Auf dem Rückweg nach München war nur ein längerer Aufenthalt in Stuttgart geplant.
Dort wollten wir uns die Naturkundemuseen und das Musical ANNIE im Im Wizemann anschauen. Ein besuch der Wilhelma war nicht geplant, zum einen aus Zeitgründen und zum anderen haben wir den Zoo in diesem Jahr schon besucht (was an sich kein Grund wäre, die Zeit hingegen schon … außerdem hatten wir die Naturkundemuseen in Stuttgart noch nie gesehen).
Bisher kannte ich von Stuttgart nur die Wilhelma und das SI-Center. An diesem Tag konnte ich weitere Sehenswürdigkeiten der Stadt hinzufügen.
Zuvor gab es aber noch ein etwas enttäuschendes Frühstück im Hotel. Ich hatte Glück mit meinem Kaffee, aber mein Lebensgefährte (der seinen Kaffee aus einer anderen Maschine bekam) hatte weniger Glück. Sein Kaffee schmeckte gruselig … (wenn man das von Kaffee sagen darf, aber ich greife voraus, wenn ich sage, dass das nicht sein einziger gruseliger Kaffee an diesem Tag war).
Nach dem frühstück (das, abgesehen vom Kaffee schon okay war, aber wir hatten schon bessere …) fuhren wir nach Stuttgart. Als wir über den Rhein fuhren konnten wir sehen, wie wenig Wasser der Fluss zur Zeit führte… und das war wirklich wenig.
Nach längerem Überlegen hatte ich mich entschlossen, nur das Naturkundemuseum am Löwentor aufzusuchen. Obwohl das zweite Museum nicht so weit entfernt war, wollte ich mir keinen Stress antun und das Löwentor-Museum war näher am Wizemann. Das andere Museum wäre leichter vom Parkplatz der Wilhelma erreichbar gewesen. Zu Fuß hätte man zwar auch alles erreicht, aber vermutlich wären wir dann zu knapp gewesen. Vor allem, weil ich die Größe der Museen nicht einschätzen konnte.
Im Nachhinein war es gar nicht verkehrt nur das Museum am Löwentor aufzusuchen.
Wir parkten direkt vor dem Wizemann (als wir später von unserem Museumsbesuch zurück kamen, waren nur noch kostenpflichtige Parkplätze frei) und gingen die paar Minuten durch den Rosensteinpark zum Museum.
Das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart (SMNS) besteht aus zwei im Stuttgarter Rosensteinpark gelegenen Museen, die Ausstellungs- und Forschungstätigkeiten vereinigen. Während sich das Museum Schloss Rosenstein der Biologie widmet, liegt beim Museum am Löwentor der Fokus auf der Paläontologie und Geologie. Das Museumsgebäude wurde vom deutschen Architekten und Ingenieur Curt Siegel geplant.
Das Museum ging 1950 aus der 1791 eingerichteten Naturaliensammlung der Herzöge von Württemberg hervor, diese wiederum aus der Kunst- und Wunderkammer der württembergischen Herzöge. Im Jahre 1817 erklärte König Wilhelm I. diese zur öffentlichen Sammlung des Staates. Dazu wurde 1822 der Grundstein zu einem Museumsbau in der Innenstadt gelegt. Ab 1854 arbeitete Oscar Fraas an der systematischen Erweiterung der geologischen, paläontologischen und mineralogischen Abteilungen im Königlichen Naturalienkabinett und ab 1894 sein Sohn Eberhard Fraas.
Im September 1944 brannte das Gebäude vollständig nieder. Der überwiegende Teil der Naturaliensammlung, der in den Jahren zuvor ausgelagert worden war, blieb aber erhalten. Dennoch gingen viele Typusexemplare aus den Sammlungen von Erstbeschreibern früherer Jahrzehnte verloren.
Von 1950 bis 1955 wurde das ehemalige „königliche Landhaus“ Schloss Rosenstein zum Museum für die biologische Sammlung ausgebaut und 1956 der Öffentlichkeit übergeben.
Mit dem von 1981 bis 1985 erbauten Museum am Löwentor wurde ein weiteres Museum für die paläontologische Sammlung geschaffen.
Die Schausammlung ist ein „Ein-Raum-Museum“ mit drei Ebenen und insgesamt über 3500 Quadratmetern Ausstellungsfläche, die Raumhöhe beträgt bis zu 11 Meter. Anhand einer farbig gekennzeichneten Linie wird man an allen wichtigen Stationen des Museums vorbeigeführt.
Die Ausstellung im Museum am Löwentor zeigt eine Anzahl Fossilfunde überwiegend aus Südwestdeutschland, einer Region mit vergleichsweise reichen Fossilvorkommen. Ein Exponat im Museum ist der Schädel des Steinheimer Urmenschen Homo steinheimensis.
In der Eingangsebene des Museums befinden sich Kasse und Informationsstand, der Museumsladen und Raum für wechselnde Sonderausstellungen. Gleich neben dem Eingang führen einige Stufen in das sogenannte Bernsteinkabinett, welches in das fossile Harz eingeschlossene Tiere und Pflanzen zeigt. Während unseres Besuchs war das Bernsteinkabinett jedoch geschlossen … zur Vorbereitung der nächsten Sonnerausstellung: Leben im Bernsteinwald (ab 6. Dezember)
Vom Eingang führt eine Treppe auf ein Zwischengeschoss, auf dem der Rundweg durch die Ausstellung beginnt, die 250 Millionen Jahre Erdgeschichte in Baden-Württemberg abdeckt. Der Weg startet mit der Trias-Zeit (vor ca. 250 bis 210 Mio. Jahren), führt über die Jura-Zeit (vor ca. 210 bis 140 Mio. Jahren) bis in die Tertiär-Zeit (65 bis 2 Mio. Jahre) und endet mit Mammut, Auerochse und dem Höhlenbär im Eiszeitalter des Quartärs (vor zwei Mio. Jahren bis heute). Lebensgroße Nachbildungen der Urzeitbewohner in Dioramen (Buntsandstein, Muschelkalk, Unterer Keuper, Mittlerer Keuper, Schwarzer Jura, Weißer Jura), kombiniert mit den Originalfunden, sollen Einblicke in die Welt vor Millionen Jahren geben.
Das Museum ist absolut sehenswert (wenn man sich für Paläontologie interessiert), nur war es während unseres Besuchs sehr laut, da sich viele Kinder im Museum aufhielten. Selbst Durchsagen mit der Bitte um Ruhe konnten keine Abhilfe schaffen.
Nachdem wir mit unserem Rundgang fertig waren hatten wir noch zwei Stunden Zeit bis zum Beginn von ANNIE. Erst tranken wir noch Kaffee im Cafe Fossil. Mein Latte Macchiatto war riesig und lecker, der Kaffee meines Lebensgefährten gruselig (wie bereits erwähnt). Danach wanderten wir noch durch den Rosensteinpark, an der Wilhelma vorbei.
Der Rosensteinpark gilt als größter englischer Landschaftspark Südwestdeutschlands. Er wurde in den Jahren von 1824 bis 1840 auf Anordnung von König Wilhelm I. nach Plänen seines Hofgärtners Johann Bosch auf dem ehemaligen Kahlenstein angelegt. König Wilhelm I. kaufte dazu 1817 bis 1818 den Cannstattern Bürgern alle auf dem Kahlenstein gelegenen Parzellen ab.
Inmitten des Parks wurde von 1822 bis 1830 das Schloss Rosenstein (in dem sich das biologische Naturkundemuseum befindet)gebaut. Der zoologisch-botanische Garten Wilhelma und das Museum am Löwentor befinden sich auch im Park. Das Löwentor am oberen Parkausgang wurde von Johann Michael Knapp gebaut. Die bekrönende Löwenfigur ist eine Nachbildung des Löwenstandbilds von Antonio Isopi, das am Eingang zum Ehrenhof des Neuen Schlosses steht.
Heute gehört der „Staatliche Park“ dem Land Baden-Württemberg und steht unter Denkmalschutz. Er bildet zusammen mit dem Schlossgarten, dem Leibfriedschen Garten, dem Wartberg und dem Höhenpark Killesberg das „Grüne U“ Stuttgarts.
Die Wilhelma war an diesem Tag gut besucht. Es war zwar kalt, aber in der Sonne war es angenehm und bei entsprechender Kleidung lässt sich die Kälte auch aushalten. Ich wollte die Wilhelma aber schon immer von der anderen Seite sehen. Zumindest einige Tiere bekommt man auch zu Gesicht. Bis zu den Alpakas sind wir gegangen, dann sind wir zurück und ins Musical.
Natürlich kann man bei einem Musical wie ANNIE um 14 Uhr nicht erwarten, dass keine Kinder anwesend sind. Und Kinder unterschiedlichsten Alters bildeten den Hauptteil der Gäste (auf der Bühne waren es auch nicht gerade wenig, bedingt durch die Handlung des Stücks).
Aber besonders nervend waren sie nicht.
Das Musical hat uns gefallen (bisher kannte ich nur die beiden Filme), sowohl von den schauspielerischen und gesanglichen Leistungen, als auch vom Ton. Eigentlich hätte alles gepasst … bis auf Uwe Kröger. Dieser befindet sich wohl bereits auf dem absteigenden Ast seiner Karriere. Er war nicht so schlimm wie bei Dr. Dolittle in Salzburg, hat seinen Text zumindest fast fehlerfrei gekonnt, aber gesanglich war er etwas schwach.
Im großen und Ganzen war das Musical gelungen, auch wenn es mit 90 Euro doch etwas teuer war (und auch wenn mit familienfreundlichen Preisen geworben wird … Erwachsene haben das Nachsehen).
Auf dem Rückweg nach München sahen wir auch die ersten Schneeflocken.