Portrait: Wasserbüffel

Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Bovinae
Tribus: Rinder (Bovini)
Gattung: Asiatische Büffel (Bubalus)
Art: Wasserbüffel (Bubalus arnee)
Südeuropäischer Hauswasserbüffel (Zoo Augsburg)

Südeuropäischer Hauswasserbüffel (Zoo Augsburg)

Der Wasserbüffel gehört zu den Rindern und ist die am weitesten verbreitete und bekannteste Art der Asiatischen Büffel (Bubalus). Er ist vielerorts zum Haustier geworden, wilde Wasserbüffel hingegen sind heute eine Seltenheit. Für wilde Büffel wird oft die indische Bezeichnung Arni verwendet; damit werden sowohl echte Wild- als auch verwilderte Hausbüffel bezeichnet.
Die 74 Rassen von Hausbüffeln werden grob in Sumpf- und Flussbüffel unterteilt. Sumpfbüffel dienen vor allem als Arbeitstiere, Flussbüffel in erster Linie als Nahrungs- und Rohstofflieferanten.

Ein Wasserbüffel bringt es auf eine Kopfrumpflänge von fast 3 Metern, eine Schulterhöhe von 180 Zentimetern und ein Gewicht von mehr als einer Tonne. Diese Maße werden fast nur von wilden Büffeln erreicht. Die domestizierten Exemplare sind für gewöhnlich sehr viel kleiner und selten schwerer als 500 Kilogramm. Der Rumpf ist rindertypisch tonnenförmig, der etwa 60 bis 80 Zentimeter lange Schwanz hat eine Endquaste. Die Farbe der wilden Tiere ist grau, braun oder schwarz. Bei domestizierten Büffeln gibt es auch schwarz-weiß gescheckte oder ganz weiße Tiere.
Der Kopf ist meist lang und nach vorne hin verhältnismäßig schmal, die Ohren sind vergleichsweise klein. Beide Geschlechter tragen Hörner, die entweder geradlinig zur Seite weisen oder sich halbkreisförmig nach innen krümmen. Sie erreichen eine Spannweite von 2 Metern, mehr als bei jedem anderen lebenden Paarhufer; die Hörner der Weibchen sind allerdings meist etwas kürzer. Daneben existieren aber auch Büffelrassen mit kleineren Hörnern.
Die weit auseinander gespreizten Hufe geben den Tieren in ihrem sumpfigen Lebensraum sicheren Halt.

Das Verbreitungsgebiet des wilden Wasserbüffels ist seit der Eiszeit kontinuierlich geschrumpft. Noch im späten Pleistozän gab es Wasserbüffel auch in Nordafrika. Zur Zeit der frühen Hochkulturen Mesopotamiens waren sie zwischen Euphrat und Tigris noch häufig und von hier ostwärts über Indien bis nach China und Südostasien verbreitet. Durch Ansiedlung durch den Menschen gibt es Wasserbüffel heute auch in Nordaustralien und im Amazonasgebiet Brasiliens.

Südeuropäischer Hauswasserbüffel (Tiergarten Schönbrunn)

Südeuropäischer Hauswasserbüffel (Tiergarten Schönbrunn)

Heute ist es oft schwierig zu bestimmen, welche Wasserbüffel echte Wildbüffel und welche bloß Nachkommen verwilderter Hausbüffel sind. In Kambodscha, Laos und Vietnam gibt es offenbar keine reinen Wildbüffel mehr. Dagegen sind einige kleine Gruppen über Nepal, Bhutan und die indischen Bundesstaaten Assam, Madhya Pradesh, Meghalaya und Arunachal Pradesh verstreut. Umstritten ist, ob es sich bei den Büffeln des westlichen Thailands und der Insel Sri Lanka um echte Wildbüffel handelt.

Den Lebensraum des Wasserbüffels bilden offene Feuchtgebiete, Sumpfwälder und dicht bewachsene Flusstäler. Zum Schutz vor Insekten und zur Abkühlung hält er sich oft im Wasser oder im Schlamm auf. Anschließend ist die Haut von einer dichten Schlammschicht bedeckt, die kein blutsaugendes Insekt durchdringen kann.

Da es in Asien fast nur noch domestizierte Wasserbüffel gibt, hat man das Verhalten dieser Tiere vor allem bei ausgewilderten Büffeln im Norden Australiens studiert. Wie weit dies dem ursprünglichen Verhalten entspricht, ist unbekannt. Wasserbüffel leben hier in Familiengruppen von dreißig Individuen, die von einer alten Kuh angeführt werden. Die Herden bestehen aus Weibchen und ihren Jungen. Junge Weibchen bleiben für gewöhnlich bei der Herde; jüngere Männchen werden dagegen im Alter von zwei Jahren aus der Herde vertrieben. Die Bullen werden nach einer Übergangszeit in Junggesellenverbänden, die jeweils etwa zehn Individuen umfassen, zu temporären Einzelgängern, schließen sich aber alljährlich zur Paarungszeit (in Nordindien im Oktober, weiter südlich zu keiner festgelegten Jahreszeit) einer Herde an. Die dominante Kuh behält auch in dieser Zeit die Führung der Gruppe und jagt nach dem Ende der Paarungszeit die Bullen davon. Alte Bullen, die sich nicht mehr paaren können, leben bis zu ihrem Tod als dauerhafte Einzelgänger. Meistens sondern sie sich freiwillig ab, gelegentlich werden sie von einem jüngeren Bullen gewaltsam vertrieben.

Der Wasserbüffel erreicht die Geschlechtsreife mit eineinhalb bis drei Jahren. Männchen brauchen für das Erreichen der Geschlechtsreife deutlich länger. Die Tiere leben polygam, also in einer Vielehe, die sich aber nur auf die Paarungszeit beschränkt. Außerhalb der Paarungszeit leben die geschlechtsreifen Männchen und Weibchen getrennt. In den meisten Verbreitungsgebieten erstreckt sich die Paarungszeit über den Zeitraum nach der Regenzeit. Zu dieser Zeit stoßen Männchen zu den Weibchenherden. Die Paarungsbereitschaft ermitteln sie durch Beschnüffeln des Urins und der Genitalien. Bestimmte Pheromone scheinen hier die entsprechenden Signale zu setzen.
Nach einer Tragezeit von 320 bis 340 Tagen bringt das Weibchen meist ein, selten zwei Jungtiere zur Welt. Das Ablegen der Jungtiere erfolgt dabei an einer geschützten Stelle, abseits der Herde. Ein Jungtier kann unmittelbar nach der Geburt stehen und der Mutter folgen. Es wiegt bei der Geburt etwa 35 bis 40 Kilogramm. Während der nächsten sechs bis acht Monate werden Jungtiere von den Müttern gesäugt und gegenüber Feinden beschützt. Mit Erreichen der Selbständigkeit nehmen sie bereits ab ein bis zwei Monaten feste Nahrung zu sich. In Freiheit können Wasserbüffel ein Alter von bis zu 25 Jahren erreichen. In Gefangenschaft ist eine Lebenserwartung von bis zu 30 Jahren möglich.

Hauswasserbüffel (Zoo Berlin)

Hauswasserbüffel (Zoo Berlin)

Die Nahrung des Wasserbüffels sind in erster Linie Gräser, daneben auch fast jede Art von Ufervegetation. Neben dem Menschen sind Tiger und Krokodile die einzigen Fressfeinde des Wasserbüffels. Tiger attackieren bevorzugt Jungtiere oder Einzelgänger, da eine geschlossene Herde durch koordiniertes Vorgehen oft in der Lage ist, die Raubkatzen zu vertreiben oder in Einzelfällen durch den Einsatz der Hörner sogar zu töten.

Der wilde Wasserbüffel wird von der International Union for Conservation of Nature (IUCN) in der Roten Liste gefährdeter Arten als „stark gefährdete“ Art (Endangered) geführt. Wegen der oben angeführten Schwierigkeiten, ausgewilderte Hausbüffel von echten Wildbüffeln zu unterscheiden, schwanken die Bestandsangaben zwischen 200 und 4000 Exemplaren.
Indien beherbergt heute mit über 3000 Exemplaren die meisten Wilden Wasserbüffel. Aber auch hier kommen sie nur noch in wenigen Reservaten in Assam, Arunachal Pradesh und im Bastar-District in Chhattisgarh vor. Ihre Reinblütigkeit steht allerdings praktisch überall im Zweifel. In Assam kommen Wilde Wasserbüffel im Gebiet des Manas-Nationalparks, im Kaziranga-Nationalpark, im Laokhowa-Schutzgebiet und im Dibru-Saikhowa-Nationalpark vor. Im Manas-Gebiet bewohnen die Tiere auch angrenzende Teile Bhutans. In Arunachal Pradesh leben Wilde Wasserbüffel im Namdapha-Nationalpark-Gebiet, während in Chhattisgarh zwei Populationen vorkommen. Eine im Indravati-Nationalpark, die andere im Udanti-Reservat. Letztere könnte sich bis in angrenzende Gebiete Orissas ausdehnen. Die einzige nepalesische Population lebt im Kosi-Tappu-Wildreservat im Südosten des Landes und besteht aus etwa 150 Tieren.
In Südostasien existieren darüber hinaus nur noch winzige, versprengte Restbestände. Die einzige Population Wilder Wasserbüffel in Thailand lebt im Huai-Kha-Kaeng-Reservat und besteht aus etwa 50 Tieren, die zudem mit Hauswasserbüffeln vermischt sein könnten. Einige dutzend halten sich darüber hinaus in Kambodscha im Osten der Provinz Mondulkiri. In Vietnam und Laos sind die letzten Bestände erloschen, für Myanmar liegen keine aktuellen Schätzungen vor.
Unklar ist, ob die wildlebenden Wasserbüffel Sri Lankas auf wilde Büffel oder auf importierte Hauswasserbüffel zurückgehen. Heute tragen sie mit großer Wahrscheinlichkeit ein hohes Maß an Hausbüffelgenen in sich, da die Bestände in der jüngeren Vergangenheit durch den Ausbruch der Rinderpest am Ende des 19. Jahrhunderts stark zusammengeschmolzen sind und sich die überlebenden Populationen vor ihrer Erholung mit Hausbüffeln gekreuzt haben dürften.

Ursprünglich wurde der wilde Wasserbüffel als Bubalus arnee, der Hausbüffel aber als Bubalus bubalis geführt. Heute werden sie zu einer Art zusammengefasst, laut Entscheidung des ICZN (Opinion 2027) ist arnee der gültige Name. Umstritten ist allerdings, ob wirklich alle Wasserbüffel einer Art angehören. So sehen manche in den chinesischen Büffeln, deren wilde Vorfahren vor etwa 3500 Jahren ausstarben, eine eigene Art Bubalus mephistopheles. Als Unterart des Wasserbüffels wird gelegentlich der philippinische Tamarau geführt, der heute häufig den Rang einer eigenständigen Art erhält.

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