Portrait: Höckerschwan

Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)
Familie: Entenvögel (Anatidae)
Unterfamilie: Gänse (Anserinae)
Tribus: Schwäne (Cygnini)
Gattung: Schwäne (Cygnus)
Art: Höckerschwan (Cygnus olor)
Höckerschwan (Nymphenburger Park, München)

Höckerschwan (Nymphenburger Park, München)

Der Höckerschwan ist der größte einheimische Vogel. Er erreicht eine Körperlänge von etwa 145,0 bis 155,0 Zentimeter, eine Flügelspannweite von etwa 220,0 bis 250,0 Zentimeter sowie ein Gewicht von 9.500 bis 13.000 Gramm. Die Geschlechter weisen kaum einen nennenswerten Dimorphismus auf. Jedoch ist das Männchen etwas größer. Das Gefieder ist bei adulten Tieren weiß, bei Jungtieren grau bis hellbraun und graubraun gefärbt. Die Immutabilis-Variante vom Höckerschwan ist dabei eine genetische Mutation die vor etwa 300 Jahren in den Niederlanden durch Inzucht entstanden sein soll. Immutabilis bedeutet „unveränderlich“. Unveränderlich ist bei ihnen die Gefiederfarbe, denn sie schlüpfen weiß und bleiben weiß im Unterschied zu ihren grau-braun geschlüpften Geschwistern, die ihre grau-braune Farbe erst nach 12 – 14 Monaten in das reine Weiß des Keratins ändern und damit ein ausgefärbtes Gefieder besitzen. Nach dieser Zeit wird in das nachwachsende Gefieder der normal gefärbten grau-braunen Variante also kein Melanin-Pigment mehr eingebaut. Nur im Kleingefieder auf dem Rücken kann man auch noch nach 14 Monaten unter den Flügeln grau-braunes Kleingefieder erblicken, wenn der juvenile Schwan die Flügel lüftet oder man ihm die Flügel anhebt, was wichtig zur Altersbestimmung ist. Der Schnabel ist rot bis orangefarben und die Schnabelspitze ist schwarz getönt. Markantes Zeichen ist der schwarze Höcker am Schnabelansatz, der beim Männchen größer ausgebildet ist und der Tierart ihren Namen gab. Die Beine und Füße sind schwarz geschönt. Die Immutabilis-Variante weist bis zur Geschlechtsreife pinkfarbene bis gelbe Füße und Beine auf, ausgewachsene Schwäne haben hellgraue bis fleischfarbene Beine. Der lange S-förmig gebogene Hals dient der Nahrungssuche am Grund der Gewässer.

Der Höckerschwan kam ursprünglich im nördlichen Mitteleuropa, im südlichen Skandinavien, im Baltikum und im Bereich des Schwarzen Meeres vor. In Asien reicht sein Vorkommen von Kleinasien bis Nordchina. Die Brutpopulationen in Westeuropa gehen ausschließlich auf ausgesetzte und verwilderte Vögel zurück. Auch in manchen Regionen Mitteleuropas war der Höckerschwan möglicherweise nie heimisch.

Der Höckerschwan wurde bis gegen das Ende des 19. Jahrhunderts stark bejagt, so dass er wildlebend fast nur noch im Ostseeraum vorkam. Parallel dazu gab es jedoch immer wieder Aussetzungsaktionen, die in Großbritannien weit vor dem 16. Jahrhundert und in Mitteleuropa etwa ab dem 16. Jahrhundert vorgenommen wurden. Eine intensivierte Ansiedelung erfolgte etwa ab 1920. Erst ab den 1950er Jahren kam es jedoch zu einer starken Zunahme des Bestands in Mitteleuropa. Beteiligt daran war der verbliebene Bestand an Hockerschwänen sowie eine erneute Verwilderung von Parkschwänen und zum Teil auch gezielte Ansiedelungen. Mit Zunahme der Siedlungsdichte erfolgte eine Ausweitung des Verbreitungsgebietes nach Süden und Südosten. Zur Zunahme haben unter anderem neben einer zeitweilig vollständigen Jagdverschonung auch ein Unterlassen der Eierernte, eine zunehmende Fütterung insbesondere im Winter und eine teilweise dadurch bedingte Verminderung der Fluchtdistanz, die auch zur Besiedlung belebter Ufer und Stillgewässer geführt hat, beigetragen. So ist der Höckerschwan heute auf vielen Teichen, Seen und Flüssen auf den Britischen Inseln und im südlichen Mitteleuropa anzutreffen. Einbürgerungen gab es auch in Nordamerika, so beispielsweise in der Region von New York und im Bundesstaat Michigan sowie in Australien und Neuseeland. In Neuseeland, wo er erstmals 1866 eingeführt wurde, kommt er mittlerweile in kleiner Zahl in einigen Feuchtgebieten, an mehreren Flüssen und an der Meeresküste vor. Zu Beginn der 1990er Jahre betrug die Zahl der in Neuseeland vorkommenden Höckerschwäne noch weniger als 200 wildlebende Vögel.

Höckerschwan (Raritätenzoo Ebbs)

Höckerschwan (Raritätenzoo Ebbs)

Während mitteleuropäische Vögel auch im Winter im Gebiet bleiben, ziehen Höckerschwäne vom Nordrand des europäischen Areals, etwa aus Skandinavien, und solche aus Zentralasien im Winter nach Süden. Zentralasiatische Höckerschwäne überwintern dann beispielsweise im Iran. Bei den mitteleuropäischen Schwänen kommt es jedoch zu Mauserzügen. So finden sich am IJsselmeer tausende von Schwänen ein, die dort ihr Gefieder wechseln. In dieser Zeit sind die Höckerschwäne für einige Wochen flugunfähig.

Lebensräume von Höckerschwänen waren ursprünglich Steppengewässer, Brackwassermarschen und langsam fließende Flüsse. Sie präferieren grundsätzlich eutrophe Flachseen. Eingeführte Populationen sind gleichfalls vor allem an seichten Seen zu finden und besiedeln regelmäßig auch Gewässer in menschlicher Nähe. Sie sind beispielsweise an Klär-, Park- und Fischteichen anzutreffen, die eutroph bis hypertroph sind. Sie halten sich jedoch häufig auch in geschützten Buchten an der Küstenlinie sowie auf Flüssen auf.

Der Höckerschwan lebt von Wasserpflanzen und den darin befindlichen Kleintieren (Muscheln, Schnecken, Wasserasseln), die er mit seinem langen Hals unter Wasser durch Gründeln erreicht. Hierbei erreicht er Tiefen von 70 bis 90 Zentimetern. An Land frisst er auch Gras und Getreidepflanzen. Dies kommt vor allem im Spätwinter vor, wenn die Unterwasservegetation nicht mehr ausreichend Nahrung bietet. Sie bevorzugen dabei vor allem Rapsflächen. Grünland wird dagegen von Schwänen nur selten als Nahrungsfläche genutzt. Die Fressphase beginnt im Winter etwa drei Stunden nach Sonnenaufgang und endet erst mit Einbruch der Dunkelheit. Im Frühjahr steigt der Anteil von Wasserpflanzen in der Nahrung wieder. Im Sommer erfolgt die Nahrungssuche ausschließlich auf Gewässern. Höckerschwäne sind nicht fähig, frei schwimmende Tiere zu erbeuten.

Der Nahrungsbedarf der Höckerschwäne ist sehr hoch. Während der Mauser fressen ausgewachsene Höckerschwäne bis zu vier Kilogramm an Wasserpflanzen. Besonders hoch ist der Nahrungsbedarf von verpaarten Weibchen. Diese fressen während der Brutphase kaum und müssen daher entsprechende Nahrungsreserven anlegen.

Höckerschwan (Wildpark Klaushof)

Höckerschwan (Wildpark Klaushof)

Die Geschlechtsreife erreicht der Höckerschwan mit gut drei Jahren,die Weibchen oft schon vor dem Schwanenganter. Die Paarungszeit beginnt in der Regel im März, spätestens jedoch im April. In einer Saison kommt es lediglich zu einer Brut. Bei Gelegeverlust sind jedoch Nachgelege möglich. Höckerschwäne leben in monogamer Einehe, die in der Regel ein Leben lang hält. Sie sind auch außerhalb der Paarungszeit territorial und hüten ihr Brutrevier konsequent. Dies verschärft sich bereits vor und während der Paarungszeit, wo der Schwanenganter sein Revier markiert und gegen Eindringlinge von Fremdschwänen durch Imponierverhalten und auch Angriffe verteidigt, gelegentlich bis zum Ertränken des Revierrivalen. Sie Nisten zwar gelegentlich in Kolonien, jedoch befinden sich die Nester nicht in unmittelbarer Nähe zueinander. Die Regel sind Einzelnester, wenn möglich auf einer kleinen uferfernen Insel oder auch Halbinsel, um vor dem Eierdieb Fuchs sicher zu sein. Drohgebärden drücken sich in Flügelschlagen und zischenden Lauten aus. Ein Nest entsteht in dichter Ufervegetation im Flachwasser aus Ästen, Reisig und weichen Pflanzenteilen, besonders gern aus Schilf und Röhricht. Ausgepolstert wird ein Nest zumeist mit Kleingefieder, das sich das Weibchen aus dem Bauchgefieder zupft, wobei dabei gleichzeitig der federarme Brutfleck entsteht, der eine bessere Wärmeübertragung beim Bebrüten des Geleges ermöglicht. Am Nestbau sind beide Geschlechter beteiligt.
In das fertige Nest legt das Weibchen für gewöhnlich zwischen fünf und sieben Eier, die im Abstand von gut einem Tag gelegt werden. Selten werden auch mehr als sieben Eier gelegt. Die Eier sind gräulich und weisen einen blaugrünen Schimmer auf. Das Bebrüten beginnt erst mit der Ablage des letzten Eies. Die Eier werden über einen Zeitraum von 38 bis 40 Tagen von beiden Geschlechtern bebrütet. Die meiste Zeit brütet allerdings das Weibchen.
Das Männchen bewacht während dieser Zeit das Revier und Gelege. Die geschlüpften Küken gelten als Nestflüchter und folgen kurz nach dem Schlupf und Trockenhudern von ca. 24 Stunden den Eltern ins Wasser. Sie ernähren sich von Anfang an selbständig, bekommen aber von der Schwanenmutter in den ersten 2 – 3 Wochen kleine Pflanzenteile vorgelegt und werden von den Eltern geführt. Die Flugfähigkeit wird mit 18 – 20 Wochen erreicht. Das ist in unseren Breiten in aller Regel Mitte Oktober. Der Familienverband bleibt in der Regel für sechs bis acht Monate zusammen, denn im Februar/März müssen dann auch die Jungschwäne aus dem elterlichen Brutrevier weichen und das oft mit Nachdruck, damit Ruhe im Revier einkehrt für den neuen Reproduktionsprozeß. Danach schließen sich die Jungschwäne wie auch die Nichtbrüter zu Junggesellengruppen, den Schwanenstuben, zusammen.
In den Schwanenstuben findet auch die Paarfindung statt. Ein guter Teil der Schwäne darin ist verpaart, etwa ein Viertel bis ein Drittel. Es herrscht „Pärchenbetrieb“. Ob ein solches Schwanenpaar jemals auch ein Brutschwanenpaar wird hängt davon ab, ob sie einmal ein Brutrevier finden und Brutreviere sind meist knapp und hart umkämpft.

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