Vom Aussterben bedroht – Greifvögel und Eulen (Archiv)

(Erstveröffentlichung am 8. November 2012)

Ordnung: Accipitriformes
Familie: Habichtartige

Kuba-Schneckenweihe
Die Kuba-Schneckenweihe, auch als Wilsons Langschnabelweihe oder Kuba-Langschnabelweih bezeichnet, ist ein extrem seltener Greifvogel , die ursprünglich als Unterart des Langschnabelweihs (Chondrohierax uncinatus) angesehen wurde. Die Kuba-Schneckenweihe ist auf ein sehr kleines Areal im Osten Kubas beschränkt.
Die Kuba-Schneckenweihe erreicht eine Länge von 38 bis 43 Zentimeter. Bei den Männchen beträgt die Flügellänge 240 bis 244 Millimeter, bei den Weibchen 250 bis 262 Millimeter. Das Männchen ist an der Oberseite hellgrau. Der Kragen ist hellgrau gebändert. Brust und Unterbauch sind weisslich und grau bis rötlichbraun gebändert. Das Weibchen hat eine braune Unterseite und einen bräunlichgrauen Kopf. Kragen, Brust und Unterseite weisen eine enge bräunliche Bänderung auf. Die Jungvögel sind an der Oberseite schwarz und an der Unterseite sowie am Hinternacken weißlich. Beide Geschlechter sind durch einen massiven gelben Schnabel und gelbgrüne Augen charakterisiert. Der graue Schwanz zeigt drei schwarze Binden und eine helle Schwanzspitze.
Die Kuba-Schneckenweihe bewohnt Galeriewälder in den Bergregionen im Osten von Kuba im Alexander-von-Humboldt-Nationalpark zwischen Moa und Baracoa. Sie ernährt sich von Baumschnecken der Gattung Polymita sowie von anderen Schneckenarten. Früher war sie auch in Regionen mit xerophytischer Vegetation und in Bergwäldern anzutreffen.
Gegenwärtig geht die Naturschutzorganisation BirdLife International von einer Schätzung zwischen 50 und 250 Exemplaren aus. Nach einer letzten zuverlässigen Sichtung aus dem Jahre 2001 gelang dem kubanischen Ornithologen Nils Pacheco im Jahre 2009 die Wiederentdeckung und ein fotografischer Beleg. Seit 2006 versuchen Mitarbeiter der Centro Oriental de Biodiversidad y Ecosistemas, Santiago de Cuba und der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e. V. genaue Bestandszahlen zu ermitteln. Hauptgefährdung ist die Lebensraumzerstörung durch Rodung und Umwandlung in landwirtschaftlich genutzte Flächen. Des Weiteren gehen viele Farmer vom irrtümlichen Glauben aus, die Kuba-Schneckenweihe würde sich am Hausgeflügel vergreifen. Ein weiterer Grund ist die Übererntung der Baumschnecken. Die Kuba-Schneckenweihe ist in Anhang II des CITES-Abkommens gelistet.

Haiti-Bussard
Der Haiti-Bussard ist ein 36 bis 41 Zentimeter großer Greifvogel aus der Familie der Habichtartigen. Der Kopf und die Oberseite ist bei den Altvögeln braungrau. Eine grau gebänderte Unterseite mit rostbraunen Schenkeln kontrastiert mit einem schwarz-weiß gebänderten Schwanz. Das Männchen weist eine intensivere Graufärbung auf als das Weibchen. Es hat eine helle rostbraune Schulter, die bei den Weibchen braun getönt ist. Das Weibchen ist unterseits heller und stärker gebändert. Die Jungvögel haben eine braungelbstichige weiße Unterseite mit grauen und braunen Streifen. Der Schwanz ist bei ihnen weniger markiert. Sein Ruf ist schrill.
Der Haiti-Bussard ist in Haiti, der Dominikanischen Republik sowie den kleinen vorgelagerten Inseln Gonâve, Grande Cayamite, Beata und Île-à-Vache beheimatet. Auf letzterer ist er vermutlich ausgestorben. Ein früherer Report aus Culebra zeigt, dass er in der Vergangenheit weiter verbreitet war. Die einzig verbleibende Population lebt heute im Los Haitises National Park im Nordosten der Dominikanischen Republik
Sein Lebensraum sind unbeeinträchtigte Wälder in einer Höhe bis 2000 m NN. Er bevorzugt Regenwälder, subtropische Nebelwälder, Kiefernwälder und Karstwälder. Gelegentlich findet man ihn im Sekundärwald und in landwirtschaftlich genutzten Regionen. Seine Nahrung besteht aus kleinen Säugetieren, Vögeln, Eidechsen und Schlangen. Von Februar bis März werden in den Wipfeln hoher Bäume (z. B. Palmen) die Nester errichtet. Die Brutzeit ist von März bis April.
Der Haiti-Bussard ist akut vom Aussterben bedroht, weil sein Lebensraum Schafweiden und Kaffeeplantagen weichen musste. Zudem wird er nach wie vor gejagt.

Flores-Haubenadler
Der Flores-Haubenadler galt früher als Unterart des Haubenadlers, wird jedoch seit 2004 als eigenständige Art betrachtet.
Mit einer Länge von 71 bis 82 Zentimetern gilt der Flores-Haubenadler als größte Art innerhalb der Gattung der Haubenadler. Die Flügelspannweite beträgt 140 bis 160 Zentimeter und die Schwanzlänge 26 bis 30 Zentimeter. Die Weibchen sind 10 Prozent größer als die Männchen. Beim Altvogel sind Kopf, Unterseite, Bürzel und die Handschwingenbasen weiß. Der Mantel und der Rücken sind schwarz-braun. Die Flügel sind lang. Eine Haube ist nicht vorhanden. Im Flugbild weist das Weibchen manchmal ein feine Bänderung auf Hosen und Unterflügeldecken auf. Der Schwanz zeigt fünf bis sechs Binden und eine scharf abgegrenzte Subterminalbinde. Die Jungvögel sehen den Altvögeln ähnlich, haben jedoch eine diffusere Schwanzbinde.
Der Flores-Haubenadler kommt auf den Kleinen Sunda-Inseln Lombok (insbesondere im Rinjani-Nationalpark), Sumbawa, Flores, Satonda und Rinca vor. Berichte von den Inseln Palu’e und Komodo sind nicht bestätigt. Sein Lebensraum sind Tiefland-Regenwälder, angrenzende Plantagen und submontanes Waldland in Höhenlagen bis 1600 m.
Über das Fortpflanzungsverhalten des Flores-Haubenadlers ist nur wenig bekannt. Die Brutzeit findet während der Trockenzeit statt. Balzflüge und Begattungsverhalten wurden im Juni und Juli 2003 auf Flores beobachtet.
Die Nahrung besteht aus kleinen und mittelgroßen Säugetieren (Ratten, Eichhörnchen und Hasen), Vögeln, Reptilien (Schlangen und Eidechsen) und Fröschen. Gelegentlich schlagen sie auch Haushühner in Dörfern.
BirdLife International schätzt die Population auf weniger als 100 Paare. Im Jahre 2005 wurde die Art von der IUCN in die Kategorie „stark gefährdet“ klassifiziert. Wegen der schlechten Bestandssituation wurde sie 2009 in die Kategorie „vom Aussterben bedroht“ hochgestuft. Als Hauptgefährdung gilt Lebensraumverlust. Brauchbarer Lebensraum ist nur noch auf einer Fläche von 40 km² vorhanden. Weitere Ursachen für die Seltenheit dieser Adler sind die Bejagung als vermeintliche Schädlinge sowie der illegale Käfigvogelhandel in Indonesien.

Ordnung: Eulen
Familie: Eigentliche Eulen

Anjouan-Zwergohreule
Die Anjouan-Zwergohreule ist auf der Komoreninsel Anjouan endemisch.
Die Anjouan-Zwergohreule wurde ursprünglich als Unterart der Madagaskar-Zwergohreule (Otus rutilus) angesehen. Von ihr unterscheidet sich die Angouan-Zwergohreule durch ein dunkleres Gefieder, geringere Weißzeichnung an den Schulterfedern, längere Flügel und die unbefiederte untere Tarsuspartie. Die Schaftstreifen auf den Außensäumen der Handschwingen sind gelblichbraun. Nach John Henry Gurneys Originalbeschreibung erreicht sie eine Größe von 20 bis 22 cm. Die Flügellänge beträgt 171 mm und die Tarsuslänge 34 mm. Es gibt zwei Farbmorphen: Eine ist dunkelbraun und die andere weist eine hellere rötlichbraune Färbung auf. Die Federohren sind sehr kurz und meist nicht zu erkennen. Ihr Ruf ist ein eher an Limikolen erinnerndes langgezogenes Pfeifen, das in Intervallen von 10 Sekunden geäußert wird.
Die Art bewohnt die Reste der hochgelegenen primären Bergwälder der Insel in Höhen über 500, meist aber über 800 Metern. Über Nahrung, Jagdweise und Brutbiologie liegen keine Daten vor.
Die Anjouan-Zwergohreule kommt in einem Waldareal bei Lingoni nahe Pomohl im Südwesten der Insel vorDie Anjouan-Zwergohreule galt zwischen 1886 und 1992 als ausgestorben. Von 1884 bis 1886 wurden 31 Exemplare geschossen, die sich heute in den Naturkundemuseen von Cambridge, London, New York, Norwich und Paris befinden. 1906 und 1907 konnte kein Exemplar mehr nachgewiesen werden. 1959 scheiterte eine Suchaktion, die der englische Ornithologe Constantine Walter Benson im Auftrag der British Ornithologists’ Union unternahm. Im Juni 1992 wurde die Art in einem Waldfragment nahe Lingoni wiederentdeckt. Genaue Angaben über den Bestand sind nicht gesichert. Während eine Zählung im Jahre 1995 96 Exemplare ergab, schätzte der Ornithologe Roger J. Safford 1999 die Population auf 200 Paare. Die Anjouan-Zwergohreule kommt nur in einem sehr kleinen fragmentierten Waldareal von 120 km² vor, das durch landwirtschaftliche Nutzung, Rodungen und Holzkohlegewinnung gefährdet ist. Invasive Pflanzenarten wie Rubus rosifolius und das Wandelröschen stellen eine zusätzliche Gefährdung dar, da diese Eulenart ihre Brut- und Schlafhöhlen nur in einheimischen Bäumen errichtet. Zyklone sowie eingeschleppte Hausratten setzen ebenfalls dem Bestand zu. Überlegungen, die Anjouan-Zwergohreule auf die Nachbarinsel Mohéli einzuführen, wurden nicht verwirklicht, da man negative Auswirkungen für die erst 1995 entdeckte Mohéli-Zwergohreule befürchtete.

Mohéli-Zwergohreule
Die Mohéli-Zwergohreule ist endemisch auf der Komoreninsel Mohéli, wo sie 1995 entdeckt wurde.
Die Mohéli-Zwergohreule erreicht eine Länge von ungefähr 22 Zentimetern. Das Gewicht beträgt beim Männchen 95 Gramm und beim Weibchen 116 Gramm. Die Mohéli-Zwergohreule kommt in einer braunen und einer rostbraunen Morphe vor. Die Ohrenbüschel sind stark reduziert. Die braune Morphe ist rötlichbraun. Oberkopf und Oberseite sind schwarz gefleckt und gebändert. Der Nacken weist einige schwarze Schaftstreifen auf. Die Schulterfedern haben helle zimtbraune Außenfahnen. Der Gesichtsschleier und die Unterseite sind stärker rost-zimtbraun. Auf der Brust sind schwarze Schaftstreifen zu erkennen. Flanken und Bauch weisen eine feine schwarze Bänderung auf. Bei der rostbraunen Morphe ist die rostzimtbraune Tönung überall intensiver. Das untere Drittel des Laufes ist unbefiedert. Die Iris ist gelb und der Schnabel hornfarben. Der Unterlauf und die Füße sind grau. Juvenile Vögel sind bisher unbeschrieben.
Der Lebensraum der Mohéli-Zwergohreule ist auf dicht bewaldete Hänge des Saint-Antoine und des Mzé Koukoulé im Zentralbergland auf Mohéli beschränktÜber ihren Ruf ist nur wenig bekannt. Der Ruf des Männchens soll aus Reihen von ein bis fünf zischenden Pfiffen bestehen. Gelegentlich ist auch ein Schrei zu hören.
Der Mohéli-Zwergohreule in endemisch in dichten Feuchtwäldern am Saint-Antoine (700 m) sowie am Mzé Koukoulé (790 m) und seinen unteren Hängen. Sie ist am häufigsten in intakten Wäldern zu beobachten und weniger in Wäldern, die durch die landwirtschaftliche Nutzung degradiert wurden. Über ihre Lebensweise ist kaum etwas bekannt. Sie ernährt sich vermutlich von Insekten.
Die Mohéli-Zwergohreule benötigt intakte Waldflächen, die zwischen 1968 und 1995 auf Mohéli von 30 % auf 5 % zurückgegangen sind. Durch Holzschlag und Umwandlung in Ackerland erodiert der Boden und wird für Erdrutsche anfällig. Invasive Pflanzen wie der Rosenapfel, das Wandelröschen und der Seifenstrauch verhindern das Wachstum der endemischen Vegetation und degradieren somit den Lebensraum. Gelegentlich werden die Eulen auch gejagt. Invasive Tierarten, wie Ratten, sind Nahrungskonkurrenten oder plündern die Nester der Eulen.

Komoren-Zwergohreule
Die Komoren-Zwergohreule ist endemisch auf der Komoreninsel Grande Comore. Die Komoren-Zwergohreule erreicht eine Länge von ungefähr 15 bis 20 Zentimetern. Das Gewicht beträgt beim Männchen ungefähr 70 Gramm. Die Komoren-Zwergohreule kommt in einer hellen und einer dunklen Morphe vor. Die Ohrenbüschel sind sehr klein und bei der Feldbeobachtung kaum auszumachen. Der Gesichtsschleier ist grau oder braun mit weißen Sprenkeln, einigen dunklen Ringen und blassen hellen Augenbrauen. Die Oberseite ist dunkelgraubraun oder braun mit einer undeutlichen hellen Gefiederzeichnung. Die Schulterfedern sind unauffällig gelbbraun gefleckt. Die Flügel und der Schwanz sind gebändert. Die Unterseite ist hell bis dunkelrostbraun mit einem dichten dunklen Wellenmuster und spärlichen unterschiedlich deutlichen schwarzen Schaftstreifen. Der Unterlauf ist unbefiedert. Die Iris ist gelb oder dunkelbraun. Der Schnabel ist graubraun. Beine und Füße sind bräunlich.
Ihr Ruf besteht aus hohen „toot“ oder „choo“-Pfiffen mit regulären Intervallen von ein bis zwei Sekunden, die rasch in schnellere Serien von kurzen nach unten abfallenden „cho“-Tönen übergehen und für 10 Minuten in halbsekündigen Abständen wiederholt werden.
Die Komoren-Zwergohreule ist endemisch am Karthala, einem aktiven Vulkan auf der Insel Grande Comore. Sie bewohnt Wälder und Waldränder an den Nord-, West- und Südflanken des Vulkans in einer Höhenlage von 650 m aufwärts bis zur Baumgrenze. Ihr Lebensraum ist von primären immergrünen Bergwäldern geprägt, wo sie alte hohle Bäume zum Nisten findet.
Über ihre Lebensweise ist bisher nur wenig bekannt. Ihre Nahrung besteht vermutlich überwiegend aus Insekten. worauf ihre schwachen Klauen hinweisen. Die Komoren-Zwergohreule ist streng territorial und benötigt ein Brutrevier von ungefähr 5 ha. Sie nistet in Baumhöhlen. Die Brutzeit ist vermutlich von September bis Dezember.
Seit 1983 ist der intakte Wald am Karthala um 25 % zurückgegangen. Wegen der schlechten Bodenqualität wird immer mehr Wald gerodet, um neues Ackerland zu gewinnen. Die Sekundärwälder sind von invasiven Gewächsen wie den Guaven dominiert. Kommerzielle Rodung ist in einem Areal von 50 km² am Südwesthang des Karthala erlaubt. Der Pionierwald wird durch Brandrodung zerstört, um Platz für Weideland zu machen. Hirtenmainas und eingeschleppte Ratten sind Nahrungskonkurrenten oder räubern die Nester der Eulen.

Siau-Zwergohreule
Die Siau-Zwergohreule ist eine extrem seltene oder bereits ausgestorbene Eulenart. Bis 1998 galt sie als Unterart der Manado-Zwergohreule. Sie ist endemisch auf der kleinen Insel Siau nördlich von Sulawesi.
Die Siau-Zwergohreule sieht der Manado-Zwergohreule sehr ähnlich, ist aber kleiner. Die Länge des einzigen bekannten Exemplares beträgt 17 Zentimeter. Die Flügellänge beträgt 125 mm, die Schwanzlänge 55 mm, die Lauflänge 23 mm und die Schnabellänge 19,9 mm. Der Kopf und die Füße sind relativ groß. Flügel und Schwanz weisen eine feine Bänderung auf.
Die Siau-Zwergohreule ist nur durch den Holotypus aus dem Jahre 1866 bekannt, der im Museum Naturalis in Leiden aufbewahrt wird. Eine Suche im Jahre 1998 zur Wiederentdeckung der Art schlug fehl, ergab aber gleichzeitig, dass nur noch 50 ha Wald als angemessener Lebensraum vorhanden waren.

Pernambuco-Zwergkauz
Der Pernambuco-Zwergkauz ist im brasilianischen Bundesstaat Pernambuco endemisch.
Der Pernambuco-Zwergkauz sieht dem Kleinst-Zwergkauz sehr ähnlich und ist von diesem vor allem durch seine hellere Färbung und seine Lautäußerungen zu unterscheiden. Die Körpermaße basieren auf zwei Altvögeln, die 1980 aufgesammelt wurden. Die Größe beträgt 14 bis 15 Zentimeter, die Flügellänge beim ausgestreckten Flügel gemessen vom Flügelbug beträgt 8,7 Zentimeter, die Schwanzlänge beträgt beim ersten Exemplar 5,12 Zentimeter und beim zweiten 5,06 Zentimeter. Ein Exemplar weist ein Gewicht von 51 Gramm auf. Die Brust ist gelblich-braun mit ein paar unauffälligen weißen Flecken. Seiten und Flanken sind ebenfalls gelblich-braun mit einigen wenigen Strähnen. Der Unterbauch ist weiß mit gelblich-braunen Strähnen. Die Augen sind gelb, der Schnabel ist grünlich-gelb. Der Lauf und die Zehen sind orange-gelb.
Der Pernambuco-Zwergkauz ist nur von zwei Fundorten aus Pernambuco bekannt. Der erste ist das Reserva Biológica de Saltinho, das eine Fläche von 4,8 Quadratkilometern aufweist und vornehmlich von alten Sekundärwäldern dominiert ist. Der zweite Ort ist Usina Trapiche bei Sirinhaém, wo ein Individuum am Waldrand hoch im Blätterdach beobachtet wurde.
Über die Lebensweise des Pernambuco-Zwergkauzes ist fast nichts bekannt. Er ernährt sich wohl von Insekten. Bei der bislang einzigen Beobachtung eines lebenden Exemplares im Jahre 2001 verspeiste ein Männchen eine Zikade.
Zuverlässige Nachweise über diese Eulenart gibt es nur aus den Jahren 1980, 1990 und 2001. Bei Suchaktionen in Pernambuco und im angrenzenden Alagoas seit 2004 fand man keine Spur vom Pernambuco-Zwergkauz. Das Verbreitungsgebiet umfasst vermutlich weniger als 48 km² und ist durch die Entwaldung der Mata Atlântica stark fragmentiert.
Bei den Typusexemplaren des Pernambuco-Zwergkauzes nahm man zunächst an, dass es sich entweder um eine Unterart des Kleinst-Zwergkauzes oder des Amazonas-Sperberkauzes handelt. Erst als 1990 die Lautäußerungen aufgenommen wurden, stellte man fest, dass es sich um eine eigenständige Art handelt. Claus König und Friedhelm Weick haben das Taxon im Jahre 2005 als Glaucicidium minutissimum reklassifiziert. Sie demonstrierten, dass die Eulenart, die 1830 von Prinz Maximilian zu Wied-Neuwied als Strix minutissima beschrieben wurde und sich im Walter Rothschild Zoological Museum in Tring befindet, nahezu identisch mit der 2002 beschriebenen Art Glaucidium mooreorum ist. Claus König brachte beim South American Classification Committee (SACC) den Vorschlag ein, das Binomen Glaucidium minutissimum für den Pernambuco-Zwergkauz zu verwenden und den Namen Glaucidium mooreorum als ungültiges Synonym zu betrachten. Dieser Vorschlag wurde 2008 vom SACC abgelehnt, da sich Königs Argumentation lediglich auf die Beschreibung von Prinz zu Wied-Neuwied bezieht, aber nicht auf eine genetische Analyse des Typusexemplars, das in Bahia aufgesammelt wurde und somit auch nicht aus dem bekannten Verbreitungsgebiet des Pernambuco-Zwergkauzes stammt. Im Gegensatz zu König & Weick (2008) wird in den aktuellen Vogelsystematiken (Howard & Moore, Clements, IOC) weiterhin der Name Glaucidium minutissimum für den Kleinst-Zwergkauz und Glaucidium mooreorum für den Pernambuco-Zwergkauz verwendet.

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