Am ersten Tag unserer neuntägigen September-Reise standen sowohl ein Besuch in Nördlingen, als auch Besuche in den Tierparks von Walldorf und Schiffsweiler auf dem Programm…. die Zoos waren auch nur Lückenbüßer, damit die Autofahrt etwas aufgelockert wurde … aber so wirklich gelohnt haben sich die Besuche nicht, sieht man davon ab, dass sie nichts gekostet haben. Für die Anwohner bestimmt eine nette Abwechslung, aber für eine weite Anreise lohnen sich beide nicht. Aber zum Beinevertreten … ganz nett.
Nördlingen ist da eine andere Sache, denn die Stadt hat so einiges zu bieten. Es ist schon einige Zeit her, dass ich in Nördlingen war, aber so wirklich viel ist davon nicht in Erinnerung geblieben, außer, dass es geregnet hat … und wir eine interessante Führung zum Thema Hexen hatten. Damals fand ich sogar Zeit ins RiesKraterMuseum zu gehen. Das haben wir diesmal nicht gemacht, dafür andere Dinge …
Das erstmals im Jahr 898 urkundlich erwähnte Nördlingen war von der Stadterhebung durch den Stauferkönig Friedrich II. bis zur Eingliederung ins Kurfürstentum Bayern im Zuge der Mediatisierung 1802 eine selbstständige Reichsstadt im Heiligen Römischen Reich. Aufgrund seiner Lage an der Kreuzung zweier großer Handelsstraßen (Frankfurt/Würzburg–Augsburg und Nürnberg–Ulm) war Nördlingen vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit ein bedeutender Handelsplatz. Der durch die Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges und Verlagerung der Handelsrouten verursachte wirtschaftliche Bedeutungsverlust und Stillstand trugen zur weitgehenden Erhaltung des mittelalterlichen Stadtbildes bei und machten Nördlingen letztlich zu einem Ziel des Kulturtourismus.
Nördlingen liegt im Nördlinger Ries, dem Einschlagkrater eines Meteoriten, der vor 15 Millionen Jahren in die Alb einschlug. Der Krater hat einen Durchmesser von 23 bis 25 Kilometern; sein Rand ist ringsum als Hügelkette sichtbar. Durch die wissenschaftliche Erforschung des Ries-Ereignisses wurde Nördlingen weltweit bekannt. Das Ries wird von der Wörnitz und der Eger durchflossen; erstere mündet 30 Kilometer südöstlich in die Donau.
Die komplett erhaltene Stadtmauer von 1327 hat fünf Tore mit Tortürmen, elf weitere Türme und zwei Bastionen.
Das größte Stadttor ist das Berger Tor im Südwesten. Im Uhrzeigersinn folgen das Baldinger Tor im Nordwesten, das Löpsinger Tor, das auch das Stadtmauermuseum beherbergt, im Nordosten, das Deininger Tor im Osten und das Reimlinger Tor im Südosten. Die Türme sind im Uhrzeigersinn Feilturm, Löwenturm, Oberer Wasserturm, Backofentürme (5), Spitzturm, Unterer Wasserturm und Reißturm. Die Alte Bastei, die in zwei Geschossen zehn Geschütze aufnehmen kann, ist vollständig erhalten. Die Neue Bastei hingegen wurde 1808–1826 abgebrochen.
Die Nördlinger Stadtmauer ist 2,6 km lang und eine der besterhaltenen in Deutschland. Ihr Wehrgang ist vollständig begehbar, so dass auf diese Weise die ganze Stadt umrundet werden kann.
- Löpsinger Tor (Nördlingen)
- Blick auf Nördlingen vom Daniel aus
- Nördlinger Stadtmauer
Mein ursprünglicher Plan sah vor die Stadtmauer entlang zu gehen und dann ein bisschen Nördlingen zu erkunden.
Im Großen und Ganzen haben wir den Plan auch durchgesetzt … Wir sind die Stadtmauer entlang gelaufen, waren im Stadtmauermuseum und auf dem Daniel. Und nebenbei haben wir die Atmosphäre des Stadtmauerfests genossen …. zahlreiche Gestalten in Gewandung, Spielmannszüge, Buden mit Essen, Getränken und Schmuck … ein großer Mittelaltermarkt in der ganzen Altstadt.
Das Historische Stadtmauerfest in Nördlingen findet alle drei Jahre an einem Wochenende im September statt. Von Freitag bis Sonntag ist die Stadt autofrei, und es wird wie anno dazumal ein Pflasterzoll an den Stadttoren erhoben. Unter dem Motto „Eine Stadt erlebt ihre Geschichte“ ist die Stadt während des Fests ins Mittelalter zurückversetzt.
Das wir an diesem Wochenende auf das Stadtmauerfest treffen würden war mir nicht bewusst, aber es war ein kleines Highlight, was Nördlingen noch interessanter machte, da haben sich die zehn Euro Eintritt durchaus gelohnt. Anders kommt man an diesem Wochenende nicht in die Innenstadt oder die Stadtmauer (die ja die Innenstadt umgibt). Aber durch die Gewandeten entsteht eine besondere Atmosphäre und Gewandete konnte man in der ganzen Stadt sehen … auch auf der Stadtmauer.
Und dann gibt es noch die Sache mit der Sau, die in Nördlingen einen besonderen Status hat, weshalb man an vielen Orten auch Schweine in jeglicher Form findet (von der Wurst will ich jetzt gar nicht reden).
Die Legende besagt, dass eine Frau anno 1440 am Abend für ihren Mann eine Kanne Bier besorgen. Am Löpsinger Tor beobachtete sie,
wie eine entlaufene Sau ihr Hinterteil an einem Torflügel rieb. Dabei entdeckte sie, dass das Tor nicht fest verschlossen war.
Ihr empörter Ruf „So, G‘sell, so!“ galt den treulosen Wächtern, oder dem Schwein um es an zu locken, da gehen die Geschichten auseinander.
Graf Hans von Oettingen soll die Wächter des Löpsinger Tores bestochen haben, damit diese das Tor in der Nacht unverschlossen halten. Der Graf wollte dadurch mit seinen Soldaten unbemerkt in die Stadt kommen, um diese zu belagern.
Im Anschluss daran benachrichtigte der Mann der aufgelösten Frau den Bürgermeister, der Alarm schlug und die Wächter des Tores verhaften ließ.
Wahrheit oder Legende? Wahr ist zumindest, dass 1440 zwei Torwächter wegen Verrats hingerichtet wurden. Ob wegen einer Sau oder nicht … ist nicht belegt. Aber die Nördlinger haben so eine nette Geschichte, die auch heute noch überall spürbar ist.
Tag für Tag steigt der Türmer auf den Daniel (St. Georg) hinauf, um von 22:00-24:00 Uhr jede halbe Stunde den Ruf „So, G’sell so“ auszurufen und dadurch zu zeigen, dass er sich auf seinem Posten befindet. Die Sicherheit der Stadt konnte so garantiert werden. In der Sommerzeit ertönt der Ruf in alle Himmelsrichtungen, im Winter hört man den Ruf nur aus einer Richtung.
Wir haben ihn nicht gehört, wir waren zu früh dort und hatten nicht vor bis in die Nacht zu bleiben.
Zurück zur Sau: Auf Grund der Aktion „Nördlingen ist’s wert“, die vom Stadtmarketingverein ins Leben gerufen wurde, existieren heute mehrere Skulpturen des Tieres, die in der ganzen Stadt verteilt sind und die öffentlichen Plätze verschönern sollen. Sie werden auch zu Werbezwecke genutzt und finden sich auch in einigen Gärten oder Fenstern der Einwohner. Auch am Löpsinger Tor befindet sich seit 2011 ein Steinschwein.
Übernachtet haben wir im Mercure City in Saarbrücken, gegessen haben wir im El Sombrero… bei unserem ursprünglichen StammIBIS in Saarbrücken, dass es aber nicht mehr gibt (also das Hotel gibt es schon noch, es ist aber kein IBIS mehr).





