Ordnung: | Raubtiere (Carnivora) |
Überfamilie: | Hundeartige (Canoidea) |
Familie: | Hunde (Canidae) |
Tribus: | Echte Füchse (Vulpini) |
Gattung: | Vulpes |
Art: | Steppenfuchs (Vulpes corsac) |
Der Steppenfuchs oder Korsak erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 45 bis 60 Zentimetern mit einem Schwanz von 24 bis 35 Zentimetern Länge und einem Gewicht von 1,6 bis 3,2 Kilogramm bei den Männchen und 1,9 bis 2,4 Kilogramm bei den Weibchen. Die Männchen sind damit etwas größer und schwerer als die Weibchen. Davon abgesehen unterscheiden sich die Geschlechter äußerlich nicht, ein über die Größe hinausgehender Sexualdimorphismus ist also nicht ausgeprägt.
Die Tiere haben im Sommer ein braungraues bis rötliches Fell, das unterhalb der Kehle und am Bauch gelb oder weißlich ist. Der Kopf ist grau-ockerfarben oder braun, dabei etwas dunkler auf der Stirn mit einer weißen bis gelblichen Färbung um die Schnauze, die Kehle und den unteren Nackenbereich. Die Ohren sind mit einer Länge von 50 bis 70 Millimeter im Vergleich zu anderen Fuchsarten eher kurz und entsprechen in ihrer Färbung der Rückenfärbung; die Vorderseite ist dabei braun gebändert, die Rückseite ockerfarben-braun bis rotbraun. Die Beine sind an der Vorderseite hell gelblich, die Seiten sind rostig-gelb. Die Hinterbeine sind bei gleicher Färbung etwas heller als die Vorderbeine. Die Schwanzlänge beträgt etwa die Hälfte der Kopf-Rumpf-Länge. Der Schwanz ist buschig und dicht behaart, die Farbe reicht von dunkel-ockerbraun bis graubraun. Oberseits ist er schwarz und er besitzt eine dunkle bis schwarze Spitze sowie etwa sechs bis sieben Zentimeter vom Ansatz entfernt einen schwarzen Fleck, der die Violdrüse markiert. Unterseits ist der Schwanz aschgrau bis braun oder rostbraun.
Der Steppenfuchs wechselt im Herbst und im Frühjahr sein Fell (Fellwechsel), wobei im Frühjahr das Winterfell vollständig ersetzt wird. Das Winterfell ist deutlich heller, dichter, weicher und seidiger, daher ist es als Pelz begehrt. Es besitzt einen mittig ausgeprägten braunen Streifen und die Haarspitzen sind silberweiß. Das Fell und die Haut schützen den Fuchs vor Kälte und extremen Wetterbedingungen, die für einen Großteil des Verbreitungsgebiets vor allem im Winter typisch sind. Die Maximalgröße der Haarporen liegt bei weniger als 2 Mikrometer und kann saisonal variieren. Dadurch werden die Isoliereigenschaften des Pelzes erhöht.
Das Verbreitungsgebiet des Steppenfuchses umfasst die Steppen-, Halbwüsten und Wüstengebiete Zentralasiens und reicht von der unteren Wolga über West- und Zentralasien bis in die Mandschurei und nach Tibet. In Europa lebt die Art bis in die Region Samara, Tatarstan und im nördlichen Kaukasus. Von hier reicht die Verbreitung über Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan und Kasachstan bis in die Steppen- und Waldsteppengebiete Russlands einschließlich des südlichen Bereichs von Westsibirien. Zudem lebt der Steppenfuchs in der Region Transbaikalien sowie in der gesamten Mongolei mit Ausnahme der bewaldeten Bergregionen und im Nordosten der Volksrepublik China mit der Mandschurei, der Inneren Mongolei sowie dem Gebiet zwischen dem Argun und dem Großen Hinggan-Gebirge, in der Dsungarei und Kaxgar in Xinjiang sowie in Afghanistan und im Nordosten Irans. Die südliche Verbreitungsgrenze ist unbekannt. Sie reicht in China wahrscheinlich bis zu den Gebirgszügen, die das Hochland von Tibet im Norden begrenzen.
In der jüngeren Vergangenheit wurde eine Erweiterung des Verbreitungsgebietes nach Westen verzeichnet, die wahrscheinlich der Verbreitung und Erholung der Bestände des Steppenmurmeltieres bis in die Region Woronesch folgt. Einzelne Sichtungen der Art sind zudem aus den Steppengebieten der Ukraine bis Pawlodar, dem östlichen Transkaukasien in Aserbaidschan und vielleicht auch aus dem westlichen Kirgisistan dokumentiert.
Sein Lebensraum sind hauptsächlich Steppengebiete und Halbwüsten- bis Wüstengebiete. Er meidet Gebirgsregionen und fehlt in der Regel in Wäldern, Gebüschen und Gehölzen sowie in Siedlungsgebieten. Lokal kann er auf der Nahrungssuche auf landwirtschaftlich genutzten Flächen auftauchen und dort nach Beutetieren jagen.
Da sich das Verbreitungsgebiet des Steppenfuchses mit dem mehrerer anderer Fuchsarten überschneidet, besteht in einigen Gebieten eine Verwechslungsgefahr. Vom ähnlichen, jedoch deutlich größeren Rotfuchs, der im größten Teil des Verbreitungsgebiets sympatrisch vorkommt, unterscheidet sich der Steppenfuchs vor allem durch die längeren Beine im Verhältnis zur Körpergröße. Durch die dunkle bis schwarze Schwanzspitze unterscheidet sich der Steppenfuchs zudem sowohl vom Rotfuchs als auch vom Tibetfuchs, mit dem das Verbreitungsgebiet nur am Nordrand des tibetischen Hochlands überlappt. Auch dieser ist etwas größer und besitzt eine deutlich andere Kopfform sowie deutliche, dunkle Nackenstreifen. Der Afghanfuchs unterscheidet sich vor allem in der Färbung und Körperform vom Steppenfuchs. Besonders markant sind bei der Art die dunklen Zeichnungen unter den Augen und das dunkelfleckige Fell. Der Bengalfuchs wiederum unterscheidet sich vom Steppenfuchs durch die sandgelbe Färbung der Ohren und der Rüppellfuchs durch die sandgelbe Fellfarbe, den dunklen Gesichtsfleck und den langen Schwanz mit weißer Spitze.
Der Steppenfuchs ist sowohl an Trockenheit als auch an Kälte und extreme Witterung angepasst. Er kann längere Zeit ohne Wasser und Nahrung auszukommen. Vor allem in Steppenregionen sucht der Fuchs häufig Wasserstellen auf, an denen er auch seine Beute findet. Er ist vor allem nachtaktiv, wobei die Jagdzeit in der Regel am Abend beginnt und ihren Höhepunkt in der ersten Nachthälfte und danach wieder kurz vor dem Sonnenaufgang hat. Insbesondere im Sommer während der Zeit, in der die Jungtiere versorgt werden müssen, können die Tiere jedoch auch tagsüber aktiv sein.
Die Sozialstruktur basiert vor allem auf der Familiengruppe. Als Bau nutzt der Steppenfuchs überwiegend verlassene Baue von Murmeltieren oder anderen Nagetieren, seltener die von Rotfüchsen oder Dachsen. Im Norden seines Verbreitungsgebietes werden insbesondere die Baue des Sibirischen Murmeltieres genutzt. Einer Studie aus der Mongolei zufolge nutzen die Steppenfüchse die Murmeltierbauten regelmäßig und signifikant häufiger als die anderer Arten, wodurch das Murmeltier als Schlüsselart für die Ökologie der Region betrachtet werden kann. Die Baue sind in der Regel nicht tief und haben einen bis vier Eingänge. Sie dienen dem Schutz vor schlechter Witterung sowie vor Fressfeinden. Vor allem während der harten Winterstürme und bei starkem Frost bleiben die Füchse im Bau, wobei sich mehrere Füchse einen Bau teilen können. Die Wurfbaue sind häufig mit mehr Eingängen ausgestattet, die in eine zentrale Kammer führen.
Die Größe des Aktionsraums variiert sehr stark entsprechend der Verfügbarkeit von Beutetieren und anderer Ressourcen. In optimalen Lebensräumen kann sich der Aktionsraum eines Paares auf einen Quadratkilometer beschränken, unter ungünstigen Bedingungen ist er 35 bis 40 Quadratkilometer groß. Markierungen mit Urin oder Kot (Fäzes) kommen vor allem in der Nähe der Wurfbauten vor, im Vergleich zu anderen Arten sind sie jedoch selten. Die bevorzugte Form der Kommunikation ist das Bellen, wobei ein Spektrum von verschiedenen Belllauten bei Jagd, Territorialverhalten, Paarung sowie Bedrohung zur Verfügung steht. Hinzu kommen kurze und hohe Töne bei der Nahkommunikation wie Winseln und Fieptöne.
Im Winter versucht er, tieferen Schnee von mehr als 15 Zentimetern zu meiden, in den er aufgrund des vergleichsweise hohen Gewichtsdrucks von 68–80 g/cm2 einsinkt, wodurch seine Bewegungsfähigkeit eingeschränkt wird; der Rotfuchs hat zum Vergleich einen Gewichtsdruck von nur 27–30 g/cm2. Entsprechend bevorzugt der Steppenfuchs von Paarhufern festgetretenen Schnee und folgt den Herden von Saiga, Kropfgazelle und Mongolischer Gazelle, die zudem potenzielle Beutetiere aufschrecken und damit für den Fuchs verfügbar machen. Im Winter kann der Steppenfuchs insbesondere aus den nördlichen Teilen des Verbreitungsgebietes Wanderungen in den Süden vornehmen, wobei zwischen 50 und 600 Kilometer zurückgelegt werden. Zudem zieht er von Wald- und Grassteppengebieten in Halbwüstengebiete, in denen das Beutetieraufkommen im Winter größer ist.
Da sich der Steppenfuchs leicht zähmen lässt, wurde er im 17. Jahrhundert in Russland oft als Haustier gehalten.
Bei seiner Nahrung ist er alles andere als wählerisch. Er frisst alles was sich überwältigen läßt. Neben seiner Hauptnahrung, wie kleine Nagetiere, frisst er auch Vögel, kleine Huftiere und schweineartige Tiere. Selbst Reptilien und allerlei Wirbellose sind vor ihm nicht sicher. Hier und da nimmt er auch Aas zu sich. Er ist insgesamt ein geschickter und anpassungsfähiger Jäger.
Die Weibchen bringen nur einen Wurf pro Jahr zur Welt. Die Paarungszeit fällt im größten Teil des Verbreitungsgebietes in die Zeit von Januar bis März, wobei der Eisprung der Weibchen in der Regel im Januar oder Februar erfolgt. Zum Beginn der Paarungszeit schließen sich die Tiere zu Gruppen zusammen, wobei mehrere Männchen einem paarungswilligen Weibchen folgen und auch gegeneinander kämpfen. Sobald das Weibchen ein Männchen gewählt hat, lebt das Paar monogam und gemeinsam in einem Bau. Die Tragzeit dauert 52 bis 60 Tage und die frühesten Geburten (Würfe) finden Mitte März statt, wobei die meisten Würfe in den April fallen. Die Würfe umfassen in der Regel fünf bis sechs Jungtiere, die Spanne reicht jedoch von zwei bis zehn Welpen. Da es vor allem in Jahren mit hoher Nahrungsverfügbarkeit zu größeren Würfen kommt, besteht wahrscheinlich ein Zusammenhang zwischen Wurfgröße und Verfügbarkeit von Nahrung.
Die neugeborenen Jungtiere haben eine Körperlänge von 130 bis 140 Millimeter bei einem Gewicht von 60 bis 65 Gramm. Sie sind blind und taub und haben ein hellbraunes und weiches Fell mit einem einfarbigen Schwanz; die Adultfärbung bekommen sie erst während der weiteren Entwicklung. Die Augen öffnen sich nach etwa 14 bis 16 Tagen. Nach etwa 28 Tagen können die Jungtiere erstmals Fleisch fressen. Ab Mitte Mai kommen die Jungtiere zum ersten Mal aus den Bauten. Nach dem Wurf lebt das Weibchen für etwa zwei Monate allein mit den Jungtieren im Bau, während das Männchen einen eigenen Bau in der Nähe bezieht oder einfach außerhalb des Baus lebt; es beteiligt sich allerdings sowohl an der Fütterung als auch am Schutz der Jungtiere. Die Weibchen wechseln den Bau mit den Jungtieren während dieser Zeit bis zu zwei- oder dreimal, wenn es zu Parasitenbefall kommt. Es kommt auch vor, dass zwei Weibchen gemeinsam mit ihren Würfen in einem Bau leben, und auch Hilfe bei der Jungenaufzucht durch Artgenossen kommt vor. Nach der Entwöhnung der Welpen kann das Weibchen mit dem Männchen einen Bau beziehen, während die Jungtiere allein im Wurfbau bleiben.
Das Wachstum und die Entwicklung der Jungtiere erfolgt sehr rasch, bereits nach vier Monaten haben sie die Größe der Eltern erreicht. Die Geschlechtsreife erreichen sie nach neun Monaten, sodass sie sich am Ende ihres ersten Lebensjahres zum ersten Mal verpaaren können. Meist verlassen die Jungtiere den elterlichen Bau, bleiben in der Regel jedoch in der Nähe und können zur Herbst- und Wintersaison auch wieder zurückkehren.