Auf dem Weg nach Berlin wollten wir einen Zwischenstopp in Bamberg machen. Nachdem das Abendprogramm aus Biertrinken bestehen würde war offensichtlich, dass wir die Stadt nicht mehr verlassen würden.
Auf dem Weg nach Bamberg waren „nur“ Besuche im Tiergarten Nürnberg und der Alten Veste in Zirndorf geplant.
Der Parkplatz des Nürnberger Tiergartens war ziemlich belegt, und das um kurz vor zehn… aber irgendwie kenne ich den Parkplatz immer voll … mehr oder weniger. Einen Platz zu bekommen war aber nicht schwer und von einer Schlange an der Kasse konnte man auch nicht sprechen. Der Zoo dagegen war gut besucht, auch wenn es immer wieder Flecken gibt, an denen man fast alleine ist.
Das nächste Ziel (als Alternative zum Schmausenbuckturm, der nur an Sonn- und Feiertagen besteigbar ist) war die alte Veste in Zirndorf.
Die Einöde mit Ruinenresten und Aussichtsturm liegt im Wald nördlich von Zirndorf am höchsten Punkt des Rosenberges (östlichster Ausläufer des Cadolzburger Rückens).
Erste Überlieferungen der Befestigung belegen eine im 13. Jahrhundert bestehende Turmhügelburg (Motte). Am 29. April 1306 verkaufte der Zirndorfer Reichsministeriale Heinrich von Berg „vnser Burch den Berch“ an die Burggrafschaft Nürnberg. Bereits zuvor hatte er sie an den Nürnberger Finanzmann Groß verpfändet. Dies ist zugleich die erste urkundliche Erwähnung. 1325 wurde die Burg „zv dem alten Perge“ genannt, Anfang des 17. Jahrhunderts erstmals „Alte Veste“.
In den Wirren des Städtekriegs von 1387 bis 1389 wurden die vorhandenen Wehranlagen im Jahr 1388 von den Nürnbergern geschleift.
In der Schlacht an der Alten Veste (auch Schlacht bei Fürth, Schlacht bei Zirndorf oder Schlacht bei Nürnberg) trafen Anfang September 1632 im Dreißigjährigen Krieg der kaiserliche Feldherr Albrecht von Wallenstein und ein schwedisches Heer unter Gustav Adolf aufeinander, ohne dass einer Seite ein entscheidender Sieg gelang.
Anlässlich des 200. Jahrestages der Schlacht erfolgte am 24. August 1832 die feierliche Grundsteinlegung zum Bau eines Aussichtsturmes, welcher 1839 fertiggestellt wurde.
Der Aussichtsturm und das darunterliegende Gewölbe wurde im Zweiten Weltkrieg durch die Wehrmacht als Luftabwehrstützpunkt und zur Kriegsfabrikation genutzt. Die Keller können heute nicht mehr betreten werden und die Eingänge sind vermauert. Der Vestner Turm wurde am 17. April 1945 kurz vor dem Einmarsch der alliierten Truppen durch die Wehrmacht gesprengt.
1979/80 wurde ein neuer Turm auf dem Platz im Wald erbaut, dessen Einweihung am 17. September 1980 stattfand. Der Turm hat sich schon längst als Wahrzeichen Zirndorfs etabliert.
Noch heute kann man um den Turm die rechteckigen Grundmauern des geschleiften Wehrturms erkennen.
Seit 2021 ist die Alte Veste Bestandteil des ca. 20 km langen Erlebnisweg „Wallensteins Lager“, angelegt durch eine Kooperation der Städte Zirndorf, Oberasbach und Stein. An 28 Informationsstelen (mit QR-Codes für weitere mediale Informationen über App) wird die Zeit der Belagerung im Jahr 1632 „erlebbar“ gemacht. Der Themenweg setzt in gleicher Weise den erlebbaren Naturraum in Bezug zu den geschichtlichen Ereignissen, wie er die Auswirkungen für die damalige Bevölkerung unserer Kommunen deutlich macht. Seit 2019 kann man vom Vestner Turm aus die Dimensionen des Heerlagers mittels einer Viscope betrachten.
Wir sind nur den Turm hinaufgestiegen und um die Veste spaziert, den Erlebnisweg haben wir links liegen gelassen … und jetzt weiß ich von Wallenstein genauso viel wie vorher…
Dann fuhren wir weiter nach Bamberg …
Und dann ging es ums Bier …
In Oberfranken liegt das Gebiet mit der höchsten Brauereidichte der Welt. Deshalb wird Franken gerne in Bierfranken und Weinfranken geteilt. In Franken existieren etwa 270, überwiegend kleine Bierbrauereien. Vor allem in der Fränkischen Schweiz und in den angrenzenden Landkreisen Bamberg, Bayreuth, Kulmbach und Lichtenfels haben noch viele Ortschaften ihren „Bräu“, der das große Brauerei-Sterben der 1970er und 1980er Jahre überstanden hat. Der kleine Ort Aufsess (Lkr. Bayreuth) hat es mit vier Brauereien bei 1500 Einwohnern ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft. Es gibt nur wenige Exportbierbrauereien, die meisten Biere sind nicht lange genug haltbar und werden nur an die nähere Umgebung geliefert. Verköstigen kann man sie natürlich auch in den eigenen Gaststätten/Biergärten und das haben wir gemacht …
Im Rahmen einer Bustour. Innerhalb von drei Stunden besuchten wir drei Biergärten (das Bier tranken wir „auf einem Keller“, wie der Franke die Biergärten auf den alten Bierkellern nennt), tranken insgesamt vier Bier unterschiedlichen Geschmacks (und Herstellung) und erfuhren neben der Bamberger Braukunst auch einiges über unseren Guide Jake, der uns als Amerikanischer Student (das war er wirklich) im (umgebauten) Schoolbus durch die Gegend führte und gegen Ende noch mit seinen Mundharmonikakünsten erfreute (nüchtern war meiner Meinung niemand mehr, abgesehen vom Busfahrer … hoffe ich). Die Beschreibung der Reise klang anders als wir sie schließlich bekamen, aber Spaß und leckeres Bier hatten wir auf jeden Fall. Und man kommt mit den anderen Gästen schnell ins Gespräch.
Und ich habe einige neue Dinge über die fränkische Küche gelernt (Wikipedia sei dank):
Blauer Zipfel: in Essigsud gegarte Bratwurst.
Gläserfleisch: Wer hätte das gedacht – Fleisch im Glas
Gerupfter mit Brot: Eine Art Brotaufstrich mit Camembert, ähnlich dem Obatzten (nur eben fränkisch)
Zwetschgenbaames: Ein sehr mageres Stück Rindfleisch, dass erst mit Gewürzen behandelt und anschließend bei niedriger Temperatur mit Zwetschgenholz geräuchert wird.
Gegessen habe ich trotzdem eine Currywurst mit Pommes …