Portrait: Haushund

Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie: Hundeartige (Canoidea)
Familie: Hunde (Canidae)
Gattung: Wolfs- und Schakalartige (Canis)
Art: Wolf (Canis lupus)
Unterart: Haushund (Canis lupus familiaris)
Deutsche Dogge (Brehms Tierleben)

Deutsche Dogge (Brehms Tierleben)

Im Laufe seiner Domestikation haben die verschiedenen Hunderassen ein sehr variables Erscheinungsbild entwickelt. Zu den kleinsten anerkannten Hunderassen gehört der Chihuahua mit einem Gewicht von 0,5 bis 3,0 kg und einer Widerristhöhe von unter 20 cm; zu den größten Hunderassen zählen die Deutsche Dogge mit einer Widerristhöhe von mindestens 80 cm bei Rüden und der Irish Wolfhound mit bis zu 95 cm.
Dem Wolf sehen viele Rassen nicht mehr sehr ähnlich, Dackel sind beispielsweise kurzbeinig mit langgestrecktem Körper, Bulldoggen, Boxer und Möpse haben ein zusammengestauchtes Gesicht. Auch die Fellfarben sind sehr variabel. Die Fellfarbe kann auch Einfluss auf Gesundheit und Verhalten eines Hundes haben. Das liegt daran, dass die Gene, die unterschiedliche Fellfarben hervorrufen, oft auch bei anderen Vorgängen im Körper eine Rolle spielen.
Für den Cocker-Spaniel wurde in mehreren Studien nachgewiesen, dass golden oder rotbraun gefärbte Tiere am aggressivsten sind, schwarze Cockerspaniel liegen in der Mitte und Hunde der Farben Blau- oder Rotschimmel sind am wenigsten aggressiv.
Albinotische Tiere können Sehschwächen aufweisen, bei abgeschwächten Formen des Albinismus wie sie beispielsweise durch das Dilute-Gen hervorgerufen werden, kann es auch zu keinen erkennbaren Auswirkungen auf das Sehvermögen kommen.

In vielen Ländern existieren Hunderassen, die phänotypisch weitgehend den ersten domestizierten Hunden entsprechen. Nach einer Unterteilung der Gesellschaft für Haustierforschung gehören dazu die Paria- bzw. Schensihunde, wie sie zum Beispiel in der Äquatorialgegend Afrikas anzutreffen sind. Es sind Hunde, die sich lose den Menschen angeschlossen haben und als Abfallfresser toleriert werden. Das Verhalten solcher Hunde gilt als erster Schritt der Domestikation, geschichtlich folgte die bewusste Zucht nach gewünschtem Verhalten und wesentlich später auch nach Ästhetik.
Wie sich auch das Aussehen des Hundes verändert hat (Dackel, Nackthund, Shar-Pei), er ist immer als Hund zu erkennen, auch wenn die Verwandtschaft zum Wolf nicht mehr ersichtlich sein mag.

Erste Vergleichsstudien zur mitochondrialen DNA von Wölfen und Hunden in den 1990er Jahren kamen zum Schluss, dass ihre Domestizierung bereits vor mehr als 100.000 Jahren begonnen und mehrfach unabhängig voneinander stattgefunden habe Diese Zeitspanne wird in neueren Studien in Frage gestellt, da sie auf reinen Hochrechnungen der molekularen Uhr beruht. Die ältesten bisher bekannten Knochenfunde von Wölfen mit Merkmalen der Domestizierung sind maximal etwa 40.000 Jahre alt. Da zum Beginn der Domestikation die phänotypische Ähnlichkeit mit dem Wolf groß war, ist die Beurteilung fossiler Funde aufgrund anatomischer Merkmale schwierig

Im Jahre 2013 wurde die DNA des bereits 1975 gefundenen fossilen Wolfsschädels mit hundetypischen Merkmalen aus der Razboinichya-Höhle im Altai-Gebirge publiziert, dessen Alter mittels Radiokohlenstoffdatierung auf 33.000 BP bestimmt worden war. Damit liegt die älteste DNA eines Wolfsschädels mit Domestikationsmerkmalen vor. Diese zeigt eine größere genetische Übereinstimmung mit heutigen Hunden als mit Wölfen.

Alle Hunderassen können einer 2004 publizierten Studie gemäß der DNA vier verschiedenen Domestikationsereignissen zugeordnet werden. Für Ostasien deutet eine molekulargenetische Untersuchung auf Haushunde bereits vor etwa 15.000 Jahren hin. Eine Untersuchung der mitochondrialen DNA aus dem Jahre 2009 ergab, dass weltweit alle Hunderassen einen gemeinsamen Genpool haben, der sich in 10 Haplotypen unterteilen lässt. Die gesamte genetische Bandbreite findet sich jedoch nur bei Hunden in China, südlich des Flusses Jangtse, woraus auf diese Region als Ausgangspunkt der Domestizierung geschlossen wird. Anhand der molekularen Uhr wurde die Domestizierung in dieser Region auf höchstens 16.300 Jahre vor heute datiert, wobei der Genpool auf mindestens 51 weibliche Wölfe zurückgehe.
Anhand der Untersuchung der Y-Chromosomen von 151 männlichen Hunden aus aller Welt konnte der südostasiatische Ursprung bestätigt werden, da nur das Erbgut der Hunde aus Südostasien die volle Bandbreite der möglichen Varianten zeigt. Die Autoren schlussfolgern, dass alle heutigen Hunde von 13 bis 24 Wolfsvätern abstammen. In späteren Zeiten habe es in anderen Regionen Rückkreuzungen von Hunden mit Wölfen gegeben.
Eine 2013 publizierte Untersuchung der mitochondrialen DNA von 18 prähistorischen Caniden aus Eurasien und Amerika lässt hingegen die Schlussfolgerung zu, dass der Ursprung der Domestikation im pleistozänen Europa zu suchen sei, in einem Zeitfenster zwischen 32.000 und 18.000 Jahren vor heute.
Fossilfunde kleiner Hunderassen sind vor 12.000 Jahren erstmals im Vorderen Orient belegt. Der Wachstumsfaktor IGF1 an heutigen kleinen Hunderassen lässt aus genetischer Sicht auf die Abstammung aus dieser Region schließen, was als Folge der Domestizierung des orientalischen Wolfs gedeutet wird.
Die von Theophil Studer aufgestellte und noch von Konrad Lorenz vertretene Hypothese, dass der Hund mindestens teilweise vom Goldschakal (Canis aureus) abstamme, ist anhand von DNA-Analysen widerlegt worden.

Wolf (Zoo in der Wingst)

Wolf (Zoo in der Wingst)

Die ältesten fossilen Belege für die Anpassung des Wolfes an den Menschen stammen aus dem Jungpaläolithikum. Die Veränderungen am Gebiss (Schrägstellung einzelner Zähne, kulissenartige Hintereinander-Stellung mehrerer Prämolaren) und die damit verbundene Verkürzung des Fazialschädels wurden bei Wolfsschädeln von verschiedenen altsteinzeitlichen Siedlungsplätzen festgestellt. Neben dem DNA-untersuchten, 33.000 Jahre alten Wolfsschädel aus der Razboinichya-Höhle (Altai) gibt es einen weiteren Schädelfund aus der Goyet-Höhle in einem Nebental der Maas (bei Andenne, Belgien) mit Veränderungen der Schnauzenpartie, der auf 31.700 BP datiert wurde. Beide Funde werden mit dem frühen Cro-Magnon-Mensch und seinen archäologischen Kulturen (frühes Jungpaläolithikum, Aurignacien) in Verbindung gebracht. Einen etwas jüngeren Beleg bieten die bis zu 30.000 Jahre alten Canidenreste von Krems-Wachtberg in Niederösterreich, einem Fundplatz des Gravettiens. In den genannten Fällen ist die kürzere und breitere Schnauze das Resultat eines veränderten Fressverhaltens, was als Folge der Nahrungsanpassung der Wölfe an die Jagdressourcen des Menschen interpretiert wird. Eine solche monokausale Interpretation ist jedoch nicht unumstritten, da ein verändertes Fressverhalten nicht zwangsläufig mit dem Menschen zu tun haben muss.
Von der spätpaläolithischen Fundstelle Eliseevichi 1 in der westrussischen Oblast Brjansk sind Hundeknochen bekannt, die auf 17.000–13.000 v. Chr. datiert werden. Die Fundstelle liegt am Sudost, einem Nebenfluss der Desna. Die Fauna wird durch das Wollhaarmammut dominiert und datiert in die letzte Stufe der Waldajeiszeit (entspricht der Weichseleiszeit Mitteleuropas). Kulturell wird sie dem Epi-Gravettien zugerechnet. Die Siedlung wurde zwischen 1930 und 1940 durch K. M. Polikarpovitch ausgegraben, wobei zwei komplette Hundeschädel gefunden wurden. Der erste lag an einer Herdstelle, ein weiterer in einer Behausung aus Mammutknochen. Die Hunde hatten eine kurze Schnauze und waren etwa 70 cm hoch. Die Schädel von Eliseevichi und vom etwa gleich alten ukrainischen Fundplatz Meschyritsch (bei Kaniw) werden allgemein als älteste domestizierte Exemplare akzeptiert. Die Domestikation kann jedoch mehrfach und regional zu unterschiedlichen Zeiten stattgefunden haben. Am französischen Magdalénien-Fundplatz von Saint-Germain-de-la-Rivière konnte anhand stabiler Isotope in Knochen von Menschen und Wölfen eine Ähnlichkeit der Diät nachgewiesen werden, die für beide durch große Herbivoren dominiert war. Da Knochen von einem der Wölfe Isotopenspuren überwiegend mariner Kost (Lachse) aufweisen, könnte das für Domestikation der Tiere um etwa 14.000 BP sprechen. Eine 2010 veröffentlichte 14C-Datierung eines Hundes vom Schweizer Kesslerloch mit deutlicher Schnauzenverkürzung ergab 12.225 ± 45 BP, das entspricht einem kalibrierten Kalenderalter von 12.327 ± 239 v. Chr. Spätestens zu dieser Zeit – im oberen Magdalénien vor etwa 14.000 Jahren – kann die Domestikation des Hundes in Mitteleuropa als gesichert gelten.
Der Kynologe Erik Zimen spricht von Hauswölfen, wenn er in der Geschichte der Domestikation der Hunde die Wölfe beschreibt, die noch nicht domestiziert sind, aber bereits mit Menschen zusammenleben und mit diesen eine soziale Beziehung eingehen.
Eindeutige Indizien der Domestizierung bieten Hunde, die mit Verstorbenen zusammen begraben wurden. Zu den ältesten Belegen dafür gehört das etwa 14.000 Jahre alte Doppelgrab von Oberkassel. Etwa zur selben Zeit ist auch im Natufien des Vorderen Orients die erste menschliche Bestattung mit Hund nachgewiesen, an einem Fundplatz auf der Hayonim-Terrasse im Norden Israels. Etwas jüngere Belege bieten das etwa 10.000 Jahre alte Grab von Ushki-1 (Kamtschatka), Ust‘-Belaia (Sibirien) sowie die Fundplätze Vlasac und Lepenski Vir am Eisernen Tor (Serbien, Frühmesolithikum). Im Spätmesolithikum sind Hundebestattungen auch in Nordeuropa verbreitet, zum Beispiel in der skandinavischen Ertebølle-Kultur (Skateholm, Schweden).
Der älteste Hund auf dem amerikanischen Kontinent wurde in Texas gefunden und mit der 14C-Methode auf 9.400 BP datiert. Das Knochenstück wurde bereits in den 1970er Jahren in einer prähistorischen Abfallgrube der Hinds Cave am unteren Pecos River gefunden, aber erst 25 Jahre später naturwissenschaftlich untersucht. Die Schlussfolgerung des Autors der Studie, der Hund aus der Hinds Cave müsse von Menschen gegessen worden sein, gründet sich auf die Fragmentierung des Knochens und die Lage in menschlichen Exkrementen. Die DNA belegt darüber hinaus die Abstammung von eurasischen Populationen ohne Hinweis auf Einkreuzen amerikanischer Wölfe. Auch unabhängig von der Evidenz des Hinds Cave-Fragments wird davon ausgegangen, dass Hunde zusammen mit der ersten menschlichen Besiedlung Amerikas vor etwa 14.000 Jahren von Ostsibirien nach Nordamerika gelangt sind, da sie in Sibirien aufgrund oben genannter Grabfunde zu dieser Zeit bereits als Begleiter des Menschen belegt sind.
Weit verbreitet war der Haushund in Kulturen der Jungsteinzeit, wo er zum Teil schon separat bestattet wurde. Bereits aus der ersten bäuerlichen Kultur Mitteleuropas, der Bandkeramik (seit 5500 v. Chr.), gibt es Hunde in Gräbern und Siedlungen, wie zum Beispiel im schwäbischen Vaihingen an der Enz. Es handelt sich dabei nicht um wolfsähnliche Hunde, sondern mittelgroße Rassen. In der bandkeramischen Siedlung von Zschernitz in Sachsen wurde im Jahre 2003 ein separat bestatteter Torfhund (Canis palustris) gefunden. Auch der nahezu vollständig erhaltene Torfhund von Burlage wurde zunächst für prähistorisch gehalten. Neuen Radiokohlenstoffdatierungen zufolge starb dieser Hund jedoch erst in der Neuzeit, zwischen 1477 und 1611.
Der älteste bekannte, aufgrund der Bissspuren sicher als solcher anzusprechende Hundenapf stammt aus der Zeit um Christi Geburt und wurde in einer Hundebestattung in Mayen gefunden.

Dingo (Tierpark Halberstadt)

Dingo (Tierpark Halberstadt)

Trotz aller Unterschiede werden die Haushundrassen einer Wolfs-Unterart zugeordnet. Eine Ausnahme bildet der Dingo, der manchmal auch als eigene Unterart angesehen wird, also eine weitere domestizierte Rasse darstellt.
Der Hallstromhund (oder Urwald-, bzw. Neuguinea-Dingo) wird manchmal dem Haushund, manchmal dem Dingo zugeordnet.
Bereits in Expeditionsberichten des 17. Jahrhunderts wurden diese Hunde als ‚kleine stumme Hunde‘ bezeichnet, die erste genaue Beschreibung erfolgte aber erst anhand einzelner Skelette und Felle zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Während einige bereits vermuteten, dass es sich nicht um echte wilde Hunde handelte, klassifizierte Wood-Jones sie als eigenständige ‚Rasse‘. Diese Hunde wurden dann 1958 von Ellis Troughton als eigene Art Canis hallstromi (nach Sir Edward Hallstrom) klassifiziert, nachdem er zwei Individuen gefangen und im Taronga Zoo in Sydney untersucht hatte. Nachdem bei näheren Untersuchungen dieser „Hallstromhunde“ jedoch keine anatomischen Unterschiede zum Haushund festgestellt werden konnten, sondern bereits bei den Nachkommen des Sydneyer Paares eine für Wildtiere zu hohe Variabilität in Größe, Körperbau, Fellfarbe und Fellzeichnung auftrat, werden diese Hunde heute meist als verwilderte Haushunde eingestuft. Diese Hunde wurden nach ihrer Erstklassifizierung mehrfach neu klassifiziert und infolge auch als Canis lupus hallstromi, Canis familiaris hallstromi und zu Canis lupus dingo oder Canis lupus familiaris (bzw. Canis lupus forma familiaris) zugehörig eingestuft. Zudem wurden sie auch als Canis dingo und Canis dingo hallstromi bezeichnet.
Die meisten Autoren haben den Neuguinea-Dingo als eigene Art bezeichnet oder dem Haushund zugewiesen. In der aktuellen Version von Mammal Species of the World wird der Hallstromhund dem Dingo unter Canis lupus dingo zugeordnet, welcher wiederum als Haushund klassifiziert ist.

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