Portrait: Kampfläufer

Klasse: Vögel (Aves)
Unterklasse: Neukiefervögel (Neognathae)
Ordnung: Regenpfeiferartige (Charadriiformes)
Familie: Schnepfenvögel (Scolopacidae)
Gattung: Strandläufer (Calidris)
Art: Kampfläufer (Calidris pugnax)

Kampfläufer (Zoo Köln)

Kampfläufer haben eine geschuppte Oberseite und einen mittellangen, leicht abwärts gebogenen Schnabel. Dieser ist bei juvenilen Vögeln und im Prachtkleid des Weibchens grauschwarz und im Schlichtkleid beider Geschlechter für gewöhnlich an der Basis grau bis rosa und zur Spitze hin dunkel. Bei adulten Männchen ist er dunkel, orangerot oder rosa und an der Spitze oft dunkler.
Die Männchen der Kampfläufer erreichen eine Körpergröße von 26 bis 32 Zentimetern und wiegen zwischen 130 und 230 Gramm. Die Flügelspannweite beträgt 55 bis 60 Zentimeter. Im Brutkleid haben die meisten Männchen einen schwarzen, orangen, kastanienbraunen oder weißen Kragen, der ihnen den englischen Namen ruff (Kragen) eingetragen hat.
Weibchen sind auffallend kleiner als die meisten Männchen. Sie erreichen eine Körpergröße von 20 bis 25 Zentimetern und wiegen zwischen 70 und 150 Gramm. Ihre Flügelspannweite beträgt 47 bis 52 Zentimeter. Sie können daher auch im Schlichtkleid durch die Größe von den Männchen unterschieden werden.
Bei Jungtieren haben die Federn auf der Oberseite einen breiten, hellen zimt- oder cremefarbenen Rand. Die Oberseite wirkt dadurch besonders grob geschuppt. Die Beine sind graugrün bis grüngelb. Brust und Hals sind cremefarben bis blassbeige, der Scheitel ist schwarz gestrichelt.

Das Brutareal des Kampfläufers erstreckt sich vom Nordwesten Europas über die küstennahen Tiefländer Nordmitteleuropas und die feuchte Taiga Osteuropas bis in die Tundren Ostsibiriens, wo sie bis zur Tschuktschenhalbinsel vorkommen. Verbreitungsschwerpunkte sind Russland und Fennoskandinavien. Sie fehlen auf Island und allen arktischen Inseln Russlands. In den Niederlanden, Deutschland und Polen kommen nur noch Restbestände vor, in Ungarn ist der Kampfläufer nur noch unregelmäßig ein Brutvogel.
Kampfläufer sind Langstreckenzieher. Ihre wichtigsten Winterquartiere finden sich in Afrika südlich der Sahara und im Süden Asiens. In kleiner Zahl überwintern sie auch in Vorderasien und im Mittelmeergebiet sowie selten im atlantischen Westeuropa. Die Winterbestände in Afrika können sehr groß sein. So wurden im Februar 1972 im Senegal mehr als eine Million Kampfläufer beobachtet und im Gebiet des Tschadsees im März 1957 mehr als 500.000 Individuen.

Der Kampfläufer ist ein Brutvogel feuchter Niederungswiesen, Moore, Seggenwiesen und feuchter Tundra. In Mitteleuropa ist er vor allem küstennah verbreitet und kommt dort in mit Tümpeln und Gräben durchsetzten Wiesen vor, die extensiv genutzt werden. Die Neststandorte sind relativ trocken. Die Nahrungsplätze befinden sich entweder am Wasser oder auf feuchtem Untergrund. Für die Fortbewegung der Küken ist generell eine sehr kurze Vegetation notwendig.
Während des Durchzugs halten sie sich auf Schlammflächen, feuchten Wiesen und auf Äckern auf. Im Winterquartier nutzen sie Süß- und Brackwasser sowie Reisfelder.

Kampfläufer (Allwetterzoo Münster)

Bei den Kampfläufer erreichen die Weibchen die Geschlechtsreife bereits im ersten Lebensjahr, sie brüten aber gewöhnlich erstmals im zweiten Lebensjahr. Bei den Männchen haben einjährige Vögel nur sehr geringe Kopulationschancen, da sich die Schmuckfedern erst relativ spät entwickeln.
Kampfläufer haben ein sehr kompliziertes Paarungssystem, die englische Bezeichnung ist lekking behaviour, was mit Arena-Balzverhalten übersetzt werden kann. Balzarenen von Kampfläufern sind normalerweise kleine, 1 × 1 m große Schlammflächen nahe kleinen Gewässern in der Nähe des Brutgebietes. Es gibt jedoch auch Arenen im Zuggebiet. Dieselben Balzarenen werden traditionell jedes Jahr wieder benutzt. Männchen präsentieren sich in ihren Balzarenen den Weibchen, die dann das Männchen wählen, mit dem sie sich paaren wollen.
Es gibt drei Arten von männlichen Paarungsstrategien, wovon zumindest zwei durch einen genetischen Polymorphismus festgelegt sind. Die Männchen, die die verschiedenen Strategien verfolgen, können sowohl durch Merkmale des Gefieders, der Größe als auch durch das Verhalten voneinander unterschieden werden. Die am häufigsten vorkommende Strategie des „residenten Männchens“ (84 %) hat im Brutkleid einen tief schwarzen oder kastanienbraunen bis orangeroten Kragen. Diese Männchen verteidigen kleine, etwa 1 × 1 m große Arenen, wobei sie ein aggressives Verhalten vor allem gegenüber den Männchen zeigen, die einen dunklen Kragen tragen. Hier balzen sie aktiv um Weibchen, die zur Paarungszeit zu diesen Arenen kommen, um Männchen auszuwählen.
Satelliten-Männchen sind weniger häufig (16 %). Sie sind marginal kleiner als residente Männchen und haben einen weißen oder zumindest sehr hellen Kragen. Sie verteidigen keine eigenen Arenen, stattdessen halten sie sich in der Nähe von residenten Männchen am Rande von deren Arenen auf. Auf diese Weise können sie ab und zu Paarungen ergattern. Die Satelliten werden von den Residenten geduldet, weil sich bei Anwesenheit eines Satelliten die Weibchen auch häufiger mit Residenten paaren. Beobachtet wurde sogar ein spezifisches Anwerbeverhalten der Männchen mit einem dunklen Kragen. Verteidigt ein dunkelkragiger Vogel seine Arena alleine und ein hellkragiges Männchen taucht am Rand der Arena auf, dann knickt der dunkelkragige Vogel seine Beine in den Fersengelenken ein und weist mit dem Schnabel senkrecht zum Erdboden. Dies wird als Aufforderung verstanden, sich dem dunkelkragigen Vogel in der Arena anzuschließen. Aus welchem Grund Weibchen Arenen, die von zwei solchen Männchen besetzt sind, attraktiver finden, ist bislang nicht geklärt. Diese beiden Fortpflanzungsstrategien werden autosomal vererbt.
Eine dritte Strategie wurde von einem aufmerksamen friesischen Vogelberinger entdeckt: Ihm fiel auf, dass die Flügellängen eine dreigipfelige Verteilung hatten und nicht, wie bei sexuellem Größendimorphismus, eine zweigipfelige. Die Vögel der mittleren Klasse, die sehr selten vorkamen (<1 %), sahen aus wie Weibchen. Sowohl durch Sektionen von toten Tieren als auch durch DNS-Tests wurde festgestellt, dass es sich bei diesen Vögeln ebenfalls um Männchen handelt. Diese Männchen, Faeder genannt, mausern nicht ins Brutkleid, sondern behalten ihr schlichtes Federkleid auch zur Paarungszeit. Es wird vermutet, dass sich Faeder Paarungen erschleichen, indem sie vorgeben, weiblich zu sein, und so den Aggressionen der Residenten aus dem Weg gehen können. Man weiß nicht, ob diese Strategie erblich ist, es steht jedoch fest, dass solche Vögel ein Leben lang ein Faeder bleiben. Die Bezeichnung Faeder stammt aus dem Friesischen und bedeutet „Urahn“.
Das Paarungsverhalten der Kampfläufer ist nicht ausschließlich auf Arenen begrenzt. Männchen werben auch außerhalb der Arenen um die Weibchen, die dann allerdings meistens mit Nahrungsaufnahme beschäftigt sind. Innerhalb einer Arena paaren sich die Männchen deswegen etwa sechsmal so häufig wie außerhalb von Arenen.

Kampfläufer (Zoo Heidelberg)

Von der Wahl des Neststandortes bis zum Flüggewerden der Jungvögel ist die Brutpflege ausschließlich Sache der Weibchen. Das Nest ist meist gut in der Vegetation versteckt, und die Vegetation kann über dem Nest haubenartig zusammengezogen sein. Es findet sich meist auf Wiesen am Rand von Überschwemmungszonen oder nassen Stellen. Der Legebeginn ist ab Mai bis Anfang Juni, in Fennoskandinavien legen Kampfläufer ihre Eier erst ab Ende Mai. Das Gelege umfasst gewöhnlich vier Eier. Diese sind kreiselförmig und haben eine graue bis olivgrüne Grundfarbe. Sie sind aschgrau und dunkelbraun gefleckt, wobei die Fleckung am stumpfen Pol besonders dicht ist. Das Legeintervall beträgt 24 bis 36 Stunden, die Weibchen beginnen erst nach der Ablage des letzten Eis zu brüten. Die Brutdauer beträgt 20 bis 23 Tage. Während der ersten sieben bis zwölf Lebenstage hudert das Weibchen die Jungen. Gefüttert werden sie nur eine kurze Zeit nach dem Schlupf. Die Jungvögel picken bereits nach wenigen Tagen selbständig nach Nahrung. Sie werden mit 25 bis 28 Tagen flügge.

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