Skurrile wissenschaftliche Bezeichnungen (Archiv)

(Erstveröffentlichung am 6. Januar 2012)

Die Namensgebung in der Biologie und Anatomie ist eindeutig durch verschiedene international gültige Regelwerke und Vereinbarungen reglementiert. In Werken wie beispielsweise den Internationalen Regeln für die Zoologische Nomenklatur, den Nomina anatomica oder dem Internationalen Code der Botanischen Nomenklatur ist festgelegt, wann ein wissenschaftlicher Name (ein Taxon) rechtmäßig ist und wann er nicht akzeptiert wird.
Doch obwohl durch die Regeln der Taxonomie relativ enge Grenzen gesetzt sind, gibt es immer wieder kreative Benennungen mit einem gewissen „Unterhaltungswert“. Dies kann aufgrund der Auswahl des Namens (Benennung etwa nach einer Musikgruppe, einem Film o. ä.), der Länge des Namens, seiner Buchstabenzusammensetzung (Palindrom, viele Vokale) oder anderer Eigenschaften sein.

Die nachfolgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Lange Namen
Parastratiosphecomyia stratiosphecomyioides, eine Waffenfliege (Stratiomyidae)
Archaeohystrichosphaeridium, der Gattungsname eines fossilen Dinoflagellaten
Micropachycephalosaurus hongtuyanensis, ein Dinosaurier
Markolunato akaristobalsomiboribatuta, eine Art der Flusskrebse

Kurze Namen
Aha ha, eine Grabwespe
Ia io, eine Fledermaus
Loa loa, ein parasitischer Fadenwurm (Nematoda)

Erste und letzte im Alphabet
Aa, der Gattungsname eines Weichtiers und einer Orchidee, siehe Aa (Orchideen)
Aaadonta, der Gattungsname einer Schüsselschnecke; diese Gattung besitzt Merkmale, welche genau das Gegenteil von Zyzzyxdonta darstellen
Aaages, der Gattungsname eines Marienkäfers
Aaata, der Gattungsname eines Prachtkäfers
Zyzza, der Gattungsname einer Zikade
Zyzzyx, der Gattungsname einer Grabwespe
Zyzzyxdonta, der Gattungsname einer Schüsselschnecke; diese Gattung besitzt Merkmale, welche genau das Gegenteil von Aaadonta sind

Palindrome
Palindrome sind Wörter, die sich von hinten und von vorn mit der gleichen Bedeutung lesen lassen.
Afgoiogfa, Gattungsname einer Plattwespe
Aidemedia, Gattungsname ausgestorbener Kleidervögel von Hawaii
Allenella, Gattungsname einer Nacktschnecke
Aha ha, eine Grabwespe
Ajaja ajaja, der Rosalöffler
Xela alex, eine Schwebfliege
Orizabus subaziro, ein Blatthornkäfer

Antinome
Antinome sind Gegensätze, die hier in ein und demselben Namen auftreten, wie etwa beim klassischen Größengegensatz zwischen Maus und Elefant. Auch Zusammensetzungen aus zwei Tiernamen implizieren manchmal frappierende Vorstellungen, wenigstens beim ersten Erfassen der gegensätzlichen Bestandteile:
Elephantulus – Elefantenspitzmaus (lat.: „Elefäntchen“)

Benennung nach Prominenten
Die Benennung von Arten nach bedeutenden Personen ist in der Biologie durchaus üblich. Normalerweise werden auf diesem Weg bedeutende Forscher geehrt. Die folgenden Benennungen sind allerdings aufgrund der Personenwahl ungewöhnlich.
Agra schwarzeneggeri, nach Arnold Schwarzenegger benannte Laufkäferart mit stark ausgebildeten Gliedmaßen (2002 in Costa Rica entdeckt)
Bufonaria borisbeckeri, eine Meeresschnecke (nach Boris Becker)
Agathidium bushi, Agathidium cheneyi, Agathidium rumsfeldi, Schwammkugelkäfer benannt nach George W. Bush, Dick Cheney und Donald Rumsfeld
Campsicnemius charliechaplini, eine Langbeinfliege; die Benennung erfolgte aufgrund der Bewegung der Hinterbeine, die den Beschreiber an Charlie Chaplin erinnerte.
Avahi cleesei, Wollmakiart, benannt nach John Cleese
Arthurdactylus conandoylei, ein brasilianischer Flugsaurier (nach Arthur Conan Doyle, Verfasser des Romans „The Lost World“, in dem Dinosaurier auftreten)
Crichtonsaurus bohlini, ein Ankylosauride aus China, (im Gattungsnamen nach dem amerikanischen Schriftsteller Michael Crichton, Autor von Jurassic Park, im Artnamen nach dem schwedischen Paläontologen Birger Bohlin benannt)
Die Einsiedlerkrebs-Gattung Diogenes und ihre Familie Diogenidae, benannt nach dem altgriechischen Philosophen Diogenes von Sinope
Draculoides bramstokeri, ein Zwerggeißelskorpion (nach Bram Stoker und seinem Roman Dracula)
Elvisaurus, ein Dinosaurier mit einem Kamm, der den Beschreiber 1993 an Elvis Presley denken ließ (wird heute zur Gattung Cryolophosaurus gerechnet)
Calponia harrisonfordi, Spinne nach Harrison Ford
Pheidole harrisonfordi, Knotenameise aus der Gattung Pheidole, nach Harrison Ford
Eristalis gatesi, eine Schwebfliege, benannt nach Bill Gates
Dicrotendipes thanatogratus, eine Zuckmücke, benannt nach den Grateful Dead (thanatos „Tod“, gratus „gnadenvoll“)
Heteropoda ninahagen und Heteropoda davidbowie, zwei Riesenkrabbenspinnen nach Nina Hagen bzw. David Bowie
Sylvilagus palustris hefneri Lazell, 1984, eine vom Aussterben bedrohte amerikanische Unterart des Marschkaninchens, benannt nach Hugh Hefner, dem Gründer der Männerzeitschrift Playboy.
Anophthalmus hitleri, ein kleiner, brauner, blinder Höhlenkäfer, der unter Käfersammlern angeblich sehr begehrt und daher vom Aussterben bedroht ist, sowie Roechlingia hitleri ein ausgestorbenes Insekt (nach Adolf Hitler)
Masiakasaurus knopfleri, Dinosaurier nach Mark Knopfler
Confuciusornis sanctus, ein Gefiederter Saurier, benannt nach Konfuzius.
Strigiphilus garylarsoni, die Eulenlaus; Gary Larson hätte es nach eigenen Worten allerdings lieber gesehen, Namenspate eines Schwanes zu sein.
Baeturia laureli und Baeturia hardyi, zwei Zikadenarten (nach Stan Laurel und Oliver Hardy)
Orectochilus orbisonorum, ein Taumelkäfer benannt nach dem Sänger Roy Orbison und seiner Frau Barbara.
Psephophorus terrypratchetti, eine fossile Schildkröte aus dem Eozän (nach Terry Pratchett).
Mackenziurus johnnyi, M. joeyi, M. deedeei und M. ceejayi, vier Vertreter einer ausgestorbenen Trilobitengattung (nach den Ramones)
Myrmekiaphila neilyoungi, eine zu den Vogelspinnenartigen gehörende „Falltürspinne“ aus der Familie Cyrtaucheniidae, benannt nach dem Rockstar Neil Young
Schinderhannes, eine ausgestorbene Tiergattung, die nach dem deutschen Räuber Schinderhannes, benannt wurde
Orsonwelles, auf Hawaii endemische Gattung der Baldachinspinnen, benannt nach dem Schauspieler und Regisseur Orson Welles.

Aus der Welt der Sagen und Märchen
Agra sasquatch, ein Laufkäfer mit sehr großen Füßen
Agra yeti, ebenfalls ein Laufkäfer und ein naher Verwandter der obigen Art. Benannt nach dem bekannten Yeti.
Aphrodita aculeata, die Seemaus, ein bunt schillernder, pummeliger Schuppenwurm, benannt nach der Liebesgöttin.
Camelotia, ein Dinosaurier (Prosauropode) aus der Trias; benannt nach Camelot, da er in England gefunden wurde.
Cinderella, eine Scheufliege
Thylamys cinderella, die Cinderella-Fettschwanzbeutelratte aus Argentinien sowie Crocidura cinderella, die Cinderella-Spitzmaus (Unterfamilie Weißzahnspitzmäuse) aus Afrika
Gargoyleosaurus, ein mit dem Ankylosaurus verwandter Dinosaurier, benannt nach den Gargoyles
Merlinia, ein Trilobit mit dem Namen Merlins, des Zauberers aus der Artussage.
Excalibosaurus, ein Fischsaurier aus dem Jura; Aufgrund des schwertähnlichen Oberkiefers wurde hier der Name vom legendären Schwert König Artus’ gewählt.
Paroxyna babayaga, eine Fruchtfliege (Tephritdae); benannt nach der Hexe Baba Jaga aus der russischen Märchenwelt
Sanctacaris, ein primitiver, fossiler Kieferklauenträger; der Name bedeutet so viel wie „Santa Claws“, eine Verballhornung des Santa Claus.
Aquila chrysaetos simurgh , ausgestorbener Adler von der Insel Kreta, benannt nach dem Fabelwesen Simurgh.

Mächte des Bösen und des Todes
Anubis, eine Bockkäfergattung, benannt nach dem ägyptischen Totengott
Acherontia atropos, der Totenkopfschwärmer mit Totenkopfzeichnung auf dem Körper; Acheron ist der Sage nach der Eingang zum Hades, Atropos eine Schicksalsgöttin.
Baalzebub, eine Zwergradnetzspinne
Beelzebufo, prähistorische Kröte aus Madagaskar.
Betta persephone, eine Kampffischart, die aufgrund ihrer dunklen Färbung nach der mythologischen Unterweltgestalt Persephone benannt ist
Hades, ein Würfelfalter, benannt nach dem Ort der Toten in der griechischen Mythologie
Kali, eine Gattung von Tiefseefischen aus der Familie der Schwarzen Schlinger, benannt nach der Hindugöttin der Zerstörung und Erneuerung (genannt ‚Die Schwarze‘, eine passende Beschreibung des Lebensraums der Tiere)
Lucifer, eine Gattung garnelenähnlicher Zehnfußkrebse (Unterordnung Dedrobranchiata)
Mars, eine nach dem römischen Kriegsgott benannte Gattung von Wächtergrundeln (inzwischen auf die Gattungen Cryptocentrus und Vanderhorstia aufgeteilt)
Mephisto, eine Gattung der Hornfische
Pandora, eine Muschelgattung, nach Pandora
Pluto, eine nach dem römischen Totengott benannte Grabwespengattung
Satan, eine Gattung von Katzenwelsenn, die in unterirdischen Gewässern leben
Vampyroteuthis infernalis, der ,Vampirtintenfisch aus der Hölle‘

Benennungen nach Wesen aus Büchern, Film und Fernsehen
Bambiraptor, ein theropoder Dinosaurier; benannt nach der Zeichentrickfigur Bambi, vor allem aufgrund der Größe des Skeletts.
Bagheera kiplingi, eine Springspinne, benannt nach dem Schwarzen Panther Bagheera aus Rudyard Kiplings Dschungelbuch
Chloridops regiskongi, ein ausgestorbener Kleidervogel aus Hawaii; Nach seinem Fund wurde dieser Vogel von einem Journalisten als „a real King Kong finch“ bezeichnet.
Darthvaderum, eine Gattung der Hornmilben; die REM-Bilder der Mundregion erinnerten den Erstbeschreiber Hunt sofort an Darth Vader.
Agathidium vaderi, ein Schwammkugelkäfer, wegen des helmartigen Kopfes ebenfalls nach Darth Vader benannt.
Gojirasaurus, ein theropoder Dinosaurier; Gojira ist der japanische Originalname von Godzilla.
Godzillius und die Familie Godzilliidae, eine Remipedengruppe; die größten bekannten Angehörigen dieser Krebstiere leben in unterirdischen Höhlen.
Godzilliognomus, ebenfalls ein Remipede, diesmal der kleinste bekannte.
Pleomothra, noch ein Remipede und Angehöriger der Godzilliidae; benannt wurde er nach der gigantischen Motte Mothra aus den Godzilla-Filmen.
Sinemys gamera, eine fossile Schildkröte aus Japan, benannt nach Gamera, der riesigen, feuerspeienden und fliegenden Schildkröte aus der gleichnamigen japanischen Filmserie. Der Grund für die Benennung sind flügelähnliche Auswüchse am Panzer des Fossils.
Hortipes terminator, eine Webspinne; benannt nach dem Terminator aufgrund der Form der Pedipalpen, die einer futuristischen Waffe ähneln.
Polemistus chewbacca und Polemistus vaderi, zwei Grabwespen, die nach Figuren aus Star Wars benannt wurden.
Batman, eine Gattung australischer Wächtergrundeln, aufgrund der Form der Schwanzflosse nach Batman benannt. (Die Gattung wurde allerdings mit der Gattung Cryptocentrus vereinigt.)
Otocinclus batmani, eine Art der Ohrgitterwelse mit einem W-förmigen Zeichen an der Schwanzflosse
Conus tribblei, eine Kegelschnecke; benannt nach der Katze des Beschreibers, diese wiederum nach den pelzigen „Tribbles“, die bei Star Trek vorkommen.
Bidenichthys beeblebroxi, ein Bartmännchen (Fisch) und Erechthias beeblebroxi, eine Motte; beide besitzen einen „falschen“ Kopf und wurden deshalb nach Zaphod Beeblebrox aus dem Roman Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams benannt
Fiordichthys slartibartfasti, ein im Fiordland endemisches Bartmännchen (Fisch); benannt nach Slartibartfast,aus dem Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“.
Ninjemys, eine fossile Schildkrötengattung, nach den Teenage Mutant Ninja Turtles
Stichoplastoris asterix und Stichoplastoris obelix, zwei Vogelspinnenarten aus Costa Rica.
Dracorex hogwartsia, Saurier, benannt nach Hogwarts, der Schule aus den Harry-Potter-Romanen.

Aus den Romanen von J. R. R. Tolkien
Aufgrund der  Popularität J. R. R. Tolkiens, des Autors des Herrn der Ringe, fällt diese Liste besonders lang aus. Auch Biologen und Paläontologen sind und waren offensichtlich große Anhänger dieses Schriftstellers, besonders Leigh Van Valen benannte 1978 eine ganze Menge Säugetiere aus dem Paläozän nach Charakteren und Begriffen aus Mittelerde.
Aletodon mellon, ein Säugetier aus dem Paläozän; mellon stammt aus der elbischen Sprache Sindarin und bedeutet „Freund“, dieses Wort stellte das Passwort nach Moria dar
Ancalagon, ein Priapswurm aus dem Kambrium sowie Ankalagon, ein Säugetier aus dem Paläozän aus der Gruppe der Mesonychia; beide wurden nach dem Drachen Ancalagon benannt.
Anisonchus eowynae, noch ein Säugetier (Urhuftier) aus dem Paläozän, benannt nach Éowyn, der Schwester König Éomers von Rohan
Beorn leggi, eine ausgestorbene Bärtierchen-Art, benannt nach Beorn, einer Figur, die zwischen Bären- und Menschengestalt wechseln kann
Bomburia, Säugetier (Urhuftier) aus dem Paläozän, benannt nach Bombur, einem Zwerg
Bubogonia bombadili und Protoselene bombadili, weitere Säugetiere aus dem Paläozän, diesmal benannt nach Tom Bombadil
Claenodon mumak, Säugetier aus dem Paläozän, benannt nach Mûmak, einer Art Mittelerde-Elefant
Deltatherium durini, Säugetier (Urraubtier) aus dem Paläozän, nach dem Zwergenvater Durin benannt
Earendil, eine Gattung von Säugetieren aus dem Paläozän, benannt nach Eärendil, dem Vater Elronds
Elachista amrodella, E. aredhella, E. caranthirella, E. curufinella, E. daeronella, E. diorella, E. finarfinella, E. gildorella, E. indisella, E. maglorella, E. miriella, E. turgonella, alles Vertreter der Grasminiermotten, benannt nach verschiedenen Elben von Tolkien, u. a. Amrod, Aredhel, Caranthir, Curufin, Daeron, Dior (König von Doriath), Finarfin (König in Aman), Gildor Inglorion, Indis, Maglor, Miriel, Turgon.
Fimbrethil ambaronae, Säugetier (Urhuftier) aus dem Paläozän, benannt nach Fimbrethil, einer Entfrau, und Ambaróna, wie der Entwald benannt wurde.
Gollum, eine Gattung der Falschen Katzenhaie, benannt nach Gollum
Gollumia, eine Schneckengattung aus der Türkei, ebenfalls nach Tolkiens Gollum benannt
Gollumjapyx smeagol, ein 2006 entdeckter, höhlenbewohnender Doppelschwanz. Sméagol ist der „bürgerliche“ Name Gollums aus seiner Zeit als Hobbit
Gwaihiria, eine Wespengattung (Diapridae), benannt nach dem König der Adler, Gwaihir
Litaletes ondolinde, Säugetiere (Urhuftiere) aus dem Paläozän, benannt nach der Elbenstadt Ondolindë bzw. Gondolin
Macrostyphlus frodo und Macrostyphlus gandalf, zwei Rüsselkäfer, benannt nach dem Hobbit Frodo bzw. dem Zauberer Gandalf
Mimotricentes mirielae, Säugetier aus dem Paläozän, nach der Elbin Míriel
Mimatuta morgoth, ein Säugetier (Urhuftier) aus dem Paläozän, benannt nach Morgoth, dem „Dunklen Feind der Welt“
Mimatuta minuial, ein Säugetier aus dem Paläozän, benannt nach den elbischen Wörtern „Min“ für Gipfel und Uial für Dämmerung
Mithrandir, eine Gattung von Säugetieren aus dem Paläozän, nach einem der Namen des Zauberers Gandalf (Mithrandir = „Grauer Wanderer“)
Niphredil radagasti, Säugetier aus dem Paläozän, nach Niphredil, einer kleinen Blume in Mittelerde, und Radagast dem Braunen
Osteoborus orc, ein Hund aus dem Pliozän
Oxyprimus galadrielae, ein Säugetier (Urhuftier) aus dem Paläozän, nach der Elbin Galadriel benannt.
Pericompsus bilbo, ein Laufkäfer, nach Bilbo, dem Titelhelden von Der kleine Hobbit. Dieser Käfer wurde so benannt mit der Begründung: „Er war kurz, dick und hatte haarige Füße“
Platymastus palantir, ein Säugetier aus dem Paläozän, nach den palantíri, den Sehenden Steinen
Protungulatum gorgun, ein Säugetier, nach dem Namen der Waldmenschen für die Orks: gorgûn
Smeagol, eine Schnecke aus der Familie der Smeagolidae; beide Namen spiegeln den ursprünglichen Namen von Gollum wider, genauso wie Smeagolia, eine Wespe (Pteromalidae)
Syconycteris hobbit, ein Langzungenflughund
Thangorodrim thalion, ein Säugetier aus dem Paläozän. Der Thangorodrim ist ein Berg in der Vorzeit von Mittelerde, Thalion (elbisch für „der Starke“) ist eine Figur aus Tolkiens Silmarillion
Tinuviel, ein Säugetier (Urhuftier) aus dem Paläozän, nach dem Beinamen der schönsten Elbin Lúthien. Tinuviel bedeutet „Nachtigall“

Benennung nach Dingen
Proceratium google, eine Ameisenart auf Madagaskar. Benannt nach der Suchmaschine von Google Inc. aus Dankbarkeit für Google Earth.
Callicebus aureipalatii, übersetzt der Golden Palace Monkey, benannt nach dem Online-Casino GoldenPalace.com, das den Namen auf einer Auktion zugunsten des Madidi-Nationalparks in Bolivien ersteigerte
Electrolux, ein Rochen aus der zitterrochenartigen Familie Narcinidae, der seine Nahrung einsaugt und elektrische Schläge austeilen kann
Kamera lens, ein lange bekanntes, aber wenig erforschtes Geißeltierchen. Es wurde 1773 als Monas lens (lat. lens „Linse“) beschrieben, der Gattungsname Kamera wurde erst 1991 vergeben (im Englischen bedeutet lens „optische Linse, Objektiv“)
Cafeteria, eine Gattung von planktisch lebender Geißeltierchen (Flagellaten), die eine wichtige Rolle in der Nahrungskette spielt

Sex in wissenschaftlichen Namen
Häufig sind es Ähnlichkeiten mit den menschlichen Genitalien, die die Benennung beeinflussten.
Colymbosathon ecplecticos, ein fossiler Ostrakode; übersetzt bedeutet die Art „Erstaunlicher Schwimmer mit dem großen Penis“. Es handelt sich um das älteste bekannte Fossil mit einem Penis.
Cuterebra emasculator und C. sterilisator, zwei Fliegen; Emasculator und Sterilisator kann als Entmannung bezeichnet werden. Die Maden der beiden Fliegen ernähren sich vom Hoden ihrer Nagetierwirte.
Longiphallus, eine Untergattung von Glanzschnecken
Priapulus, ein Priapswurm (Priapulida). Die Bedeutung der ganzen Tiergruppe leitet sich von dem Wort „kleiner Penis“ her und bezieht sich auf die Form der Würmer.
Eroticoscincus, Gattungsbezeichnung eines australischen Skinks; übersetzt heißt das Tier „sexy Skink“

Nicht latinisierte Namen
Dadurch, dass sie ihre Werke in der damaligen Wissenschaftssprache Latein verfassten, begründeten Carl von Linné und seine Zeitgenossen den Brauch, die Namen zu latinisieren. Aber sie selbst verwendeten durchaus auch unveränderte landessprachliche Wörter, die sich im lateinischen Kontext etwas deplatziert ausnehmen:
Blicca bjoerkna, der Güster (schwedisch björkna), 1758 von Carl von Linné als Cyprinus bjoerkna benannt
Brosme brosme, der Lumb (norwegisch brosme), 1772 von dem Norweger Peder Ascanius als Gadus brosme benannt
Gymnocephalus schraetser, der Schrätzer, Artname von Linné
Oscinella frit, die Fritfliege, ebenfalls von Linné benannt
Wunderpus photogenicus, ein wunderbar fotogener Verwandter von Octopus, 2006 von M. D. Norman und J. Finn neu beschrieben
Zingel zingel, der Zingel, ein Spindelbarsch, von Linné 1766 als Perca zingel beschrieben
Zingel streber, der Streber, ein weiterer Spindelbarsch, 1863 von Karl Theodor Ernst von Siebold als Aspro streber beschrieben

Sonstige Kuriosa
Mantispa aphavexelte wurde 1994 von den österreichischen Entomologen Ulrike und Horst Aspöck als Name für eine lange Zeit auf Grund einer Verwechselung falsch bezeichneten Art aus der Familie der Fanghafte festgelegt. Als ironische Ablenkung von der tatsächlichen Etymologie („eine verwechselte“ in österreichischer Aussprache) schrieben die Autoren, Aphavexelte sei der Name der griechischen „Göttin der Konfusion“.
Denhama aussa (österr: „Den haben wir raus“), eine australische Stabschreckenart, für die vom österreichischen Zoologen Franz Werner 1912 nach langwierigen Untersuchungen eine neue Gattung eingeführt wurde.
Vallonia eiapopeia, Vallonia hoppla (mit der Nominatunterart V. hoppla hoppla) und Vallonia patens tralala sind Grasschnecken (Familie Valloniidae), die 1996 von Jochen Gerber beschrieben wurden.
Agra phobia, ein südamerikanischer Laufkäfer, nach dem englischen Agraphobia, der übertriebenen Angst vor sexuellem Missbrauch oder Situationen, die zu einem solchen führen könnten.
Agra vation, ein metallisch-grüner Laufkäfer aus Peru, nach dem englischen Aggravation (sic), Ärger, Verschlechterung, Verschlimmerung.
Heerz lukenatcha ist der Name einer parasitisch lebenden Wespe. Die Beschreibung erfolgte durch P. M. Marsh, der für die Namensgebung eine umgangssprachlich-phonetische Schreibweise des von Humphrey Bogart gesprochenen Satzes „Here’s looking at you, (kid).“ (deutsche Übersetzung: „Ich seh dir in die Augen, (Kleines!)“) aus dem Film Casablanca wählte.
Vini vidivici, ausgestorbener Papagei von den Marquesas, benannt nach Julius Cäsars Zitat Veni vidi vici.

Wenig originelle Benennungen
Die Vielfalt an Lebewesen kann manchmal überwältigend sein. Einem amerikanischen Schmetterlingsforscher erschienen die Schmetterlinge des nördlichen Mexikos offenbar so zahlreich, dass er bei der Namensgebung ein wenig schematisch zur Sache ging:
Cydia candana, Epiblema sosana, Epiblema tandana, Epinotia zandana, Epinotia xandana, Eucosma bobana, Eucosma cocana, Eucosma dodana, Eucosma fofana, Eucosma gandana, Eucosma handana, Eucosma hohana, Eucosma landana, Eucosma lolana, Eucosma mandana, Eucosma momana, Eucosma nandana, Eucosma pandana, Eucosma totana, Eucosma wandana, Pelochrista ponana, Pelochrista randana, Pelochrista rorana, Pelochrista vandana, Phaneta kokana, Rhyacionia zozana, Hysterosia baracana, Hysterosia biscana, Hysterosia bomonana, Hysterosia discana, Hysterosia foxcana, Hysterosia nomonana, Hysterosia riscana, Hysterosia romonana, Hysterosia toxcana, Hysterosia viscana, Hysterosia voxcana, Hysterosia waracana, Hysterosia wiscana, Hysterosia zaracana, Hysterosia ziscana, Hysterosia zoxcana

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