Die Abgottschlange in Brehms Tierleben

Abgottschlange (Brehms Tierleben)

Das wenigstens dem Namen nach bekannteste Mitglied der Familie ist die Abgott- oder Königsschlange (Boa constrictor, Constrictor formosissimus und auspex), Vertreter der Sippe der Schlinger (Boa). Ihr deutlich vom Halse abgesetzter, platter, vorn abgestumpfter Kopf, welcher nur am Mundrande mit gleichmäßig angeordneten Schildern bedeckt ist und die seitlich zwischen zwei Schildern gelegenen Nasenlöcher gelten als die Merkmale der Sippe.

Die Abgottschlange gehört zu den schönsten aller Schlangen überhaupt. Ihre Zeichnung ist sehr hübsch und ansprechend, obgleich nur wenige und einfache Farben mit einander abwechseln. Ein angenehmes Röthlichgrau ist die Grundfärbung; über den Rücken verläuft ein breiter, zackiger Längsstreifen, in welchem eigestaltige, an beiden Seiten ausgerandete, graugelbliche Flecke stehen; den Kopf zeichnen drei dunkle Längsstreifen. Bei jungen Abgottschlangen sind die Farben lebhafter, und die eiförmigen Flecke werden durch hellere Linien verbunden. Die Länge ausgewachsener Thiere soll sechs Meter erreichen, ja sogar noch übersteigen. »Diese Schlange«, sagt der Prinz, »erreichte ehemals und selbst noch jetzt (1825) in gänzlich unbewohnten Gegenden eine Länge von zwanzig bis dreißig Fuß und vielleicht darüber. Noch jetzt findet man Stücke von der Dicke eines Mannesschenkels, welche fähig sind, ein Reh zu fangen und zu erdrücken. Im Sertong von Bahia und am Riacho de Ressaque gab man mir Nachricht von einem daselbst vor kurzer Zeit erlegten Thiere dieser Größe. In gänzlich wüsten, wilden Einöden findet man noch jetzt gewöhnlich bei Ausrodung und Urbarmachung derselben riesenhafte Stücke der genannten Art.« Auch Schomburgk behauptet, daß die Schlange eine Länge von sechs bis zehn Meter erreiche. Keiner der beiden genannten Reisenden aber hat eine derartige Schlange gemessen, und beide geben offenbar nur Berichte der Eingeborenen wieder, deren Glaubwürdigkeit aus den oben hervorgehobenen Gründen zu bezweifeln ist.

Im Lichte unserer heutigen Kenntnis erscheinen uns die Erzählungen früherer Reisenden über die Abgottschlange höchst ergötzlich. Gerade ihr dichtete man die verschiedensten Ungeheuerlichkeiten an. Noch zu Zeiten Lacépède’s glaubte man an alle Uebertreibungen und Windbeuteleien, welche unkundige Reisende, namentlich Missionäre, aufgetischt hatten. »Wenn man auch von den Erzählungen über die Abgottschlange, insbesondere ihrer Gefühllosigkeit und Erstarrung, manches abrechnet, so scheint doch ausgemacht zu sein, daß in verschiedenen Gegenden, namentlich auf der Landenge von Panamá, Reisende in den dichten Kräutern der Wälder halb versteckte Abgottschlangen antrafen, über welche sie zur Zeit ihrer Verdauung hingingen, oder auf welche sie sich, wenn man den Erzählungen glauben darf, sogar niedersetzten, weil sie die Thiere für einen umgefallenen, mit Kräutern bedeckten Baumstamm hielten und dies, ohne daß die Schlange sich rührte. Nur wenn sie nahe neben ihr Feuer anzündeten, gab die Wärme ihr so viel Leben wieder, daß sie anfing, sich zu bewegen und die Reisenden mit Schrecken ihre Gegenwart bemerkten und davon flohen.« Lacépède begründet diesen Satz auf eine Erzählung des Pater Simon, welcher mittheilt, daß in einem Walde Venezuelas achtzehn Spanier ermüdet von der Reise auf einen umgefallenen Baumstamm sich niederzulassen wähnten und zu ihrem größten Schrecken bemerkten, daß besagter Baumstamm zu kriechen begann und sich in eine Abgottschlange verwandelte. Zur Entschuldigung des genannten Paters muß gesagt werden, daß ähnliche Erzählungen noch in neueren Werken Aufnahme finden konnten.

Lacépède meint, daß der Name Abgottschlange unserem Königsschlinger aus dem Grunde zukomme, weil die alten Mejikaner sie verehrt hätten.

»Ihre fürchterliche Stärke und riesenmäßige Größe, der Glanz ihrer Schuppen und die Schönheit ihrer Farben haben mehreren Völkern, welche noch nicht weit von dem rohen Zustande der Natur entfernt sind, Bewunderung und Schauer eingeflößt; und da alles wunderbare und schreckliche, alles, an dem eine große Ueberlegenheit über andere Geschöpfe sichtbar ist, in unaufgeklärten Köpfen leicht den Wahn eines übernatürlichen Wesens erzeugt, so haben auch die alten Einwohner von Mejiko die Abgottschlange stets mit einem heiligen Schauer betrachtet und sie göttlich verehrt, entweder, weil sie glaubten, eine so große und mit solcher Geschwindigkeit sich bewegende Masse könne nur durch einen göttlichen Hauch bewegt werden, oder weil sie die Schlange für einen Diener der himmlischen Mächte ansahen. Sie haben dieser ihrer ausgezeichneten Eigenschaften halber den Namen des Kaisers gegeben. Die Schlange wurde ein Gegenstand ihrer Anbetung und folglich ihrer besonderen Aufmerksamkeit. Keine Bewegung derselben blieb von ihnen unbeachtet, keine ihrer Handlungen war ihnen gleichgültig. Mit Beben hörten sie ihr langes, durchdringendes Zischen, und in frommem Glauben wähnten sie, daß alle Kundgebungen der verschiedenen Launen dieses wunderbaren und göttlichen Wesens ihr Schicksal im voraus zu verkündigen vermöge. Das Zischen der Abgottschlange galt in den Augen der Mejikaner stets als Ankündigung eines großen Unglückes und setzte alles in Schrecken. Die oberste Gottheit der Mejikaner, ›Witzliputzli‹, wird mit einer Schlange in der rechten Hand dargestellt, und in den Tempeln und auf den Altären dieses Götzen, welcher Menschenopfer erhielt, fand man auch häufig das Bild der Schlange.« Ich lasse natürlich dahingestellt sein, ob es wirklich die Abgottschlange oder eine ihr nahe verwandte, in Mejiko vor kommende Art der Familie war, welche die Mejikaner verehrten, wage ebenso nicht zu entscheiden, ob diese Verehrung thatsächlich stattfand oder nicht, halte jedoch auch die Annahme für berechtigt, daß der Name Abgottschlange infolge der götzendienerischen Gebräuche entstand, welche die Neger in Süd- und Mittelamerika den Schlangen erweisen sollen. Unter den jetzt lebenden Indianern haben, meines Wissens, alle Schlangen eine ähnliche Bedeutung verloren, falls überhaupt jemals gehabt; unter den Negern dagegen spielen sie, wie bereits bemerkt wurde und noch ausführlicher berichtet werden wird, eine bedeutende Rolle.

Der Verbreitungskreis der Königsschlange scheint minder ausgedehnt zu sein, als man gewöhnlich angenommen hat, da man häufig verschiedenartige Riesenschlangen mit einander verwechselte. Dumeril und Bibron glauben, daß sich das Vaterland auf die nördlichen und östlichen Länder Südamerikas, also auf Guayana, Brasilien und Buenos Ayres beschränkt. Nach Prinz von Wied ist sie an der Ostküste Brasiliens nirgends selten und wird südlich bis Rio de Janeiro und Cabo Frio gefunden; nach Schomburgk verbreitet sie sich über ganz Britisch Guayana. Beide Forscher stimmen darin überein, daß sie sich nur in trockenen, erhitzten Gegenden, Wäldern und Gebüschen aufhält. Sie bewohnt Erdhöhlen und Klüfte der Felsen, Gewurzel und andere Schlupfwinkel, nicht selten in kleinen Gesellschaften von vier, fünf und mehr Stücken, besteigt auch zuweilen die Bäume, um von dortaus auf Raub zu lauern. In das Wasser geht sie nie, während verwandte Arten gerade hier ihren Aufenthalt nehmen.

Könnte man das nächtliche Treiben der Abgottschlange belauschen, so würde man unzweifelhaft ein ganz anderes Bild von ihrem Sein und Wesen gewinnen, als wir gewonnen zu haben meinen. Allerdings läßt sie auch bei Tage eine ihr sich bietende Beute nicht vorübergehen; ihre eigentliche Raubzeit aber beginnt gewiß erst mit Einbruch der Dämmerung. Dies beweist ihr Gebaren im Freien und in der Gefangenschaft deutlich genug. Alle Reisenden, welche die Waldungen Südamerikas durchstreiften und mit Abgottschlangen zusammenkamen, stimmen darin überein, daß diese unbeweglich oder doch träge auf einer und derselben Stelle verharrten und erst dann die Flucht ergriffen, wenn sich ihr Gegner bis auf wenige Schritte ihnen genaht hatte, daß sie sogar mit einem Knüppel sich erschlagen ließen. Schomburgk traf bei einem seiner Ausflüge mit einer großen Abgottschlange zusammen, welche ihn und seinen indianischen Begleiter gewiß schon seit einiger Zeit gesehen hatte, aber doch nicht entflohen war, sondern unbeweglich in einer und derselben Stellung verharrte. »Wäre mir«, sagt der Reisende, »der Gegenstand früher in die Augen gefallen, ich würde ihn für das Ende eines emporragenden Astes gehalten haben. Ungeachtet der Vorstellungen und Furcht meines Begleiters sowie des Widerwillens unseres Hundes, war mein Entschluß schnell gefaßt, wenigstens den Versuch zu machen, das Thier zu tödten. Ein tüchtiger Prügel als Angriffswaffe war bald gefunden. Noch steckte die Schlange den Kopf unbeweglich über das Gehege empor: vorsichtig näherte ich mich demselben, um mit meiner Waffe ihn erreichen und einen betäubenden Hieb ausführen zu können; in dem Augenblicke aber, wo ich dies thun wollte, war das Thier unter der grünen Decke verschwunden, und die eigenthümlich raschen Bewegungen der Farrenwedel zeigten mir, daß es die Flucht ergriff. Das dichte Gehege verwehrte mir den Eintritt, die Bewegung verrieth mir aber die Richtung, welche die fliehende Schlange nahm. Sie näherte sich bald wieder dem Saume, dem ich daher entlang eilte, um in gleicher Linie zu bleiben. Plötzlich hörte die windende Bewegung der Farrenkräuter auf, und der Kopf durchbrach das grüne Laubdach, wahrscheinlich um sich nach dem Verfolger umzusehen. Ein glücklicher Schlag traf den Kopf so heftig, daß sie betäubt zurücksank; ehe aber die Lebensgeister zurückkehrten, waren dem kräftigen Hiebe noch mehrere andere gefolgt. Wie ein Raubvogel auf die Taube schoß ich jetzt auf meine Beute zu, kniete auf sie nieder und drückte ihr, mit beiden Händen den Hals umfassend, den Schlund zu. Als der Indianer die eigentliche Gefahr vorüber sah, eilte er auf meinen Ruf herbei, löste mir einen der Hosenträger ab, machte eine Schlinge, legte ihr dieselbe oberhalb meiner Hand um den Hals und zog sie so fest als möglich zu. Das dichte Gehege hinderte das kräftige Thier in seinen krampfhaften Windungen und machte es uns daher leichter, seiner Herr zu werden.«

Der Prinz von Wied sagt, daß man in Brasilien die Abgottschlange gewöhnlich mit einem Prügel todtschlägt oder mit der Flinte erlegt, da sie ein Schrotschuß sogleich zu Boden streckt. Gute und wahrhafte Jäger in Brasilien lachen, wenn man sie fragt, ob diese Schlange auch dem Menschen gefährlich sei; denn nur der rohe Haufe des Volkes erzählt abenteuerliche Geschichten von diesen Thieren, welche jedoch von allen Kennern und gründlichen Beobachtern stets widerlegt werden.

Die Nahrung besteht in kleinen Säugethieren und Vögeln verschiedener Art, namentlich in Agutis, Pakkas, Ratten, Mäusen und vielleicht auch in anderen Kriechthieren oder Lurchen, beispielsweise in kleineren Schlangen und Fröschen. Daß die Abgottschlange auch Eier nicht verschont, beweisen die Gefangenen, welche nach solchen begierig zu sein scheinen. Alte Stücke sollen sich an Thiere bis zur Größe eines Hundes oder Rehes wagen. Ein brasilianischer Jäger erzählte dem Prinzen, daß er einst im Walde seinen Hund schreien gehört, und als er hinzu gekommen sei, denselben von einer großen Abgottschlange im Schenkel gebissen, umschlungen und schon dergestalt gedrückt gefunden, daß derselbe aus dem Halse geblutet habe. Der Hund war durch einen Schuß schnell befreit, konnte sich aber erst nach langer Zeit wieder erholen. Geschichten, wie sie Gardner mittheilt, daß amerikanische Riesenschlangen Pferde oder Menschen verschlingen sollen, gehören in das Bereich der Fabel und werden höchst wahrscheinlich von den Reisenden selbst erfunden, in der Absicht, ihren Schilderungen prickelnde Würze beizumischen.

Freilebende Schlangen fressen zweifelsohne nur selbsterlegte Beute, nicht aber Aas; die Gefangenen hingegen können nach und nach dahin gebracht werden, auch solches zu verzehren. So fütterte Effeldt seine Königsschlinger stets mit todten Ratten, weil die lebenden in der Kiste zu großen Unfug anrichten, und die Schlangen ließen ein solches Aas niemals liegen, schienen sogar zu lieben, wenn dasselbe schon einigermaßen in Fäulnis übergegangen war.

Ueber die Fortpflanzung freilebender Abgottschlangen kenne ich keinen eingehenden Bericht. An Gefangenen hat man beobachtet, daß sie lebendig gebärend sind. Prinz Waldemar von Preußen erlegte eine als Abgottschlage angesehene trächtige Boa, deren zwölf Eier soweit ausgetragen waren, daß die Jungen bereits eine Länge von dreißig bis funfzig Centimeter erlangt hatten, und Westerman hatte die Freude, gefangene Königsschlinger mit Erfolg zur Fortpflanzung schreiten zu sehen: die in Rede stehende Schlange brachte mehrere lebende Junge und gleichzeitig mehrere Eier zur Welt.

In Südostamerika werden die getödteten Boaschlangen verschiedentlich benutzt. Das Fleisch soll von den Negern gegessen werden; im Fette sieht man ein bewährtes Heilmittel gegen verschiedene Krankheiten; die Haut pflegt man zu gerben, um Stiefel, Satteldecken und dergleichen daraus zu bereiten; auch winden sie sich die Neger als Schutzmittel gegen mancherlei Krankheiten um den Unterleib.

Die nach Europa kommenden lebenden Abgottschlangen werden gewöhnlich in Schlingen gefangen, welche man vor dem Schlupfwinkel aufstellt. An der Glätte des Eingangs, wo der dicke, schwere Körper stets seine Spuren hinterläßt, erkennt man, ob ein Erdloch bewohnt ist oder nicht, und bringt alsdann vor dem Eingange dieses Loches die Schlingen an. Das gefangene Thier soll sich gewaltig anstrengen und winden, wird sich aber wohl nur selten erwürgen, da es wohl leicht an Verwundungen zu Grunde geht, gegen Druck und Stoß aber ziemlich unempfindlich zu sein scheint. Jene Abgottschlange, welche Schomburgk erlegt hatte, wurde von ihm, seinen über die Zählebigkeit der Schlangen früher gemachten Erfahrungen gemäß, vorsichtig geschnürt und an den Pfosten der Hütte befestigt, und der Erfolg lehrte, daß jene Vorsicht vollständig gerechtfertigt war. »Ein helles, unmäßiges Gelächter und ein lautes, sonderbares Zischen«, erzählt unser Forscher, »weckte mich am Morgen aus dem Schlafe. Eilend sprang ich aus der Hängematte und trat vor die Thüre. Die Schlange hatte sich wirklich wieder erholt und strebte nun, unter fürchterlicher Kraftanstrengung, sich von ihrer Fessel zu befreien. Ein Kreis von Indianern, welche ihren Zorn und ihre Wuth durch Necken bethätigten, hatte sich um sie versammelt. Mit geöffnetem Rachen stieß sie ihre unheimlichen, dem Zischen der Gänse ähnlichen Töne aus, wobei die Augen sich vor Wuth aus ihren Höhlungen zu drängen schienen. Die Zunge war in ununterbrochener Bewegung. Trat man ihr während des Zischens näher, so drang einem ein bisamartiger Geruch entgegen. Um ihrer Anstrengung so schnell als möglich ein Ende zu machen, schoß ich sie durch den Kopf.«

Als Mäuse- und Rattenfängerin leistet, wie wir gesehen haben, die Abgottschlange in den Speichern der brasilianischen Kaufleute und Pflanzer gute Dienste, wird daher auch fast als Hausthier angesehen und unter Umständen mit so großem Vertrauen beehrt, daß man selbst nachts einen und denselben Raum mit ihr theilt. Ihre Genügsamkeit oder ihre Fähigkeit, ohne Schaden monatelang fasten zu können, erhöht ihren Werth noch besonders, erleichtert auch ihre Versendung. Diese geschieht in höchst einfacher Weise. Die Schlange wird in eine große Kiste gepackt, letztere vernagelt, mit einigen Luftlöchern versehen, und jene nun ihrem Schicksale überlassen. Infolge dieser schnöden Behandlung und des wahrscheinlich sich regenden Hungers kommt sie gewöhnlich ziemlich unwirsch am Orte ihrer Bestimmung an, zeigt sich bissig und angriffslustig und trotzt auch wohl geraume Zeit, bevor sie sich zum Fressen entschließt; die Bosheit mindert sich aber bald, und wenn sie erst frißt und sich ein wenig an ihren Pfleger gewöhnt hat, läßt sie sich leicht behandeln. Zu ihrem Wohlbefinden sind ein geräumiger, warmer Käfig mit Stämmen und Aesten zum Klettern und ein in den Boden eingefügter größerer Wassernapf zum Baden unerläßliche Bedingung. Die in den Thierschaubuden gebräuchlichen Kisten entsprechen den Anforderungen des Thieres also in keiner Weise, und die wollenen Decken, in welche man es wickelt, weil man glaubt, es dadurch zu erwärmen, haben eher ihr bedenkliches, als daß sie Nutzen brächten. Mehr als einmal nämlich hat man beobachtet, daß gefangene Riesenschlangen, möglicherweise vom Hunger getrieben, ihr Deckbett verschlangen. Eine Abgottschlange, welche in Berlin gehalten wurde, behielt die hinabgewürgte Wolldecke fünf Wochen und einen Tag im Magen, trank währenddem sehr viel und gab Beweise des Unwohlseins zu erkennen, bis sie endlich nachts zwischen elf und zwölf Uhr die Wollmasse auszuspeien begann, und mit Hülfe des Wärters auch des unverdaulichen Bissens glücklich sich entledigte. Aehnliches ist fast gleichzeitig im Londoner Thiergarten und später im Pflanzengarten zu Paris geschehen. Die Decke, welche die hier lebende, über drei Meter lange Abgottschlange hinabwürgte, war zwei Meter lang und 1,6 Meter breit und blieb vom zweiundzwanzigsten August bis zum zwanzigsten September im Magen liegen. Endlich öffnete die Schlange den Rachen und trieb ein Ende der Decke hervor; der Wärter faßte dieses Ende, ohne zu ziehen; die Boaschlange wickelte den Schwanz um einen in ihrem Käfige befindlichen Baum und zog sich selbst zurück, so daß die ganze Decke unversehrt wieder hervorkam; doch hatte dieselbe die Form einer fast zwei Meter langen Walze, welche an ihrer dicksten Stelle zwölf Centimeter breit war. Die Schlange blieb nach dem Ereignisse zehn Tage matt, befand sich aber später wieder ganz wohl.

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