Vom Aussterben bedroht – Sperlingsvögel 3 (Archiv)

(Erstveröffentlichung 1. November 2012)

Familie: Monarchen

Boano-Monarch
Der Boana-Monarch ist endemisch auf der nordwestlich von Seram gelegenen Insel Boano in den südlichen Molukken. Der Boano-Monarch galt bis 1995 als Unterart des Brillenmonarchen.
Er erreicht eine Größe von 16 Zentimetern. Kopf, Oberseite, Oberflügel und die mittleren Schwanzfedern sind schwarz. Die äußeren Schwanzfedern sind von der Mitte bis zu den Spitzen weiß. Kinn und Kehle sind schwarz. Die untere Wangenseite, die Unterseite und die Unterschwanzdecken sind weiß. Die Iris ist dunkel. Die Schnabel ist gräulichblau, die Beine sind hellgrau. Die Stirn zeigt einen weißen Flecken. Die Geschlechter sehen gleich aus.
Bei den immaturen Vögeln ist die Oberseite schiefergrau. Die Flügel sind bräunlicher und der Schwanz ist schwarzgrau. Die drei äußeren Steuerfedern haben weiße Spitzen. Die Unterseite ist stumpfweiß. Die Brust ist manchmal lachsrosa verwaschen.
Sein Gesang besteht aus einem klaren tjuuu-tjuuu, gefolgt von einem weichen, andauernden summenden Triller, der nach etwa sechs Sekunden abklingt. Der Alarmruf ist ein schnarrendes schrrwie schrrwie, das ununterbrochen für ein paar Sekunden wiederholt wird.
Über seine Lebensweise ist nur wenig bekannt. Er bewohnt die von dichten halb-immergrünen Sekundärwäldern dominierten Schluchten und Täler der Gebirgsausläufer in Höhenlagen bis 150 m. Der Mageninhalt von einem untersuchten Exemplar enthielt Käfer und die Larven von kleinen Wirbellosen. Der Boano-Monarch ist einzeln, paarweise oder in kleinen Familiengruppen zu beobachten. Manchmal ist er auch in gemischten Vogelschwärmen anzutreffen. Bei der Nahrungssuche bewegt er sich flink durch das dichte niedrige Unterholz, die untere Baumschicht oder durch das Bambusdickicht.
Der Boano-Monarch war lange nur vom Holotypus aus dem Jahre 1918 bekannt, bis er 1991 am Gunung Tahun wiederentdeckt wurde. Beobachtungen im Jahre 1994 in einem 5 ha großen Waldstreifen ergaben eine Schätzung von 5 bis 10 Individuen. Insgesamt schätzt die Naturschutzorganisation BirdLife International den Bestand auf 100 bis 200 Exemplare. Durch die fortschreitende Zerstörung der Wälder ist sein Lebensraum auf eine Fläche von vermutlich nur noch 15 % des ursprünglich vorhandenen Lebensraumes geschrumpft.

Familie: Ameisenvögel

Rio-de-Janeiro-Ameisenschlüpfer
Der Rio-de-Janeiro-Ameisenschlüpfer ist endemisch im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro.
Der Rio-de-Janeiro-Ameisenschlüpfer erreicht eine Größe von 9,5 cm. Das Männchen ist bleifarben mit einem schwarzen Latz, der sich bis zum Oberbauch erstreckt. Die Flügel sind schwarz mit weißen Flecken auf den Decken. Der schwarze Schwanz ist nicht markiert. Der schlanke Schnabel ist dunkel. Das Weibchen hat einen grauen Kopf. Die Kehle ist heller. Die Oberseite ist hell lederfarben-rötlichbraun. Der Schwanz ist leuchtender gefärbt. Die Unterseite lederfarben-rötlichbraun. Die Stimme besteht aus nasalen „kíu“-Lauten.
Über seine Lebensweise ist kaum etwas bekannt. Das Typus-Exemplar von 1982 wurde in einer teilweise isolierten und stark gestörten Waldparzelle entdeckt. Die nachfolgenden Beobachtungen im Reserva Ecologica de Guapi Acu waren in einem jungen Sekundärwald in einer Höhenlage zwischen 35 und 200 m. Am häufigsten wurden die Vögel in gemischten Schwärmen mit anderen insektenfressenden Vogelarten, einschließlich dem Südlichen Einfarbameisenschlüpfer, beobachtet. Bei der Nahrungssuche hält er sich weniger als zwei Meter über dem Boden zwischen den dichten Weinwurzeln auf.
Der Rio-de-Janeiro-Ameisenschlüpfer ist nur vom Holotypus aus dem Jahre 1982 bekannt, der bei Santo Aleixo in der Nähe der Gemeinde Magé in Zentral-Rio-de-Janeiro gesammelt wurde. Nachweise aus dem Reserva Ecologica de Guapi Acu ab dem Jahr 1994 sind nicht eindeutig, da die Art vom Gesang her nicht vom Weißflanken-Ameisenschlüpfer zu unterscheiden ist, der in derselben Region vorkommt. Vermutlich könnte es sich beim Rio-de-Janeiro-Ameisenfänger um eine Hybride aus Weißflanken-Ameisenschlüpfer und Südlichen Einfarbameisenschlüpfer oder um eine lokale Morphe des Weißflanken-Ameisenschlüpfers handeln.

Nördlicher Einfarbameisenschlüpfer
Der Nördliche Einfarbameisenschlüpfer ist endemisch in den Bundesstaaten Alagoas und Pernambuco in Brasilien. Das Artepitheton ehrt den britischen Ornithologen David Snow.
Der Nördliche Einfarbameisenschlüpfer erreicht eine Länge von 9,5 Zentimetern. Das Männchen ist vollkommen grau. Die Kehle ist hellgrau mit einem unauffälligen kleinen schwarzen Fleck. Das Weibchen ist rötlichbraun mit einem rostroten Schwanz. Die Kehle ist weißlich, die Unterseite rötlich-lohfarben. Der Nördliche Einfarbameisenschlüpfer galt bis 1992 als Unterart des Südlichen Einfarbameisenschlüpfer (Myrmotherula unicolor). Da die Taxa aber in unterschiedlichen geografischen Arealen vorkommen, wird der Nördliche Einfarbameisenschlüpfer seit 1992 als eigenständige Art betrachtet. Beim Nördlichen Einfarbameisenschlüpfer ist der Schwanz kürzer und der Schnabel länger als bei seinem Verwandten. Das Weibchen des Nördlichen Einfarbameisenschlüpfer ist zudem an der Unterseite mehr rötlichbraun als das Weibchen des Südlichen Einfarbameisenschlüpfer. Der Gesang besteht aus einer Reihe von drei bis sechs nach unten verzogenen klaren Flötentönen. Sein Alarmruf besteht aus einem nyiih-nyeeh-nyaah und sein Kontaktruf ist ein kleek.
Der Nördliche Einfarbameisenschlüpfer bewohnt in Paaren oder kleinen gemischten Schwärmen (oft zusammen mit dem Weißflanken-Ameisenschlüpfer (Myrmotherula axillaris)) die mittleren Baumschichten der Tieflandregenwälder am Atlantik in Höhenlagen von 400–550 m. Bei der Nahrungssuche bewegt er sich zwischen 1,5 bis 9 m über dem Boden. Er ernährt sich überwiegend von Spinnentieren, Käfern, Ameisen und Schaben. Brütende Weibchen wurden im Februar beobachtet und Jungvögel im Mai.
1979 wurden erstmals zwei Männchen und zwei Weibchen bei Murici im brasilianischen Bundesstaat Alagoas gesammelt. 1984 kam ein weiteres juveniles Männchen hinzu. Während der 1990er-Jahre sowie im Jahre 2000 beobachteten die Forscher immer nur eine sehr geringe Anzahl von Individuen. In den letzten Jahren wurden auch Exemplare bei Mata do Estado und bei Frei Caneca im Bundesstaat Pernambuco entdeckt. In den 1970er-Jahren hatte der Wald bei Murici noch eine Fläche von 70 km². Bis 1999 war die Fläche auf 30 km² zusammengeschrumpft. Der Wald ist heute stark fragmentiert und musste Zuckerrohrplantagen und Weideland weichen. Dazu kommen Buschfeuer, die die wenigen Waldfragmente bedrohen. Zum Schutz des Nördlichen Einfarbameisenschlüpfer wurde bei Frei Caneca ein privates Naturschutzgebiet mit einer Waldfläche von 6 km² errichtet.

Familie: Bülbüls

Fleckflügelbülbül
Der Fleckflügelbülbül bewohnt ein sehr kleines Areal in Liberia.
Der Fleckflügelbülbül wurde erst 1981 von dem deutschen Forstökologen und Ornithologen Wulf Gatter entdeckt und 1985 beschrieben. Er erreicht eine Körperlänge von 15 Zentimetern. Er ist oberseits einfarbig oliv; die Unterseite des Körpers ist blassgelb. Die Brust zeigt einen verwaschenen, olivfarbenen Fleck. Diagnostisch sind die gelben Spitzen der Armschwingen und der großen Armdecken.
Der Fleckflügelbülbül hat ein sehr kleines Verbreitungsgebiet, das weniger als 100 km² groß ist. Er ist nur von zwei Waldfragmenten 20 km nordwestlich von Zwedru nahe dem Fluss Cavalla River im Grand Gedeh County im südöstlichen Liberia bekannt. Trotz mehrerer Suchen (zu Beginn des Bürgerkrieges in Liberia) wurde der Vogel bisher nicht in anderen Gebieten nachgewiesen.
Der Fleckflügelbülbül ist ein Bewohner des Upper Guinea Rainforest, einem Gebiet, das laut IUCN zu den 25 herausragendsten Biodiversitätszentren (Biodiversity Hotspots) der Erde zählt. Sein Lebensraum ist die Übergangszone zwischen immergrünen und halbimmergrünen Wäldern. Er schließt sich Trupps von verschiedenen Vogelarten an und geht auf den stammnahen Ästen in vier bis acht Meter Höhe auf Nahrungssuche.
Trotz Nachforschungen gab es seit 1985 keine Nachweise mehr über die Art. Der Wald in der Terra typica wurde von Kleinbauern gerodet und ist nun stark fragmentiert. Auch der Bürgerkrieg hat zur Zerstörung des Waldes beigetragen.

Familie: Mückenfänger

Iquitos-Mückenfänger
Der Iquitos-Mückenfänger ist ein seltener, wenig erforschter Singvogel, der erst 2005 beschrieben wurde. Er ist in Peru heimisch.
Der Iquitos-Mückenfänger erreicht eine Länge von 12 Zentimetern. Er ist hellgrau mit einem dünnen schwarzen Schnabel. Die Iris ist schwarz und von einem auffälligen unterbrochenen weißen Augenring umgeben. Die Beine sind schwarz. Kehle und Brust sind einheitlich grau. Bauch, Unterschwanz und Unterschwanzdecken sind weißlich. Der Schwanz hat weiße Ränder. Die Männchen unterscheiden sich von den Männchen der meisten anderen Mückenfängerarten durch die fehlende Schwarzfärbung am Oberkopf.
Der Iquitos-Mückenfänger ist endemisch in einem 19 km² großen Waldgebiet, das aufgrund seiner Bodenbeschaffenheit als „Wald mit weißem Sand“ (white-sand rainforest) bezeichnet wird. Er bewohnt unterschiedliche Baumschichten zwischen 15 und 30 Metern.
Bisher wurden 15 Paare im Reserva Nacional Allpahuayo-Mishana 25 km westlich von Iquitos im Departamento Loreto in Peru nachgewiesen. BirdLife International schätzt den Gesamtbestand auf 50 bis 250 Exemplare. Als Hauptgefährdung gelten illegale Waldrodung innerhalb des Reservats für Holzkohle-, Brennholz- und Bauholzgewinnung sowie die landwirtschaftliche Nutzung der Umgebung von Iquitos.

Familie: Zaunkönige

Niceforo-Zaunkönig
Der Niceforo-Zaunkönig wird etwa 15 Zentimeter lang. Er ist allgemein rötlichbraun und weiß. Die Haube und der Mantel sind olivbraun. Die übrige Oberseite ist rötlichbraun und verleiht ihm ein zweifarbiges Äußeres. Das Gesicht zeigt einen hervorstehenden weißen Augenstreif. Flügel und Schwanz sind schwarz gebändert. Die Kopfflanken sind schwarz und weiß gestrichelt. Die Unterseite ist weiß mit hell graubraunen Flanken und Seiten. Die Unterschwanzdecken sind schwarz gebändert. Sein Gesang besteht aus mehreren tiefen, langsamen, weichen, lebhaften Pfiffen, denen hohe Töne vorausgehen.
Der Niceforo-Zaunkönig war lange Zeit nur durch zehn Exemplare bekannt, die zwischen 1944 und 1948 bei San Gil am Rio Fonce südlich von Bucaramanga gesammelt wurden. Erst im Jahre 1989 konnten zwei weitere Vögel beobachtet wurden. Die nächste Sichtung war erst wieder im Jahre 2000. Der Nicoforo-Zaunkönig kommt nur an den Westhängen der Ostanden in Santander vor. Hier bewohnt er dichtes Akazienbuschland in einem halbtrockenen Tal des großen intramontanen Entwässerungsbeckens des Rio Sagamosa in einer Höhe von 1095 m. Nördlich von San Gil werden die Hügel von Kaffee- und Zuckerrohrplantagen dominiert, die von diesem Vogel gemieden werden. Der Lebensraum des Niceforo-Zaunkönigs wurde durch die Landwirtschaft stark verändert, das Akazienbuschland ist zudem durch die Überweidung durch Ziegen und Rinder gefährdet.

Familie: Drosseln

Taita-Drossel
Die Taita-Drossel ist in den Taita Hills in Kenia endemisch.
Die Taita-Drossel wurde ursprünglich als Unterart der Kapdrossel angesehen, gilt aber seit 1985 als eigenständige Art. Sie erreicht eine Länge von 20 bis 22 cm. Kopf, Brust und Oberseite sind dunkel gefärbt. Die Unterseite ist weiß und die Flanken rostbraun getönt. Augen und Schnabel weisen ein helles Orange auf.
Die Taita-Drossel kommt ausschließlich in vier voneinander unabhängigen kleinen Waldparzellen in den Taita Hills in Kenia vor. Diese sind Mbololo mit ca. 200 ha, Ngangao mit ca. 92 ha, Chawia mit ca. 50 ha und Yale mit 2 ha.
Sie ist auf montane Nebelwälder beschränkt, obwohl die Bereiche in denen sie vorkommt in der Vergangenheit stark abgeholzt wurden. Sie vermeidet Sekundäre Wälder, Buschvegetation und kultivierte Areale. Trotz extensiver Forschungen sind nur wenige Wanderungen zwischen den einzelnen Waldfragmenten festgestellt werden. Sie bevorzugt schattige Areale mit dichtem Untergestrüpp, mit einer dicken Humusschicht oder Areale mit wenig oder keiner Pflanzenbedeckung. Am häufigsten ist sie im ungestörten Wald von Mbololo, versteckt im dichten Unterholz anzutreffen. Hier leben 78 % des Weltbestandes. Am seltensten ist sie in Chawia, wo das Blätterdach licht und das Untergestrüpp sehr verbuscht ist. Ihre Nahrung besteht überwiegend aus Früchten. Sie hat eine monagame Lebensweise und ist erdgebunden. Selten hält sie sich mehr als 2 m über dem Boden auf. Die Brutzeit ist zwischen Januar und Juli. Das Gelege besteht aus ein bis drei Eiern.

Principe-Drossel
Die Principe-Drossel ist auf der Insel Príncipe im Golf von Guinea endemisch.
Die Príncipe-Drossel wurde lange Zeit als Unterart der São-Tomé-Drossel angesehen, seit 2010 ist sie jedoch als eigenständige Art anerkannt. Sie erreicht eine Größe von 24 Zentimetern. Der Kopf unterhalb der Augen, die Oberseite und der Schwanz sind matt oliv-braun. Der Oberkopf ist etwas dunkler. Kinn und Hals sind dunkel gelbbraun mit weißlichen Stricheln. Die gelbbraun verwaschene Brust zeigt eine dunkle, grobe und ungleichmäßige Schuppenzeichnung. Die restliche Unterseite ist weißlich mit einer dunkel gelbbraunen Wellenzeichnung. Die Iris ist braun bis rot. Die hell orange-gelblichen Unterflügeldecken kontrastieren mit den cremefarbenen Armschwingen. Der große Schnabel und die Beine sind gelb. Die Geschlechter sehen gleich aus. Die Jungvögel ähneln den Altvögeln. Bei ihnen ist die Oberseite hell gelbbraun getüpfelt und die Unterseite braun gefleckt.
Die Art ist vom Tiefland bis in Höhenlagen von mindestens 800 Metern anzutreffen. Die meisten Individuen wurde jedoch oberhalb von 400 Metern beobachtet. Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Wirbellosen und Früchten. Vergleiche mit der São-Tomé-Drossel legen die Vermutung nahe, dass die Brutzeit von Ende Juli bis Januar stattfindet, mit einem Höhepunkt zwischen Oktober und Dezember. Das Nest ist eine voluminöse Schale, die aus trockenen Pflanzenteilen vermischt mit Schlamm gebaut und außen mit Laub, Moos und Zweigen verkleidet wird. Das Gelege besteht in der Regel aus zwei Eiern.
Die Príncipe-Drossel wurde 1901 von Leonardo Fea entdeckt. Nach dem Ausbleiben von Sichtungen seit den 1920er-Jahren galt die Art lange Zeit als verschollen, bis sie 1997 im Südwesten von Príncipe wiederentdeckt wurde. Nach einer Erhebung im Jahre 2007 wurde die Population auf 364 Individuen geschätzt. Anschließend hielten die an der Expedition beteiligten Ornithologen Martin Dallimer, Martim Ferreira Pinto Pinheiro de Melo, Nigel J. Collar und Peter J. Jones diese Ziffer für zu hoch gegriffen, weil die Art nicht alle primären Urwaldbereiche bewohnt und die Daten vermutlich durch die Gewohnheit der Drosseln, sich in Menschennähe aufzuhalten, verzerrt seien. Gegenwärtig geht man von einer Zahl von weniger als 250 Altvögeln aus. BirdLife International nahm die Príncipe-Drossel 2011 in die Rote Liste der gefährdeten Vogelarten auf und klassifizierte sie in die Kategorie „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered). Es gibt Anzeichen dafür, dass die Entwaldung Príncipes seit der menschlichen Besiedlung im 16. Jahrhundert zu einem dramatischen Rückgang der Art geführt hat. Die Entwaldung ist nach wie vor eine Bedrohung, sie lässt jedoch Dank des Schutzes des Primärwaldes nach. Da die Príncipe-Drossel sehr zutraulich ist, wird spekuliert, dass die Art unter der opportunistischen Jagd leidet. Aus dem Vergleich der Erhebungsdaten und Befragungen mit der lokalen Bevölkerung ergeben sich jedoch nur Indizien, dass die Príncipe-Drossel aus den Waldbereichen verschwindet, die häufig von den Einheimischen aufgesucht werden. Für eine Art, die auf eine kleine Insel beschränkt ist, stellen auch invasive Tierarten eine Bedrohung dar.

Familie: Brillenvögel

Mauritius-Brillenvogel
Der Mauritius-Brillenvogel ist endemisch auf der Insel Mauritius.
Diese Art wurde erstmals 1817 vom französischen Ornithologen Louis Jean Pierre Vieillot beschrieben. Der Mauritius-Brillenvogel erreicht eine Länge von ca. 10 cm. Die Oberseite ist matt olivgrün, die Unterseite ist blasser gefärbt. Bauch und Bürzel haben eine gelbe Tönung. Um die Augen befindet sich ein auffälliger weißer Ring. Männchen und Weibchen sehen gleich aus. Sein Lebensraum sind immergrüne Büsche und Wälder im Bereich des Black River Gorge Nationalparks und des Macchabée-Bel-Ombre-Biosphärenreservates. Seine Nahrung besteht aus Nektar und Insekten. Während der Brutsaison von September bis März werden zwei blasse Eier in ein becherförmiges Nest gelegt, das gut im Blattwerk versteckt wird. Beide Eltern beteiligen sich an der Jungenaufzucht. In der Regel wird ein Jungvogel großgezogen, der nach 14 Tagen flügge wird.
Der Mauritius-Brillenvogel gehört zu den seltensten Vögeln auf Mauritius. Die schwer zu beobachtenden Vögel bewohnen ein Areal von 25 km². Die Hauptgefährdung sind eingeführte Affen und Ratten, die die Nester plündern. Der Bestand ging innerhalb von 25 Jahren von 700 Exemplaren im Jahre 1975 auf nur noch 120 Paare im Jahre 2002 zurück. Da er sich als Nahrungsspezialist vom Nektar bestimmter einheimischer Blüten ernährt, ist ein weiterer dramatischer Rückgang auch auf die invasiven Pflanzen zurückzuführen, die seine Nahrungspflanzen verdrängt haben. Derzeit findet für jedes gefundene Nest ein Monitoring durch die Mauritian Wildlife Foundation statt.

Sangihe-Brillenvogel
Das Verbreitungsgebit des Sangihe-Brillenvogels ist auf die Sangihe-Inseln im nördlichen Indonesien beschränkt.
Der Sangihe-Brillenvogel erreicht eine Länge von 12 Zentimetern. Die Oberseite ist intensiv olivgrün. Der auffällige Bürzel ist gelblichgrün und der Schwanz dunkelgrün schwarz. Die Stirn ist schwarz. Die Iris ist von einem breiten weißen Augenring umgeben. Kinn, Kehle und Unterschwanzdecken sind hellgelb. Die restliche Unterseite ist perlweiß. Die Flanken sind grau. Schnabel und Beine sind orange.
Über seine Lebensweise ist nur sehr wenig bekannt. Sein Lebensraum sind von Schraubenbäumen dominierte primäre Laubwälder auf Berghängen in Höhenlagen von 750 bis 1000 m. Er bewohnt die mittlere Baumschicht und das Blätterdach. Seine Nahrung besteht aus Insekten und Früchten.
Der Sangihe-Brillenvogel war lange nur durch das von Carl Constantin Platen gesammelte Typusexemplar von 1886 bekannt, bis er 1996 wiederentdeckt wurde. Im August 1996 konnte der Ornithologe Frank Lambert drei Exemplare am Gunung Sahendaruman nachweisen. Drei weitere Exemplare wurden im November 1996 von Jim C. Wardill am Gunung Sahengbalira beobachtet. Die letzte bestätigte Sichtung war im November 1998 bei Tukade Batu am Gunung Sahendaruman. Im Februar 1999 konnte noch einmal der Gesang von drei Brillenvögeln aufgenommen werden. Eine Beobachtung der Vögel blieb allerdings erfolglos. BirdLife International schätzt den Gesamtbestand auf weniger als 50 Exemplare. Durch die starke Rodung der Wälder auf Sangihe umfasst der Lebensraum des Sangihe-Brillenvogels heute nur noch eine Fläche von 8 km². 1996 rief die britisch-indonesische Naturschutzorganisation „Action Sampiri“ das Sangihe and Talaud Conversation Project ins Leben, um die lokale Bevölkerung auf die Gefährdung des Sangihe-Brillenvogels aufmerksam zu machen und bessere Schutzmaßnahmen zu erreichen.

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