(Erstveröffentlichung am 16. Februar 2016)
Abreisetag. Geplant waren Besuche im Naturhistorischen Museum in Wien und dem Urzeitmuseum in Taufkirchen. Nachdem wir das Haus des Meeres gestern nicht mehr geschafft hatten, sollte es heute auf dem Programm stehen. Abhängig von der Aufenthaltsdauer in Wien wollten wir spontan entscheiden, ob wir noch nach Taufkirchen fahren würden oder nicht.
Zuvor wurde noch ausgiebig im Hotel gefrühstückt. Wir hatten Glück.
Gestern war kurz vor uns eine Horde (Gruppe könnte man nicht sagen, dazu waren es zu viele) von Studenten (Nehme ich an) angekommen. Aber das klingt schlimmer als es war, große Beeinträchtigungen gab es nicht, selbst beim Frühstück war nur ein Bruchteil der Horde anwesend.
Sowohl das Naturhistorische Museum als auch das Haus des Meeres waren vom Hotel aus ohne Schwierigkeiten zu Fuß zu erreichen. Weniger als eine halbe Stunde und wir waren im Museum.
Geologie interessiert mich eher wenig (Bzw. gar nicht) und durch die entsprechenden Teile des Museums wären wir eher schnell durchgegangen, wenn sich die Ausstellung nicht als interessanter als erwartet herausgestellt hätte.
Etwa um das Jahr 1750 kaufte Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen, der in den habsburgischen Erblanden mitregierende Ehemann der österreichischen Monarchin Maria Theresia, vom Florentiner Johann Ritter von Baillou (1679−1758) die zu dieser Zeit größte Sammlung an Naturalien. Das Herz der Sammlung bildeten 30.000 Objekte, darunter seltene Schnecken, Korallen, Muscheln sowie kostbare Edelsteine und seltene Mineralien. Schon damals wurde die Sammlung nach wissenschaftlichen Kriterien geordnet.
Im Laufe der Zeit wurden die Sammlungen so umfangreich, dass die Räumlichkeiten der Hofburg nicht mehr genug Platz boten. Im Zuge der von Franz Joseph I. zu Weihnachten 1857 in Auftrag gegebenen Schleifung der nicht mehr zeitgemäßen Wiener Stadtmauer und des Baues der Ringstraße sah der mit der Verwertung der Grundstücke beauftragte Stadterweiterungsfonds auch Platz für Neubauten für zwei Hofmuseen vor, das naturhistorische und das kunsthistorische. Die naturhistorischen Sammlungen befanden sich zu dieser Zeit nicht mehr im Privatbesitz des Hauses Habsburg-Lothringen, sondern waren als Hofärar, vom Kaiserhof direkt verwaltetes Staatsvermögen, definiert; die kunsthistorischen Sammlungen waren Eigentum der Familienfonds des Kaiserhauses. Für die beiden Museumsbauten fungierte daher der Hofstaat des Kaisers als Auftraggeber.
Der Architekt wurde von 1867 an in einem Wettbewerb ermittelt, an dem Karl Hasenauer teilnahm; der Kaiser ließ Hasenauers Pläne von Gottfried Semper begutachten, und Hasenauer gewann ihn zur Mitarbeit. Daraus ergab sich eine nicht immer harmonische Gemeinschaftsarbeit der beiden Architekten an beiden Museen. Der Bau beider Hofmuseen begann 1871, sechs Jahre nach der feierlichen Eröffnung der Ringstraße; das Kunsthistorische Museum wurde aber 1891, zwei Jahre später als das NHM, eröffnet. Der Bau wird von einer bis in 65 Meter Höhe aufragenden Kuppel gekrönt, die eine kolossale Bronzestatue des griechischen Sonnengottes Helios trägt – Symbol des allbelebenden Elementes in der Natur. Diese Figur, wie auch die gegenüberliegende Pallas Athene auf der Kuppel des Kunsthistorischen Museums, wurde von Johannes Benk geschaffen.
Die beiden Museumsbauten waren von ihrer Anordnung quer zur Ringstraße darauf ausgerichtet, mit zwei an der anderen Seite der Straße anzuschließenden neuen Trakten der Hofburg und der historischen Front der Hofburg ein monumentales Kaiserforum einzurahmen (siehe auch Heldenplatz), das auf Grund des Endes der Monarchie 1918 Torso blieb. Semper und Hasenauer bauten aber von 1881 an einen der beiden geplanten neuen Trakte der Hofburg, die so genannte Neue Burg, zwischen Kunsthistorischem Museum und Hofburg. Und sie bauten an einem anderen Teil der Ringstraße 1874–1888 das neue k.k. Hof-Burgtheater.
Das NHM, seit 1920 ein Bundesmuseum unter der Aufsicht des Unterrichtsministeriums, nahm in den folgenden Jahrzehnten eine unauffällige Entwicklung. Das klein gewordene republikanische Österreich brachte nicht die Mittel auf, das NHM neueren museologischen Erkenntnissen entsprechend zu gestalten oder die Sammlungen durch aufsehenerregende Zukäufe zu erweitern. Während der Herrschaft der Nationalsozialisten, 1938–1945, erhielt das Museum Bestände aus „arisiertem“ jüdischen Besitz. Der letzte vor der NS-Zeit 1933 bestellte Generaldirektor, Hermann Michel, der 1938 abgesetzt wurde, fungierte 1947–1951 neuerlich als solcher. Nach 1945 war die Rückgabe unrechtmäßig akquirierter Objekte an die rechtmäßigen Eigentümer in ganz Österreich Jahrzehnte lang kein großes Anliegen der Politik und der Verwaltung. Erst die auf internationalen Druck in den 1990er Jahren beschlossenen Restitutionsbestimmungen führten dazu, dass sich die staatlichen Sammlungen, so auch das NHM, zu systematischer Suche nach zurückzustellenden Objekten veranlasst sahen.
Seit 1978 bestand im NHM der so genannte Rassensaal, in dem die Evolution der Menschen hin zu Menschenrassen mit verschiedenen Schaustücken und diese bewertenden Begleittexten dargestellt wurde. 1993 kritisierte der britische Anthropologe Adam Kuper den Schauraum als Manifestation „nazi-ähnlicher Rassenforschung“. Erst nach einer Reihe von Artikeln darüber in der Wiener Stadtzeitung Falter und mehreren parlamentarischen Anfragen der Grünen an den zuständigen Wissenschaftsminister wurde die Ausstellung 1996 geschlossen. Die Eröffnung der von Grund auf neu gestalteten anthropologischen Säle erfolgte im Januar 2013.
Heute verzeichnet das Museum jährlich über 500.000 Besuche und kann in den Teilen, in denen Objekte und Einrichtung die gleichen sind wie zur Eröffnung 1889, als Museum eines Museums betrachtet werden.
Das Museumsgebäude erstreckt sich zwischen Zweierlinie bzw. Museumsplatz und Burgring; die Rückseite grenzt an die Bellariastraße. Die Vorderseite im Südosten wendet sich dem symmetrischen Park und dem gegengleichen Kunsthistorischen Museum zu. Das Gebäude ist 170 m lang und im Mittelteil 70 m breit und umschließt zwei rechteckige Höfe von etwa 50 m Länge und 25 m Breite, und bedeckt eine Fläche von etwa 8720 m2. Es ist in vier Geschosse, Tief-, Hochparterre, I. und II. Stock unterteilt. Die Attika des vorspringenden Mittelrisalit ist 32 m hoch und wird von einer 33 m hohen achteckigen Kuppel überragt, auf deren Laterne eine 3,4 m hohe bronzene Statue des griechischen Sonnengottes Helios von Johannes Benk steht. Die Kuppel wird umkränzt von vier Tabernakeln, die sitzende Statuen von Hephaistos, Gaia, Poseidon und Urania, den vier Elementen der Antike, enthalten. Ausgeführt wurde diese Figuren sowie die insgesamt 16 Giebelfüllungen, welche allegorische Figuren darstellen, von Johann Silbernagl. Unter der Kuppel befindet sich das prunkvolle Stiegenhaus. An ihr ist in goldenen Buchstaben die kaiserliche Widmung angebracht: „Dem Reiche der Natur und seiner Erforschung“. Auf der Attika stehen die Statuen bedeutender Naturforscher und allegorische Figuren der Naturkräfte beginnend an der Museumsecke Ring-, Bellariastrasse. Die Fassade und die Stuckdekorationen in den Innenräumen zeigen die historische Erschließung von Welt und Weltraum. Des Weiteren befinden sich in den Ausstellungsräumen über 100 Ölgemälde mit Motiven aus der Welt der Wissenschaft.
Bis 2010 hatte das Naturhistorische Museum auch ein Vivarium mit lebenden Tieren. Leider wurde die gesamte Tierhaltung nach Leitungswechsel aufgegeben.
Ein Besuch lohnt sich trotzdem.
Der Museumsbesuch war sehr interessant (und unterhaltsam in manchen Belangen …leider war das Museum gut besucht und so konnten wir einige der interaktiven „Spiele“ nicht ausprobieren … wie ich als Frühmensch ausgesehen hätte, kann ich also nicht sagen).
Danach machten wir einen Zwischenstopp bei McD, bevor wir es bis vor das Haus des Meeres schafften.
Vielleicht hätten wir den AquaTerraZoo vor dem Museum besuchen sollen, jedenfalls war uns der Andrang an der Kasse zu groß, so dass wir von einem Besuch absahen.
Für das Museum in Taufkirchen war es auch zu spät, also fuhren wir direkt nach Hause, auch wenn wir nicht durchgehend auf der Autobahn fahren konnten. Aber so eine Fahrt durch die Gegend hat auch was schönes.