneebedeckte Weite, in der er spielt.
Die Sámi Elsa ist neun Jahre alt, als sie allein Zeugin des Mordes an ihrem Rentierkalb wird. Der Täter zwingt sie, zu schweigen. Sie kann nichts tun und fühlt sich doch schuldig, gegenüber ihrer Familie und allen, die ihr nah sind, denn wieder einmal sieht die Polizei keinerlei Anlass, in einem Verbrechen zu ermitteln. Elsas Rentier gilt schlicht als „gestohlen“. Als die Bedrohung der Sámi und ihrer Herden dramatisch zunehmen und auch Elsa selbst ins Visier des Haupttäters gerät, findet sie endlich die Kraft, sich ihrer lange unterdrückten Schuld, Angst und Wut zu stellen. Aber wird sie etwas ausrichten können gegen die Gleichgültigkeit der Behörden und die Brutalität der Täter?

Das Buch hat leicht zwiespältige Gefühle bei mir hervorgerufen. Auf der einen Seite wird das Leben der Samen und ihre Beziehung zu den Rentieren sehr stimmungsvoll und authentisch beschrieben, ebenso die Reaktion der Nichtsamen, die das Leben der Samen nicht verstehen.
Elsa ist ein starker und interessanter Charakter, deren Probleme das Buch dominieren und es dadurch noch realistischer machen.
Es ist zwar kein Sachbuch, aber wer mehr über das Leben der Samen erfahren möchte wird hier einiges erfahren und das auf angenehme und leicht verständliche Art. Aber, DAS LEUCHTEN DER RENTIERE ist ein Roman und das stellt gleichzeitig einen Schwachpunkt dar. Die Handlung konnte mich nicht überzeugen, so interessant auch die Person Elsa ist, aber nach dem Aufhänger (dem Mord des Rentiers) passiert sehr wenig und das zieht sich über eine lange Zeit hinweg …. so lange bis Elsa selbst erwachsen ist. Mag das ein Zeichen der Hilflosigkeit und der Intoleranz gegen indigener Völker sein, so weist der Roman hier Längen auf, die nur hin und wieder durch die eine oder spannende Szene unterbrochen werden. Schwierig gestalten sich die Zeitsprünge, die das Lesen etwas schwierig machen und der Geschichte noch mehr an Spannung nehmen.
Ich bin ein bisschen enttäuscht, denn trotz wichtiger Botschaft und Einblicke in eine fremde Kultur konnte mich die Handlung nicht überzeugen. Manchmal passiert einfach zu wenig. Vielleicht hätte sich Ann-Helén Laestadius noch mehr auf das Leben der Samen beschränken sollen und den Mord an den Rentieren weniger in den Vordergrund gestellt. Oder genau anders herum. Mehr kriminalistische Arbeit (die es hier nicht gibt, DAS LEUCHTEN DER RENTIERE ist KEIN Krimi) und weniger Einsichten in die Samen-Kultur.
Ein guter Schreibstil reicht nicht, um eine überzeugende Handlung zustande zu bringen.

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