Ordnung: | Raubtiere (Carnivora) |
Überfamilie: | Hundeartige (Canoidea) |
Familie: | Hunde (Canidae) |
Tribus: | Echte Hunde (Canini) |
Gattung: | Wolfs- und Schakalartige (Canis) |
Art: | Rotwolf (Canis rufus) |
Rotwölfe sind deutlich kleiner als eigentliche Wölfe (die zur Unterscheidung vom Rotwolf in Nordamerika als Gray Wolf, „Grauwolf“, bezeichnet werden). Sie haben eine Kopf-Rumpf-Länge von etwa 80 cm, der Schwanz ist zusätzlich etwa 35 cm lang. Bis zur Schulter sind sie 75 cm hoch. Das Körpergewicht beträgt etwa 25 kg. Männchen sind im Schnitt zehn Prozent größer als Weibchen.
Die Farbe des Fells ist nicht immer rot, genauso wenig wie der Grauwolf immer grau ist. Neben zimtroten kommen vor allem beigegraue und auch schwärzliche Rotwölfe vor. Das zuverlässigere Unterscheidungsmerkmal zum Grauwolf ist also nicht das Fell, sondern die sehr viel zierlichere Gestalt. Außerdem hat der Rotwolf eine schmalere Schnauze und proportional größere Ohren.
Verbreitet war der Rotwolf ursprünglich im Südosten der Vereinigten Staaten, wo er um 1980 ausstarb. Durch intensive Jagd ist er so weit ausgerottet worden, bis Restbestände zuletzt nur noch in Teilen von Texas und Louisiana verblieben.
Im Jahr 1973 wurde in den USA der Endangered Species Act („Gefährdete-Arten-Gesetz“) in Kraft gesetzt. Im gleichen Jahr begann der US Fish and Wildlife Service (USFWS) ein Zuchtprogramm, wofür 79 wilde Rotwölfe gefangen und 14, die als reine Rotwölfe bestimmt wurden, als Grundstock für die Zuchtpopulation ausgewählt wurden. Der Rotwolf starb danach in freier Wildbahn aus. Ein Aussterben der Art insgesamt konnte durch die Nachzuchten allerdings verhindert werden. Die Nachkommen der in Gefangenschaft gezüchteten Rotwölfe wurden seit 1987 im Nordosten des Staates North Carolina wieder ausgesetzt. Das Gebiet wurde unter anderem deshalb ausgewählt, da es als kojotenfrei galt und somit Kreuzungen zwischen beiden Hundeformen als unwahrscheinlich galten. Seit den 1990er Jahren wanderten jedoch Kojoten in das Gebiet ein und es kam zu Paarungen zwischen den Arten. Dies gilt als größte Bedrohung für die Wildpopulation.
Das heutige Verbreitungsgebiet im Norden des Staates North Carolina umfasst drei Wildreservate, das Alligator-River-Nationalwildreservat, das Pocosin-Lakes-Nationalwildreservat und das Mattamuskeet-Nationalwildreservat. Der Bestand stieg nach der Freilassung auf 120 Exemplare an. Heute gibt es aufgrund von Abschüssen nur noch 50 bis 75 freilebende Rotwölfe, womit die Art als extrem bedroht einzustufen ist. Aufgrund von Erkenntnissen, die darauf hinweisen, dass die gezüchteten Rotwölfe lediglich Hybriden seien sowie der ablehnenden Haltung der lokalen Bevölkerung steht das Programm zur Disposition.
Als potentielle Gefährdung kann sich die geringe genetische Diversität erweisen, da die Art einen genetischen Flaschenhals passieren musste. Ein weiteres Projekt, die Art in den Great Smoky Mountains wieder anzusiedeln, verlief erfolglos.
Wegen seiner geringeren Größe jagt der Rotwolf kleinere Tiere als sein Verwandter, der Grauwolf. Waschbären, Hasen und Nagetiere sind seine Hauptbeute. Große Tiere wie Hirsche werden nur angefallen, wenn sie krank und geschwächt sind. Außerdem geht der Rotwolf auch an Aas.
Wie Grauwölfe leben Rotwölfe nachtaktiv in Rudeln. Ein Alpha-Paar führt das Rudel an und zeugt die Nachkommenschaft. In einem Wurf befinden sich normalerweise drei bis sechs, in sehr seltenen Fällen auch bis zu zwölf Welpen. Das Heulen ist weniger laut und tragend als das des Grauwolfes; es soll wie eine Mischung der Lautgebungen von Wölfen und Kojoten klingen.
Durch die Bejagung ist der Rotwolf ein Bewohner unzugänglicher Sümpfe und Bergregionen geworden, denn nur hier hat er überlebt. Ursprünglich hat er aber eine Vielzahl von Habitaten bewohnt und war in Wäldern wie im Grasland heimisch.
Es herrscht nach wie vor Uneinigkeit, ob der Rotwolf wirklich eine eigenständige Art ist. Er wurde lange als Unterart des Wolfs angesehen. 1968 wurde er erstmals in einem zoologischen Werk als eigenständige Art geführt, und mehrere Zoologen haben diese Ansicht seither bestätigt.
Genetische Untersuchungen aus dem Jahr 1991 haben zu der Entdeckung geführt, dass alle Rotwölfe Genmaterial von Wölfen (Canis lupus) und Kojoten (Canis latrans) in sich tragen. Hieraus haben manche den Schluss gezogen, dass der Rotwolf ein Hybrid aus Wölfen und Kojoten ist. Unterstützt wird diese These durch die Tatsache, dass im – bisher allerdings nur teilweise entschlüsselten – Genom der Rotwölfe noch keine individuellen Teile gefunden worden sind, die sie als eigene Art charakterisieren würden. Um als eigene Art zu gelten, muss nach Ansicht mancher Biologen ein Tier über einzigartige genetische Merkmale verfügen. Das bisher erforschte Genom der Rotwölfe kommt jedoch auch bei Wölfen oder Kojoten vor.
Eine andere These ist, dass der Rotwolf schon seit längerer Zeit, etwa 1930, Paarungen mit Wölfen und besonders Kojoten eingeht, vielleicht sogar noch länger, und dadurch eventuell das eigene genetische Material verschwunden ist. Auf jeden Fall gehen freilebende Rotwölfe durch die extreme Gefährdung ihrer Art Paarungen mit Wölfen und Kojoten ein, weil sie keine arteigenen Paarungspartner finden.