Tierpark Sababurg

Elchanlage (Tierpark Sababurg)

Elchanlage (Tierpark Sababurg)

Trotz seines Namens handelt es sich bei dem Tierpark Sababurg um einen Wildpark.
Kilometerweit wandert man entlang jahrhundertealter Eichen-Alleen durch den weitläufigen, von einer historischen Mauer umschlossenen Wildpark am Fuße des Schlösschen Sababurg.
Die ab 1334 als Zappenburg errichtete Sababurg erlebte ab 1490 durch Landgraf Wilhelm I. (1466−1515) einen Um- und Ausbau zum Renaissance-Jagdschloss mit Gestüt. Unterhalb der nun „Zapfenburg“ genannten Burg entstanden in den folgenden 70 Jahren ausgedehnte Pferdekoppeln und Weideflächen. Der stark an Naturwissenschaften interessierte Landgraf Wilhelm IV. (1532−1592) ließ zwischen 1567 und 1571 das Gelände mit einer fünf Kilometer langen und drei Meter hohen Mauer aus Bruchsteinen einfrieden. Für Jagd und Forschung wurde ein Teil des Areals unter anderem mit Auerochsen, Damwild, weißen Rothirschen, Gämsen, Elchen und Rentieren bestückt. So entstand neben den Koppeln für die Gestütspferde der für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Thiergarten an der Zapfenburg, der erste seiner Art in Europa.
1724 ließ Landgraf Carl von Hessen (1654−1730) das Pferdegestüt nach Beberbeck verlegen. Teile des Tierparks wurden weiterhin als Weideflächen benutzt, während die Wildgatter einen starken Baumbewuchs aufwiesen.
Nach der Besetzung durch französische Soldaten von 1760 bis 1763 während des Siebenjährigen Kriegs (1756–1763) wurde die Sababurg nur noch als Forsthaus benutzt und verfiel zusehends. Unter Landgraf Friedrich II. (1720−1785) wurde der Park um 1770 dem barocken Zeitgeist entsprechend für die Parforcejagd geeignet umgestaltet. Man legte ein Rondell an, auf das von der Umfassungsmauer aus sternförmig sechs Schneisen zuliefen, die noch heute als Eichenalleen zu erkennen sind. Bei dieser Umgestaltung verlegte man die ursprünglich von Holzhausen aus fast gerade zur Sababurg verlaufende Allee nach außerhalb des Tierparks, der zu dieser Zeit eigentlich schon keiner mehr war, da die hessischen Landgrafen zum Ende des 18. Jahrhunderts das Interesse an ihm verloren. Die meisten Bäume wurden abgeholzt und die Wildgatter entfernt, um mehr Weidefläche für die Beberbecker Pferdezucht zu erhalten.
Bis 1928 wurden in Beberbeck Pferde gezüchtet und der Tierpark Sababurg ausschließlich als Weide genutzt, danach als landwirtschaftliche Nutzfläche für die preußische Staatsdomäne Beberbeck. Nach 1945, Beberbeck und Sababurg samt ehemaligem Tierpark gehörten nun zum hessischen Hofgeismar und damit zum Landkreis Kassel, gab es verstärkt Bemühungen, den Tierpark als solchen wieder zu beleben. Einsetzender Tourismus rund um die Sababurg, deren Ruine ab 1959 zum Hotel-Restaurant der gehobenen Kategorie umgebaut wurde, und die zu Zeiten des Hessischen Ministerpräsidenten Georg August Zinn (1901−1976) im Reinhardswald eingeführten Diplomatenjagden förderten öffentliches und politisches Interesse an einer Reaktivierung. Wesentlichen Anteil an der konzeptionellen Gestaltung und am Neuaufbau des Tierparks hatte der Zoologe Hans Georg Picker. Unter seiner Leitung und der Trägerschaft des Kreises konnte 1973 der Tierpark neu eröffnet werden.

Grundsätzlich behielt man die alte, noch bestehende Tierparkmauer als Außengrenze des neuen Wildparks bei. Sie wurde auf ganzer Länge restauriert und lediglich an der Südwestflanke für einen zusätzlichen Außenbereich durchbrochen. Der Eingang befindet sich in der Nordwestecke des Areals, unmittelbar neben dem großen Parkplatz.
Die Aufteilung des Tierparks und die Wegführung entsprechen großteils der letzten barocken Anlage. Das Rondell im südlichen Drittel des Parks bildet wieder seinen Mittelpunkt, von dem sechs mit Eichen bestandene Alleen zur Außenmauer führen. Zwei weitere Alleen befinden sich im ersten Drittel hinter dem Eingang, sodass der Park fast symmetrisch streng in acht Bereiche aufgeteilt ist. Sechs davon sind teilweise bewaldete, 10 bis 20 Hektar große Wildwiesen.

Zur Infrastruktur des Tierparks gehören neben den Anlagen zur Tierhaltung und Tierzucht auch ein Streichelzoo und Spielplätze, ein Tierparkmuseum, eine Kultur- und Kirchenscheune, den Schulbauernhof Pickers Hof und ein Gasthaus.

Das heutige Konzept für den Tierpark beinhaltet drei Themenschwerpunkte.

Der Urwildpark bildet den größten Teil des Tierparks. Auf großflächigen Anlagen werden meist heimische Huftiere in Gemeinschaftshaltungen gezeigt. Die größte Weide beherbergt auf 15 ha Heckrinder, Tarpane und Dybowski-Hirsche. Weitere Gehege zeigen Damhirsche und Rothirsche (auch in der weißen Farbvariante), Wisente, Wildschweine und Przewalskipferde. Auch europäische Raubtiere werden in naturnahen Anlagen gehalten. Volieren beherbergen europäische Waldvögel.
Wassergeflügelanlage, Damhirsch- und Mufflongehege sind begehbar.

Der Arche-Park mit dem Schulbauernhof zeigt alte und vom Aussterben bedrohte Rassen, wie Deutsche Lachshühner, Leineschaf, Leinegans und Thüringer Waldziege.
Einige Weideflächen sind begehbar und erlauben den direkten Kontakt zum Nutztier.

Direkt am Eingang befindet sich der Kinderzoo, der einen Querschnitt durch die exotische Tierwelt bietet. Neben Kaninchen, Ziegen und Hängebauchschweinen werden Erdmännchen, Waschbären, Kattas, Humboldtpinguine und Bennettkängurus gehalten. Viele der Gehege sind begehbar.
Ob diese „Verwässerung“ des Wildparkkonzepts passend ist, mag jeder selbst entscheiden. Unpassend wirken Affen und Pinguine auf den ersten Blick schon, aber was spricht dagegen in einem kleinen Parkbereich auch etwas fremde Luft schnuppern zu können.

Am Burgberg direkt unterhalb der Sababurg an der höchsten Stelle des Tierparks befindet sich terrassenförmig angelegt die Greifvogelanlage. Zwischen Ende März und Ende Oktober leben hier verschiedene Greifvögel und Eulen (teilweise in Anbindehaltung) und werden von einem Falkner in ihrer natürlichen Flugbewegung vorgestellt.

Der riesige Park lädt zum Spazieren und Entdecken ein und wer keine Lust auf ausgiebiges Schlendern hat, kann sich auch mit der Parkbahn befördern lassen und einen Großteil des Parks innerhalb einer Dreiviertelstunde erkunden.

Ein Besuch lohnt auf jeden Fall und wer besondere Freude an heimischen Huftieren hat, sollte ein Fernglas mitnehmen.
Abgesehen von der Lage und dem Tierbestand bietet der Wildpark auch zahlreiche Veranstaltungen im Laufe des Jahres, nicht nur für Kinder (Informationen dazu gibt die Homepage des Wildparks)

Informationen über den aktuellen und ehemaligen Tierbestand findet man hier (Zootierliste).

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