Ursprünglich war nur ein Tagesausflug in die nähere Umgebung geplant, aber dwnn wurde eine kleine Reise daraus. Und die war dann doch anders als gedacht aber das ist mir erst später eingefallen. Eine Rolle spielte das jedoch nicht.
Das Ziel war Heidelberg und auf den Weg dorthin wollten wir uns ein paar Höhlen in der Schwäbischen Alb anschauen: Bocksteinhöhle, Hohlenfels, Charlottenhöhle und Hohle Fels.
Abgesehen von der Charlottenhöhle sind die anderen Teil der UNESCO-Weltkulturstätte HÖHLEN UND EISZEITKUNST IN DER SCHWÄBISCHEN ALB.
Das Erbe umfasst neben der Eiszeitkunst sechs Höhlen (Vogelherd, Hohlenstein, Bockstein, Hohle Fels, Sirgensteinhöhle, Geißenklösterle) auf der Schwäbischen Alb, in denen die ältesten Artefakte menschlichen Kunstschaffens gefunden worden sind. Da die nicht seltenen geologischen Formationen der Höhlen jedoch nur durch die Kunstwerke zu Weltkulturerbe erklärt werden konnten, entschied die UNESCO, hier die Eiszeitkunst als konstitutives Element mit in die Kulturerbedefinition aufzunehmen.
Die Fundstellen wurden als „Wiege der Kunst“ bezeichnet und stellen eine der ersten Siedlungsgegenden des modernen Menschen in Europa dar.
Bocksteinhöhle und Hohlenstein sind Teil des Neandertal Wegs, einem Wanderweg der neben den Höhlen auch noch Holzskulpturen eiszeitlicher Säugetiere zeigt. Das war unser erstes Ziel. Die Bocksteinhöhle war unser erstes Ziel und auch leicht zu finden, aber wenn man die falsche Abzweigung nimmt weil man nicht auf die wirklich gute Beschilderung achtet kann es passieren, dass man zu früh abbiegt… uns ist das passiert und erst als wir fast am Parkplatz waren fiel uns auf, dass wir irgendwie die Hohlensteinhöhle(n) verpasst hatten …. zurück gehen wollten wir aber auch nicht.
Die Höhlen der Region zeichnen sich durch den Fund verschiedener Fossilien und Kulturgegenstände früherer Zeitalter aus. Nachdem in der Nähe der Bocksteinhöhle in der Bärenhöhle Überreste von Höhlenbären gefunden worden waren, führten der Oberförster von Langenau, Ludwig Bürger, und der Pfarrer Friedrich Lösch 1883 und 1884 Ausgrabungen an und in der Bocksteinhöhle durch. Bei diesen Grabungen fanden sie Knochen verschiedenen Wildes, Stein- und Knochengeräte der Höhlenbewohner und zwei menschliche Skelette. Es handelte sich um die Skelette einer jungen Frau und eines Säuglings, der zu ihren Füßen lag.
Zu der Datierung der Skelettfunde herrschte Uneinigkeit zwischen den Experten. Die Entdecker hatten keinen Zweifel daran, dass die Skelette prähistorische Funde waren. Oscar Fraas und Hermann Schaaffhausen teilten diese Einschätzung, während Hermann Hölder und Rudolf Virchow den Skeletten ein recht junges Alter zusprachen. Kurze Zeit später stützte der Pfarrer von Öllingen, Emil Lechler, die Vermutung Hölders und Virchows. Er fand im Kirchenbuch einen Eintrag aus dem Jahr 1739, in dem über den Suizid einer jungen Frau und ihres Kindes sowie die Beisetzung im Lonetal anstatt auf einem Friedhof berichtet wurde. Die Skelette waren danach kein Gegenstand der Forschung mehr und galten später als verschollen. Das Skelett des Neugeborenen wurde in den 1990er Jahren im Museum Ulm wiederentdeckt und auf 6300 bis 6200 v. Chr. datiert, die späte Mittelsteinzeit. Somit zeigte sich, dass Bürger und Lösch mit ihrer Einschätzung recht hatten.
Robert Rudolf Schmidt legte 1908 einen Grabungsschnitt an, wobei er zwar dieselben Fundschichten wie die Altgrabungen in der Höhle fand, jedoch keinen direkten Anschluss bei den Funden. 1932 begann Robert Wetzel mit Unterstützung von Anton Bamberger mit Ausgrabungen im Gebiet des Bocksteins, die mit Unterbrechungen bis 1956 andauerten. In dieser Zeit wurde unter anderem ein Sondagegraben bis hin zum Talgrund angelegt und das Bocksteintörle als pleistozäner Zugang zur Bocksteinhöhle entdeckt.
Die Funde, die bei den verschiedenen Ausgrabungen aufgenommen wurden, befinden sich größtenteils im Ulmer Museum und wurden auch später zu Untersuchungen herangezogen.
Die kulturellen Funde lassen sich auf 50.000 bis 70.000 Jahre zurückdatieren. Sie bezeugen den ältesten Siedlungskomplex des Neandertalers in Süddeutschland. Zu den Werkzeugfunden gehören verschiedene Gegenstände. So fand man 50 Faustkeile und mehrere Hundert Spitzen aus Quarzit oder Hornstein.
Neben Werkzeugen wurden auch Schmuckgegenstände gefunden. So fand man einen Höhlenbärenzahn mit einem durchgebohrten Loch und Schmuck aus Mammutelfenbein und Tonschiefer.
Die Gegenstände stammen aus unterschiedlichen Zeitaltern, die sich sowohl dem modernen Menschen als auch dem Neandertaler zuordnen lassen.
Neben den von Menschen bearbeiteten Gegenständen befanden sich in allen Schichten auch Skelette und Gebisse unterschiedlicher Tiere, durch die auch Rückschlüsse zur Umwelt im Gebiet der Bocksteinhöhle gezogen werden können. In allen Schichten fanden sich zudem Brand- und Schnittspuren, die die Besiedlung der Bocksteinhöhle beweisen.
Außer im Gravettien waren Pferde die häufigsten Vertreter in den einzelnen Schichten, im Gravettien waren es Rentiere, die aber auch in anderen Zeitaltern häufig waren. Außerdem wurden größtenteils auch Überreste anderer Herbivore wie Wildrinder, Hasen und Nager gefunden. Es wurden aber auch Reste von Höhlenbären und anderen Carnivoren entdeckt.
In den meisten Schichten fanden sich Überreste von Arten, die als Zeigerarten für Waldsteppen dienen, beispielsweise Auerhühner, Elche und Luchse. Einzig im Gravettien waren es ausschließlich Steppentiere, sodass in dieser Zeit von einer fehlenden Bewaldung im Gebiet der Bocksteinhöhle ausgegangen wird.
Nach der Bocksteinhöhle änderte ich unsere Pläne um einen Zwischenstopp einzulegen, die Vogelherdhöhle. Ich habe im Internet keine Hinweise gefunden ob die Höhle frei zugänglich ist. Seit 2013 ist sie Teil des Archäopark Vogelherd, auf den es auch zahlreiche Hinweise gibt … nur… der Park ist seit November 2022 dauerhaft geschlossen. Am Parkplatz des Archäoparks erfuhren wir mehr: Archäopark dauerhaft geschlossen (wussten wir), Vogelherdhöhle nicht betretbar (wissen wir jetzt, ärgerlich). Nächstes Ziel …. Charlottenhöhle, obwohl wir noch einen zweiten Versuch unternahmen die Hohlensteinhöhle zu besuchen … allerdings war uns der Fußweg zu lang … also muss der Besuch derselben doch noch etwas warten.
Die Charlottenhöhle ist eine Tropfsteinhöhle. Sie ist mit Seitengängen 587 Meter lang, liegt 487,5 Meter über Normalnull und dürfte zweieinhalb bis drei Millionen Jahre alt sein.
Das Hundsloch, der Eingang zur Höhle, war schon 1591 in einer Forstkarte eingetragen; die örtliche Bevölkerung warf Kadaver von Haustieren in dieses Loch. Die erste Befahrung unternahm Oberförster Hermann Emil Sihler im Frühjahr 1893 mit einer Strickleiter. Bei weiteren Befahrungen und Grabungen wurde die Höhle freigelegt, für den Publikumsverkehr erschlossen und mit einer elektrischen Beleuchtung ausgestattet. Die feierliche Eröffnung fand am 17. September 1893 statt.
Am 23. September besuchte die Königin Charlotte von Württemberg die nach ihr benannte Höhle: Sie wird als Schauhöhle auf einer Länge von 532 Metern touristisch genutzt und ist eine der Infostellen des UNESCO Geoparks Schwäbische Alb etwa 100 Kilometer östlich von Stuttgart.
Der von fließendem Wasser gebildete, verhältnismäßig enge Höhlengang zieht sich schlauchartig durch den Berg und ist von mehr als zehn geräumigen, oft recht hohen Hallen unterbrochen. Die Höhle enthält reiche Versinterungen mit verschiedenen Tropfsteinformen. Die Charlottenhöhle gilt mit ihrem Tropfsteininventar als eine der schönsten Schauhöhlen in Deutschland (da kann man geteilter Meinung sein, aber alleine schon wegen der Enge der Gänge ist die Höhle sehenswert). Im Juli 2005 wurde am Fuße der Charlottenhöhle das Informationszentrum HöhlenHaus erbaut. Um das HöhlenHaus entstand die HöhlenErlebnisWelt und am Aufgang zur Charlottenhöhle ein Zeitreisepfad. Im Juli 2008 wurde das HöhlenSchauLand, ein multimediales Museum, in unmittelbarer Nähe des HöhlenHauses eröffnet.
In der Charlottenhöhle wurden zahlreiche jungdiluviale Säugetierreste gefunden, die alle der letzten großen Eiszeit zuzuordnen sind. Dies hängt damit zusammen, dass die Höhle lange einen ebenerdigen Zugang hatte, bevor dieser verschüttet und zugeschwemmt wurde. In der Höhle fanden 1893 Grabungen für wissenschaftliche Untersuchungen und zur Verlegung der elektrischen Beleuchtung statt. Eberhard Fraas fand Überreste von acht eiszeitlichen Säugetieren, darunter zwei Mittelfußknochen des Höhlenlöwen (Panthera spelaea) und ein Oberkieferbruchstück einer Höhlenhyäne (Crocuta crocuta spelaea). Kurz nach der Entdeckung der Höhle, am 29. Juni 1893, berichtete er in Kirchheim unter Teck bei der 48. Generalversammlung des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg von ausgegrabenen Knochen und Zähnen einer kleinen schlanken Form des Höhlenbären (Ursus spelaeus).
Beim Ausgraben des verschütteten Höhleneinganges konnten Knochen von Wildpferd (Equus ferus) und Rentier (Rangifer tarandus) geborgen werden. Bei Grabungen wurden außerdem Reste des Wollnashorns (Coelodonta antiquitatis) und eines Wildrinds (Bos) sowie des groß- und kleinwüchsigen Höhlenbären gefunden. Insgesamt konnten 136 Skelettteile gefunden werden. Sie wurden in das Königliche Naturalienkabinett zu Stuttgart zur Verwahrung gebracht. Im Jahre 1960 fanden weitere Grabungen in der Höhle statt, wobei weitere Funde wie von einer eiszeitlichen Großkatze, darunter ein 45 Zentimeter langer Ellenknochen, gemacht wurden. Zahlreiche Knochen wie die von Pferden, Rindern, Schafen, Schweinen, Katzen und Hunden sind jüngeren Datums und stammen wahrscheinlich von Tieren, die erst nach dem Verschluss des eigentlichen Höhleneinganges durch das Hundsloch in die Höhle gelangten. Überreste von eiszeitlichen Jägern wie bei Höhlen im benachbarten Lonetal konnten in der Charlottenhöhle nicht nachgewiesen werden
Und weil wir von Höhlen an diesem Tag nicht genug hatten ging es weiter zum Hohle Fels. Dort wurde die Saison mit zahlreichen Führungen eröffnet und wir ergatterten noch einen Platz in einer englischsprachigen Führung … Fraglich nur, wie viele der Besucher kein deutsch sprachen.
Am Ende der Führung zeigte unser Höhlenguide noch wie man in der Steinzeit Werkzeuge herstellte.
Die Karsthöhle Hohler Fels ist seit dem 19. Jahrhundert einer der bedeutendsten archäologischen Fundplätze des Jungpaläolithikums in Mitteleuropa. Seit der Zeit ist außerdem die mundartliche Schreibweise Hohlefels belegt, neuerdings auch in der Schreibweise Hohle Fels.
Die Höhle besteht aus einem 30 Meter langen Gang und der darauffolgenden Halle, aus der zu beiden Seiten ein jeweils etwas über 20 m langer Gang auszweigt. Die Höhlenhalle ist mit bis zu 30 m Höhe, 500 m² Grundfläche und einem Rauminhalt von 6000 m³ eine der größten der Schwäbischen Alb. Aufgrund der charakteristischen Form wird der Hohle Fels als Backofenhöhle bezeichnet.
Das bekannteste Fundstück der Höhle dürfte die VENUS VOM HOHLEFELS sein, aber neben dieser wurden noch einige andere spektakuläre Funde, die zu den ältesten Kunstwerken der Menschheit gehören.
Der Hohle Fels war nun bei weitem nicht die erste Höhle, die wir besichtigten, aber es gibt immer wieder etwas zu entdecken und man kann sehen wie unterschiedlich Höhlen sein können. Was uns bisher noch nie untergekommen ist (soweit ich mich erinnern kann) war die sogenannte Mondmilch.
Mondmilch (lat. Lac Lunae) ist die Bezeichnung für eine spezielle Art von Calcitablagerung. Der Begriff beruht auf einer historischen Beschreibung der Höhle Mondmilchloch am Pilatus aus dem Jahr 1555. Oft wird im Deutschen fälschlicherweise auch der Name Bergmilch bzw. Montmilch (Lac Montanum), teilweise auch Nix verwendet. Namensgebend ist die Mondmilch auch für die Mondmilchhöhle bei Lenningen-Gutenberg.
Mondmilch ist meistens rein weiß bis milchig. Im Gegensatz zum harten Sinter oder Tropfstein ist sie weich und porös. In seltenen Fällen gibt es auch Mondmilch in flüssiger Form. So wurde im Baskenland die sensationelle Entdeckung eines Mondmilch-Flusses gemacht. Im Alpstein (Ostschweiz), insbesondere in den Höhlen des Kamors, wurde im 19. Jahrhundert Mondmilch gesammelt und als Heilmittel für Menschen und Vieh benutzt.
Berühren durften wir sie nicht, aber es hätte mich schon interessiert wie sich das anfühlt.
Die Felsen um den Hohle Fels wurden auch von Kletterern genutzt.
Drei Höhlen sehr unterschiedlicher Art hatten wir gesehen, jede auf ihre Art ungewöhnlich und bei den Führungen hatten wir auch einiges neues erfahren.
Die schwäbische Alb hat einiges zu bieten und wir werden wohl noch mehr erkunden …
Nach dem Hohle Fels fuhren wir nach Heidelberg.
Nachdem wir in Moe’s Roadhouse lecker gegessen hatten machten wir noch einen kleinen Spaziergang entlang des Neckars … es war ein warmer Abend und entsprechend viel los.
HÖHLEN UND EISZEITKUNST IN DER SCHWÄBISCHEN ALB
Höhlenerlebniswelt Charlottenhöhle