Luca Kieser: Weil da war etwas im Wasser (Rezension)

Alles dreht sich um einen monströsen Tintenfisch. Einen Riesenkalmar. Als dieser ein Tiefseekabel berührt, beginnen seine Arme und Tentakel zu erzählen. Davon, wie es ist, in ständiger Dunkelheit zu leben, wie es ist, für den Menschen ein Ungeheuer zu sein. Sie erzählen von Sanja, die ein Praktikum auf einem Frosttrawler absolviert und sich um einen gefangenen Kalmar kümmert. Sie erzählen von Dagmar, die für einen Geheimdienst in der Antarktis stationiert ist und diesen Kalmar unbemerkt nach Deutschland schaffen soll. Sie erzählen von einer Kindheit als Schäferstochter. Sie erzählen von einer Familie, deren Urahn schon mit einem Kalmar gekämpft hat. Sie erzählen von dem jungen Jules Verne, der von diesem Kampf hört und darüber zu schreiben beginnt. Am Ende erzählen sie davon, wie schwierig es für Menschen ist, von Tieren zu erzählen, und warum sie es dennoch tun.
Ein interessantes Cover, ein spannend klingender Klappentext … und bei der Erwähnung von Jules Verne kann ich nicht nein sagen. Und so war WEIL DA WAR ETWAS IM WASSER ein Buch, das ich unbedingt haben wollte. Und waren meine Erwartungen zu hoch? war die Vorfreude auf Jules Verne zu hoch? Nun neben Jules Verne tauchen auch Peter Benchley und Walt Disney, sowie einige andere Autoren, Wissenschaftler und Künstler. Luca Kieser verknüpft in seinem Roman verschiedene Geschichten mit autofiktionalen und naturphilosophischen Elementen ineinander, die ein verbindendes Element, eine Riesenkalmarin, besitzen. Ein sehr experimentelles Buch, das für mich sehr schwer zu lesen und zu begreifen war, zumal die einzelnen Geschichten durch Hinweise der einzelnen Kalmararme unterbrochen wurden, die mehr oder weniger wie Fußnoten wirkten, oder wie Verkäufer auf dem Markt, welche ihre besten Waren feil boten. So interessant auch die Geschichten um Peter Benchley (und dem weißen Hai) und Jules Verne (und sein Nemo) sein sollten, es fiel mir schwer mich auf diese zu konzentrieren. Der Schreibstil war sehr sperrig, Spannung konnte ich nicht ausmachen und der rote Faden … nun, den musste man wirklich suchen. Ich weiß nicht um was für ein Buch es sich bei WEIL DA WAR ETWAS IM WASSER handeln sollte: Kurzgeschichtensammlung? Roman? Nature Writing? Vielleicht muss man auch nicht in Schubladen denken und das Buch eigenständig betrachten. Nur … mir fehlte der Zugang und so sehr ich mich auch bemühte … ich habe es nicht geschafft und kann zumindest sagen: ich habe es zu Ende gelesen, aber vielleicht wäre ein anderes Buch ein schöneres Erlebnis gewesen. Kraken/Kalmare können sehr unterhaltsam sein .. nur nicht hier.
Luca Kieser wurde 1992 in Tübingen geboren. Er studierte Philosophie sowie Sprachkunst und ist inzwischen auf Naturethik spezialisiert. Vielleicht kann das als Erklärung für dieses Buch herhalten. Vielleicht ist es mir auch intellektuell überlegen. Oder der Autor will einfach zu viele Themengebiete (die auch vor Selbstbefriedigung und dem korrekten Zähneputzen nicht halt machen) abhandeln und verliert dabei selbst seinen roten Faden. (Oder Luca Kieser ist nur ein Pseudonym und es war tatsächlich ein Kalmar und seine Arme, der das Buch verfasst hat … und ich wage es nicht denken zu können wie eine Tintenschnecke)

(Rezensionsexemplar)

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