(Erstveröffentlichung am 25. Oktober 2012)
Familie: Schlangenhalsschildkröten
McCords Schlangenhalsschildkröte
Die McCords Schlangenhalsschildkröte wurde 1994 von Anders Rhodin, dem Direktor der Chelonian Research Foundation in Lunenburg (Massachusetts), als eigene Art beschrieben. Zuvor wurde sie als isolierte Population der Neuguinea-Schlangenhalsschildkröte angesehen, die 1891 auf Roti Island entdeckt wurde. Benannt wurde sie nach William McCord, einem Tierarzt und Schildkrötenexperten aus Hopewell Junction, New York.
Der Carapax kann eine Länge von 18 bis 24 cm erreichen, der Hals ist etwa genauso lang. Die Färbung des Carapax ist hell graubraun. Manche Exemplare sind aber auch dunkel kastanienbraun gefärbt. Der Plastron ist blass gelbweiß. Der Hals ist oberseits dunkelbraun mit runden Tuberkeln übersät. Die Unterseite ist gelbweiss. Die Iris ist schwarz und von einem weißen Ring umgeben. Ihr Lebensraum sind Sümpfe, Reisterrassen und kleine Seen.
Ein Gelege kann aus 8 bis 14 Eiern bestehen und es kann bis zu 3 Gelege pro Jahr geben. Die Größe der Eier beträgt 30 x 20 mm und das Gewicht 8 bis 10 g. Die ersten Jungen schlüpfen nach drei Monaten, die letzten erst nach vier. Beim Schlüpfen sind sie 28 x 20 mm lang und haben gelbe Flecken auf dem Plastron, die mit der Zeit immer dunkler werden, bis der Plastron nach ein paar Wochen fast ganz schwarz gefärbt ist. Während des Heranwachsens wird die Färbung wieder blasser, bis sie schließlich die gelbweiße Färbung der Erwachsenen erreichen.
Die McCords Schlangenhalsschildkröte ist auf ein 70 km² großes Areal im Zentralhochland von Roti Island beschränkt. Zwei bis drei kleine Populationen existieren noch in Feuchtgebietehabitaten, die zudem mehr und mehr schrumpfen. Obwohl der legale Handel seit 2001 verboten ist, und diese Art seit 2004 nach Anhang II des CITES-Abkommens geschützt ist, wird sie noch immer übermäßig für den exotischen Tierhandel eingefangen. Ein Insulaner, der diese Schildkröten fängt, verdient 100 Dollar pro Tier. Dies ist mehr als ein Jahreseinkommen auf Roti.
Familie: Mittelamerikanische Flussschildkröten
Tabascoschildkröte
Die Tabascoschildkröte ist eine in Mittelamerika heimische nachtaktive Wasserschildkröte.
Der deutsche Name leitet sich von dem mexikanischen Bundesstaat Tabasco ab, den diese Art bewohnt. Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt zwischen 50 und 65 Zentimeter, der Schwanz ist sehr kurz. Das Gewicht kann bis zu 20 Kilogramm erreichen.
Die Kopfoberseite ist bei Männchen gelb oder braun, bei Weibchen olivenfarben. Der Panzer ist oval und olivgrau. Sie lebt in größeren Flüssen und Seen und geht nur zur Eiablage an Land. Die 6 bis 20 im Herbst oder Sommer gelegten Eier werden zum Schutz von Pflanzen bedeckt oder im Schlamm verborgen. Tabascoschildkröten ernähren sich vegetarisch von Wasserpflanzen und Früchten, Jungtiere nehmen auch Fische und Krebstiere zu sich.
Diese Schildkröte ist in Mittelamerika von Südmexiko bis nach Nordhonduras verbreitet, wird jedoch von der IUCN als „vom Aussterben bedroht“. Da Fleisch und Eier dieser Tiere hohe Preise erzielt, wurde die Tabasco-Schildkröte überjagt. Die CITES hat ein Handelsverbot dieser Schildkröten verhängt und es gibt mehrere regionale Schutzprogramme.
Familie: Altwelt-Sumpfschildkröten
Annam-Bachschildkröte
Die Annam-Bachschildkröte hat eine Carapaxlänge von maximal 30 Zentimeter. Die Art unterscheidet sich von anderen Altwelt-Sumpfschildkröten durch die Färbung ihres Kopfes. Er ist dunkel und weist drei bis vier Längsstreifen auf, die an der Kopfseite verlaufen. Der Bauchpanzer ist gelb oder orange und hat auf jedem Schild einen schwarzen Farbfleck. Auf dem Rückenpanzer finden sich drei Längskiele. Die Füße haben Schwimmhäute.
Die Annam-Bachschildkröte ist endemisch in einem kleinen Gebiet in der Quang Nam-Provinz in Zentral-Vietnam. Noch in den 1930er Jahren galt sie als häufig vorkommende Art und kam unter anderem in der Nähe von Da Nang vor. Eine nach 1941 durchgeführte Felduntersuchung konnte jedoch schon keine wildlebenden Individuen mehr finden. Da sie jedoch immer wieder auf Lebensmittelmärkten in China und in Hongkong auftauchte, galt sie als noch nicht ausgestorben. Verschiedentlich wurden gerade in den 1980er und 1990er Jahren Tiere nach Europa und in die USA importiert. Diese kamen größtenteils in die Obhut versierter Schildkrötenhalter und bald stellten sich erste Nachzuchterfolge ein. Im Jahre 2006 wurde eine isolierte Population von Annam-Bachschildkröten in der Nähe von Hội An gefunden. Die Art wird zwischenzeitlich auf einer Schildkrötenfarm auf der chinesischen Insel Hainan gezüchtet, wobei hier unglücklicherweise häufig Hybriden mit der Schwesterart Mauremys mutica auftreten. Die Annam-Schildkröte wird – jedoch nur in geringen Stückzahlen – auch im Cuc Phuong Turtle Conservation Center im Cuc-Phuong-Nationalpark in Nordvietnam nachgezogen. In Europa und in den USA wird Mauremys annamensis heute vor allem von verschiedenen Privathaltern sowie im Internationales Zentrum für Schildkrötenschutz im Zoo Münster sehr erfolgreich vermehrt, sodass zumindest das Überleben der Art in Gefangenschaft sichergestellt ist. In der Natur ist sie trotzdem unmittelbar vom Aussterben bedroht, da die Wilderei dieser Schildkrötenart bislang nicht unterbunden werden konnte. Sollte dies gelingen, könnten europäische und amerikanische Nachzuchten wieder in die Freiheit entlassen werden.
Über die Lebensweise dieser Art ist bislang nur sehr wenig bekannt. Auf Grund ihres Körperbaus und ihres Lebensraumes schließt man, dass sie in oder in der Nähe von langsam fließenden oder stehenden Gewässern lebt. Sie gilt als Allesfresser, weil in Gefangenschaft gehaltene Tiere sowohl Früchte und Blätter als auch Fische und Würmer fressen. Die Weibchen dieser Art haben Gelege, die normalerweise ein bis acht Eier umfassen. Das größte bislang bekannte Gelege enthielt zwölf Eier. Die Jungtiere schlüpfen nach einer Inkubationszeit von 80 bis 90 Tagen.
Nördliche Batagur-Schildkröte
Die Nördliche Batagur-Schildkröte ist eine der seltensten Schildkröten der Welt. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet umfasst Bengalen, Birma, Thailand, Kambodscha, Vietnam, die Malaiische Halbinsel und Sumatra. Sie lebt in größeren und tiefen Süßgewässern, geht aber auch ins Brackwasser. Die Tiere ernähren sich fast ausschließlich von Pflanzen.
Nördliche Batagur-Schildkröten werden 60 Zentimeter lang. Ihr Panzer ist nur schwach gewölbt und von heller graubrauner Farbe. Der Kopf ist breit, im Maul hat sie Kieferleisten. An den Vorderbeinen hat sie nur vier Zehen. Alle Gliedmaßen tragen kräftige Krallen.
Die Nördliche Batagur-Schildkröte ist vom Aussterben bedroht und steht bereits seit 1982 auf der Roten Liste der IUCN. Seit 2003 gilt sie als die am meisten gefährdete Schildkrötenart. Sie wird wegen ihres Fleisches und ihres Panzers, der zu Heilmitteln verarbeitet wird, gejagt. Außerdem ist ihr Lebensraum bedroht, da Niststrände verloren gehen und die Tiere in Fischernetzen umkommen.
Kürzlich wurde in Thailand, wo die Schildkröte als ausgestorben galt, wieder ein Exemplar gesichtet. Auch in Zoos (u. a. im Tiergarten Schönbrunn in Wien) gelingt inzwischen die Nachzucht.
Auch die Callagur-Schildkröte, sowie Batagur kachuga sind vom Aussterben bedroht.
Scharnierschildkröten
Die Scharnierschildkröten sind eine Gattung der Altwelt-Sumpfschildkröten. Von den neun Arten sind sieben vom Aussterben bedroht.
Yunnan-Scharnierschildkröte
Der Carapax der Yunnan-Scharnierschildkröte erreicht eine Länge von 14 Zentimetern bei den Weibchen und 12,6 Zentimetern bei den Männchen. Er ist schwach gewölbt und hinter der Mitte am breitesten. Er enthält einen deutlichen Vertebralkiel sowie zwei schwache Längskiele. Die Wirbelschilde der Alttiere sind gleich lang und breit, jedoch viel schmaler als die angrenzenden Rippenschilde. Die hinteren Marginalschilde sind bei den Alttieren glatt und bei den Jungtieren etwas gerieft. Die Färbung des Carapax variiert von kastanienbraun bis oliv. In einigen Exemplaren können der Rand und die Kiele gelb sein. Der Plastron ist gut entwickelt, das Scharnier ist jedoch schwach ausgeprägt und der Hinterlappen ist nicht vollständig geschlossen. Die Färbung des Brustpanzers ist oliv bis braun mit schwarzen Fugen und einem gelblichen Rand. Längs der mittleren Randplatten verläuft ein schwarzes Band. Auf jedem Plastronschild ist ein großer rotbrauner Fleck zu erkennen. Der Oberkiefer ist nicht hakenförmig, die Schnauze ist jedoch spitz und etwas hervorstehend. Über den oliven bis braunen Kopf verläuft ein schmaler, gelber Streifen von den Augen bis zum Nacken. Ein zweiter gelber Streifen erstreckt sich von Mundwickel bis zum Nacken. Kinn und Kehle sind gelb bis orange mit olivfarbenen Marmorierungen. Der Hals ist oliv bis braun mit zwei orangefarbenen Streifen an jeder Seite. Die Beine und der Schwanz sind oliv bis braun mit orangefarbenen Strähnen. Die Männchen haben längere, dickere Schwänze. Der Steiß befindet sich außerhalb des Carapax.
Über das Verbreitungsgebiet gibt es keine zuverlässigen Informationen. Zwölf Exemplare wurden bis 1906 auf dem Yunnan-Plateau in China gesammelt. John B. Iverson gibt als Herkunftsort die Regionen nahe Dongchuan und Kunming in der Yunnan-Provinz an.
1996 wurde die Yunnan-Scharnierschildkröte in die Kategorie „unzureichende Datenlage“ (data deficient) der Roten Liste der IUCN aufgenommen. Im Jahre 2000 wurde der Status auf „ausgestorben“ (extinct) geändert, da die Yunnan-Scharnierschildkröte laut Informationslage der IUCN zuletzt im Jahre 1906 gesichtet wurde. In Studien aus den Jahren 2005 und 2006 wurde jedoch dargelegt, dass der letzte zuverlässige Nachweis im Jahre 1940 erfolgte. Im Jahre 2004 wurde auf einem Tiermarkt in Kunming ein lebendes Weibchen erworben, ein Jahr später wurde auf demselben Markt ein Männchen und im Jahre 2006 ein weiteres Weibchen entdeckt. Von der IUCN wurde diese Wiederentdeckung jedoch nicht anerkannt und die Mitglieder der Asian Turtle Trade Working Group waren der Ansicht, dass es sich bei diesen Tieren um absichtlich erzeugte Hybride handeln könnte. Eine DNA-Analyse erbrachte im Jahre 2007 den Nachweis, dass die drei Tiere tatsächlich die verschollen geglaubte Yunnan-Scharnierschildkröte repräsentieren. Die Verbreitung der Yunnan-Scharnierschildkröte bleibt unklar. Durch ihren Wert ist sie extrem begehrt. Auch wenn keine Informationen über die Lebensräume vorhanden sind, ist es wahrscheinlich, dass jedes überlebende Individuum von der Fragmentierung der großen chinesischen Flüsse durch Dammbauten und durch die Entwaldung im südwestlichen China betroffen ist. Darüber hinaus zeigt die Anwendung von Düngemitteln und Chemikalien negative Auswirkungen auf die Lebensräume.
Familie: Landschildkröten
Flachrückenschildkröte
Die Flachrückenschildkröte ist auf Madagaskar endemisch und wurde bisher nur an der Westküste im Trockenwald, nördlich von Morondava zwischen Analaiva im Süden und Masoarive im Norden gefunden. Charakteristisch für ihren Lebensraum sind tagsüber hohe Temperaturen und eine starke Abkühlung während der Nacht.
Die Flachrückenschildkröte wird 17,5 Zentimeter lang. Sie hat einen für Landschildkröten relativ flachen, länglichen Panzer der braun-orange, gelb und schwarz gemustert ist und im blätterbedeckten Waldboden eine gute Tarnung ist. Auch der Schwanz der Schildkröte ist abgeflacht.
Über die Lebensweise der Flachrückenschildkröte ist wenig bekannt. Die Tiere sind nur während der Regenzeit von Dezember bis Mai aktiv. Während der Trockenzeit ruhen die Schildkröten und verstecken sich im Laub. Flachrückenschildkröten ernähren sich von Früchten, Sämlingen und Blättern. In menschlicher Obhut gehaltene Tiere fraßen mit Vorliebe Pilze und legten pro Jahr drei Nistgruben an, in die sie jeweils ein einziges, relativ großes Ei legen. Es wiegt zwischen 10,5 und 17,5 Gramm.
Der Bestand der Flachrückenschildkröte wird auf nur wenige tausend Exemplare geschätzt. Er ist durch den Fang zum Zweck der Terrarienhaltung bedroht. In der EU gibt es ein Importverbot für die Flachrückenschildkröte.
Familie: Neuwelt-Sumpfschildkröten
Moorschildkröte
Die Moorschildkröte gehört zu den kleinsten nordamerikanischen Schildkröten.
Die Moorschildkröte hat eine Carapaxlänge zwischen 7,6 und 8,9 Zentimeter. Sehr große und alte Individuen erreichen in seltenen Ausnahmefällen auch eine Carapaxlänge von 11,5 Zentimeter. Der Rückenpanzer weist eine braune bis dunkelrotbraune Färbung auf. Der Hinterrand ist nicht gesägt. Auffälliges Kennzeichen der Moorschildkröte ist ein leuchtend gelber oder oranger Farbfleck an beiden Seiten des Halses sowie im Nacken. Auch der Kopf weist eine leicht bräunliche Färbung auf. Der Bauchpanzer ist dunkelbraun bis schwarz. Männchen können anhand des konkav geformten Bauchpanzers identifiziert werden.
Das Verbreitungsgebiet der Moorschildkröte reicht vom Westen der US-Bundesstaaten Massachusetts, New York und Pennsylvania bis in den Südwesten von North Carolina, dem Westen von South Carolina und dem Norden von Georgia.
Der Lebensraum der Moorschildkröte sind flache Tümpel, Seen, Teiche, Sümpfe, langsam fließende Bäche und mit Torfmoos bewachsene Moore. Sie kommt vor allem in den Mittelgebirgslagen ihres Verbreitungsgebietes vor. Die Art ist bedroht, weil ihr Lebensraum zunehmend fragmentiert wird. Im Westen Connecticuts, Massachusetts‘, New Yorks, im Nordosten Marylands, im südlichen Virginia sowie im Westen von North Carolina weist diese Art nur noch voneinander isolierte Populationen aus.
Kennzeichnend für den Lebensraum der Moorschildkröte sind eine hohe Luftfeuchtigkeit und Moose, in denen sie sich versteckt. Sie schafft sich in verkrauteter und vermooster Vegetation Gänge, die sie abläuft, um dort nach Würmern, Insekten, Schnecken und anderen Tieren zu suchen. Sie benötigt außerdem sonnenexponierte Stellen. Eine hohe Aktivität zeigt sie im Frühjahr nach Regenfällen. Sie überwintert in der Regel im Bodenschlamm der Gewässer.
Moorschildkröten paaren sich in den ersten warmen Frühlingstagen. Das ist in ihrem nördlichen Verbreitungsgebieten meist im späten April bis in den frühen Juni. Nester finden sich unter Grasbüscheln oder Moos in sonnenbeschienen Stellen eines Moores. Das Gelegte umfasst zwischen einem und vier Eier. Sie werden in der Zeit von Juni bis Juli gelegt. Die Schlupfzeit der Jungen ist abhängig von der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit. Sie schlüpfen in der Regel nach einer Zeit von 42 bis 60 Tagen. In den nördlichsten Verbreitungsgebieten überwintern die Jungen gelegentlich im Ei oder geschlüpft in der Nistgrube. Nester werden häufig von Skunks und Waschbären ausgeräubert. Ihre Geschlechtsreife erreichen sie in einem Alter von fünf bis acht Jahren.
Die Moorschildkröte ist vor allem durch Eingriffe in ihren Lebensraum bedroht. In ihrem gesamten Verbreitungsgebiet werden Feuchtgebiete zunehmend trockengelegt, in Agrarflächen oder Siedlungen umgewandelt. Die verbleibenden Feuchtgebiete sind voneinander isoliert, so dass ein genetischer Austausch ausbleibt. Die Bestände verarmen dadurch genetisch und werden anfälliger gegenüber Krankheiten. Moorschildkröten reagieren außerdem empfindlich auf Veränderungen ihre Lebensraum, etwa gegenüber einer Eutrophierungen, anderen Wasserständen oder eine Veränderung der vorherrschenden Vegetation.
Familie: Meeresschildkröten
Atlantik-Bastardschildkröte
Die Atlantik-Bastardschildkröte lebt ausschließlich im Golf von Mexiko sowie im Osten der Vereinigten Staaten in flachen Küstengewässern. Nur die Weibchen kommen an Land, um ihre Eier abzulegen.
Selten ist bei der Atlantik-Bastardschildkröte der Carapax länger als 76 cm. Ihr Durchschnittsgewicht liegt bei 30 bis 45 kg. Haut sowie Rücken- und Bauchpanzer sind grau gefärbt, doch kann sich mit zunehmendem Alter die Farbe verändern. Bauchpanzer, Hals und die Unterseite der Schultern können dann gelblich werden, während sich der Rückenpanzer olivgrün verfärben kann. Wie bei den anderen Meeresschildkröten ist der Panzer oval, abgeflacht und von Hornschuppen bedeckt. Die Meeresschildkröten besitzen nicht mehr die Fähigkeit, den Kopf im Panzer zu verbergen, sodass sie sich aktiv verteidigen müssen. Dabei schnappt die Atlantik-Bastardschildkröte bis zur völligen Erschöpfung wild um sich.
Das Wanderverhalten der Atlantik-Bastardschildkröte weicht von dem der anderen Meeresschildkröten ab, da sie sich fast ausschließlich in der Karibik aufhält. Zudem nistet sie nur an einem abgelegenen Strand, der sich in der Nähe von Rancho Nuevo im mexikanischen Staat Tamaulipas befindet. In der Zeit von April bis Juni legen die Weibchen insgesamt dreimal Eier ab. Dennoch ist die Atlantik-Bastardschildkröte stark bedroht. Mexikanische Kojoten und andere wilde Tiere fressen die Eier. Des Weiteren gefährden die Jagd sowie die Fischerei die Tiere, während auch Plastikmüll in den Meeren, den die Schildkröten nicht von tatsächlicher Nahrung unterscheiden können, tödlich ist.
Die Nahrung der Atlantik-Bastardschildkröte besteht hauptsächlich aus Krebsen, Krabben, Muscheln, Hummern, Quallen und Schnecken.
Familie: Weichschildkröten
Jangtse-Riesenweichschildkröte
Die Jangtse-Riesenweichschildkröte ist nur von wenigen Exemplaren bekannt.
Diese Schildkröten haben wie alle Weichschildkröten einen weichen, lederartigen Panzer. Sie erreichen eine Länge von bis zu 109 Zentimetern und ein Gewicht von 120 bis 140 Kilogramm. Bei einem Exemplar war der Kopf 22,5 Zentimeter lang und 11,8 Zentimeter breit und der Carapax 58,6 Zentimeter lang und 50,7 Zentimeter breit. Männchen sind generell kleiner als Weibchen, haben aber einen längeren Schwanz. Der Kopf ist durch die schweineartige Schnauze und die relativ weit oben (dorsal) liegenden Augen charakterisiert.
Ursprünglich kamen Jangtse-Riesenweichschildkröten im südlichen China und dem nördlichen Vietnam vor. Ihr Lebensraum waren Flusssysteme und angrenzende Feuchtgebiete und Seen. Über die Lebensweise ist sehr wenig bekannt: Nach Berichten von Fischern fanden sich im Magen eines getöteten Tieres Fische, Krabben, Schnecken, Wasserhyazinthen, Frösche und grüne Reisblätter. Das Weibchen legt in der Nacht oder den frühen Morgenstunden ungefähr 60 Eier ab.
2004 sprachen Berichte von fünf Tieren, die in menschlicher Obhut in China leben, 2007 nur noch von zwei: ein rund 80-jähriges Weibchen, das im Zoo von Changsha und ein rund 100-jähriges Männchen, das im Zoo von Suzhou lebt. Das einzig bekannte freilebende Tier ist im Hoan-Kiem-See in Hanoi beheimatet. Von diesem Exemplar gibt es seit 1998 mehrere Fotografien, dieses Tier stellt aber nach Meinung mancher Forscher eine eigene Art, Rafetus leloi, dar. 2008 wurden weitere freilebende Exemplare in Vietnam beobachtet. Im Juli 2011 wurde in Vietnam ein Tier nach erfolgreicher medizinischer Behandlung wieder in die Freiheit entlassen. Die 170 Kilogramm schwere Schildkröte war durch einen Angelhaken verletzt worden.
Die Hauptgründe für die Bedrohung sind zum einen die Zerstörung ihres Lebensraumes durch Flussregulierungen, Dammbauten und anderes, und zum anderen die Bejagung, da ihr Fleisch gegessen und ihr Carapax für medizinische Zwecke verwendet wurde.