7. Zooreise 2019: Tag 2 – Weimar … auf Goethes Spuren (und Schiller war auch da …)

Der zweite Tag unserer Thüringenreise und der zweite Tag der Thüringencardnutzung stand ganz im Zeichen von Weimar. Zumindest war das so vorgesehen.
Geplante Besuche: Fürstengruft, Weimarer Haus, Museum für Ur- und Frühgeschichte. Und ab 14 Uhr eine Stadtführung.
Abends wollten wir ins Planetarium in Jena.
Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es los.

Nachdem wir uns etwas mit dem Frühstück Zeit gelassen hatten und uns auch der Verkehr etwas aufgehalten hatte änderten wir unsere Pläne und statt des Museums für Ur-und Frühgeschichte statteten wir zuerst der Fürstengruft einen Besuch ab. Näher als hier kommt man Goethe nicht.

Weimarer Fürstengruft, Blick von ganz unten nach ganz oben

Die Weimarer Fürstengruft ist die Grabstätte einiger Mitglieder der Häuser Sachsen-Weimar und Sachsen-Weimar-Eisenach auf dem Historischen Friedhof in Weimar. Auch Johann Wolfgang von Goethe ist in ihr beigesetzt. Schillers Sarg liegt dort zwar auch, aber er ist leer, nachdem man 2008 festgestellt hatte, dass die dort ruhenden Gebeine nicht von Schiller stammen.
Großherzog Carl August plante seit 1823 den Bau einer Fürstengruft auf dem neuen Weimarer Friedhof, der im Jahr 1818 eröffnet worden war. Ursprüngliche Begräbnisstätte Weimars war der Jacobsfriedhof, der aber zu klein wurde. Die Fürstengruft wurde zwischen 1823 und 1828 von Clemens Wenzeslaus Coudray errichtet. Bereits im Sommer 1824 war das untere Gewölbe weitgehend fertiggestellt, so dass die im Stadtschloss eingelagerten 27 Särge der Weimarer Fürstenfamilie in die Gruft überführt werden konnten. Die Fürstengruft in Weimar dient als Grabstätte des großherzoglichen Hauses von Sachsen-Weimar-Eisenach.
Am 16. Dezember 1827 wurden vermeintlich von Friedrich Schiller stammende Gebeine in die Fürstengruft überführt; dieser war ursprünglich 1805 im Kassengewölbe auf dem Jacobsfriedhof Weimar beigesetzt worden. Die Gebeine, die nachweislich nicht von Schiller stammen, wurden in einem anonymen Grab beigesetzt.
Carl August selbst starb am 14. Juni 1828 und wurde am 9. Juli in der Fürstengruft beigesetzt.
Johann Wolfgang von Goethe wurde am 26. März 1832, vier Tage nach seinem Tod, ebenfalls in der Fürstengruft beigesetzt — Auf eigenen Wunsch hin neben Schiller, dem er sich durch ihre langjährige Freundschaft verbunden fühlte.
Die Entwürfe für den Metallsarg Carl Augusts und die Eichensärge von Goethe und Schiller stammen ebenfalls von Coudray.
Es sind 33 Särge in der Fürstengruft ausgestellt. Von den ursprünglich 42 Särgen der Angehörigen der Häuser Sachsen-Weimar und Sachsen-Weimar-Eisenach wurde einer (Nr. 26) entfernt und zehn aus konservatorischen Gründen ausgelagert. Dazu kommen die Särge Goethes und Schillers.
Irgendwie merkwürdig finde ich ein Gedicht, das Goethe bei der Betrachtung von Schillers Schädel geschrieben hat:
Bei Betrachtung von Schillers Schädel
Im ernsten Beinhaus wars, wo ich beschaute,
Wie Schädel Schädeln angeordnet paßten;
Die alte Zeit gedacht ich, die ergraute.
Sie stehn in Reih geklemmt, die sonst sich haßten,
Und derbe Knochen, die sich tödlich schlugen,
Sie liegen kreuzweis, zahm allhier zu rasten.
Entrenkte Schulterblätter! was sie trugen,
Fragt niemand mehr, und zierlich tätge Glieder,
Die Hand, der Fuß, zerstreut aus Lebensfugen.
Ihr Müden also lagt vergebens nieder,
Nicht Ruh im Grabe ließ man euch, vertrieben
Seid ihr herauf zum lichten Tage wieder,
Und niemand kann die dürre Schale lieben,
Welch herrlich edlen Kern sie auch bewahrte,
Doch mir Adepten war die Schrift geschrieben,
Die heilgen Sinn nicht jedem offenbarte,
Als ich inmitten solcher starren Menge
Unschätzbar herrlich ein Gebild gewahrte,
Daß in des Raumes Moderkält und Enge
Ich frei und wärmefühlend mich erquickte,
Als ob ein Lebensquell dem Tod entspränge,
Wie mich geheimnisvoll die Form entzückte!
Die gottgedachte Spur, die sich erhalten!
Ein Blick, der mich an jenes Meer entrückte,
Das flutend strömt gesteigerte Gestalten.
Geheim Gefäß! Orakelsprüche spendend,
Wie bin ich wert, dich in der Hand zu halten?
Dich höchsten Schatz aus Moder fromm entwendend
Und in die freie Luft, zu freiem Sinnen,
Zum Sonnenlicht andächtig hin mich wendend.
Was kann der Mensch im Leben mehr gewinnen,
Als daß sich Gott-Natur ihm offenbare?
Wie sie das Feste läßt zu Geist verrinnen,
Wie sie das Geisterzeugte fest bewahre.

Da wird mir mal wieder bewusst, wie wenig ich von Goethe kenne, aber immerhin … mein literarisches Wissen um den Dichterfürsten wurde erweitert. Zurück zur Gruft …
Neben der Gruft kann man auch eine russisch-orthodoxe Kirche besuchen. Während unseres Besuchs wurde auch gebeichtet. Hätte ich russisch verstanden hätte ich gewusst, um was es geht.
Maria Pawlowna hatte verfügt, dass nach ihrem Tode eine russisch-orthodoxe Kapelle über ihrem Grab errichtet werden sollte. Die Grabkirche wurde zwischen 1860 und 1862 nach Plänen des Oberbaudirektors Carl Heinrich Ferdinand Streichhan (1814–1884) im Auftrag des Großherzogs Carl Alexander erbaut. Da Maria Pawlowna der russischen Zarenfamilie und dem Russisch-Orthodoxen Glauben angehörte, verlangte „das Protokoll“, dass sie in russischer Erde beerdigt werden müsse. Andererseits war sie auch die Regentin Sachsen-Weimar-Eisenachs und musste demzufolge in Weimar begraben werden. Man konnte beide Bedingungen erfüllen, indem mehrere Wagenladungen original russischer Erde aus der Gegend um Sankt Petersburg nach Weimar gebracht wurden, die zu einem Hügel im Weimarer Friedhof aufgeschüttet wurden, auf welchem die Kapelle erbaut wurde. Die Kirche wurde am 24. November 1862 auf den Namen Maria Magdalena geweiht. Während des Baus der Grabkapelle legte man einen Durchbruch in der südlichen Wand des unteren Gewölbes an. Der Sarg Maria Pawlownas wurde in diesem Übergangsbereich untergebracht. Erst auf diese Art war es möglich ebenso dem Wunsch der Regentin Rechnung zu tragen, an der Seite ihres Mannes bestattet zu werden und dennoch auf geweihtem Boden ihrer eigenen, russisch-orthodoxen Religion liegen zu können.
Genutzt wurde und wird die Kapelle von der russisch-orthodoxen Gemeinde Weimars für Gottesdienste und zu Beerdigungszeremonien.
Im Historischen Friedhof findet man auch die Familiengruft der Familie Goethe (obwohl dort kaum echte Goethe liegen und auch Johann Wolfgang dort nicht liegt) und die Gedächtnishalle für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Weimarer.

Danach gingen wir ins Museum für Ur-und Frügeschichte und erfuhren dabei einiges über das Volk der Thüringer (Thoringi), von denen ich bisher nichts wusste (oder das geringe Wissen bereits wieder verdrängt habe)
Das Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens vereint ein Museum mit einer 1000 m² großen Ausstellungsfläche und das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie unter einem Dach. Träger ist das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege.
Präsentiert werden 400.000 Jahre alte Werkzeuge und Jagdreste des Homo erectus aus Bilzingsleben sowie die altsteinzeitlichen Funde aus den Travertinschichten von Weimar-Ehringsdorf. Zahlreiche Originale der wichtigsten Grabungen von der Jungsteinzeit bis ins Mittelalter – darunter einzigartige Funde aus dem germanischen Fürstengrab von Haßleben und aus dem germanischen Opfermoor Niederdorla, Rekonstruktionen und Installationen sind Bestandteile der Exposition.
Danach gingen wir zum Marktplatz, um der 14 Uhr Stadtführung beizuwohnen. Für einen Besuch im Weimarer Haus war es zu spät. Bei der Touristeninformation erfuhren wir dann dass die 14 Uhr Führung zum Thema Bauhaus war, etwas das mich nicht interessierte. Die 16 Uhr Führung war uns zu spät, also würde umdisponiert.
Erst ging es ins Weimarer Haus und danach in den Thüringer Zoopark.
Das Weimar Haus ist ein privates, kommerzielles Museum zur Geschichte der Stadt Weimar von der Steinzeit bis zur Weimarer Klassik. Die einzelnen Epochen werden in Dioramen durch Wachsfiguren mit aufwändigen Lichtinstallationen und passender Geräuschkulisse präsentiert.
Das Weimarer Haus ist ganz nett, aber man kann Weimar auch ohne einem Besuch dort aufsuchen. Und vielleicht sind 8 € nicht unbedingt gerechtfertigt. Aber wir haben uns ganz gut unterhalten. Der Spaß dauert ca. eine halbe Stunde und mit der ThüringenCard kommt man umsonst rein.
Während unseres Aufenthalts in Weimar kamen wir auch am Stadtschloss vorbei. Allerdings wird das derzeit renoviert, eine Besichtigung war nicht möglich.

Nach Weimar ging es weiter in den Zoopark, wo wir uns, seit langem mal wieder eine Thüringer Rostbratwurst gönnten. In den letzten Jahren waren wir immer kurz nach Öffnungsbeginn im Zoo und für eine Bratwurst war es kurz nach dem Frühstück immer zu früh.
Nach dem Zoobesuch fuhren wir weiter nach Jena, nachdem wir für eine Rückkehr ins Hotel keine Zeit mehr gehabt hätten und das auch etwas umständlich gewesen wäre.
Erfurt-Gera (vorbei an Jena) – Jena.

In Jena aßen wir erst in der L’Osteria, bevor wir uns zwei Programme im Planetarium ansahen: Milliarden Sonnen und EXPLORE. Das erste Programm wurde mit der Thüringencard abgedeckt, das zweite mussten wir zahlen. Aber interessant waren die Programme auf jeden Fall. Der erneute Besuch des Planetarium war für morgen geplant.

Planetarium Jena 1926

Das Zeiss-Planetarium in Jena ist das weltweit betriebsälteste Planetarium. Die Entwicklung des Planetariums basiert auf einer Idee von Oskar von Miller, dem Begründer des Deutschen Museums in München, der bereits im Jahre 1912 die Errichtung eines Ptolemäischen Planetariums im Stil eines begehbaren Himmelsglobus mit einer mechanischen Vorrichtung zur Darstellung der Planetenbahnen in seiner Institution vorsah. Zur Realisierung wandte er sich 1913 an das Unternehmen Carl Zeiss in Jena. Da sich das ursprüngliche Vorhaben als technisch zu aufwändig und kaum umsetzbar erwies, entwarf Walther Bauersfeld Anfang 1919 die grundlegende Form für ein Planetariumsgerät auf der Basis optomechanischer Lichtprojektion. Dieses wurde 1924 als Modell I in München installiert.
Ab Ende Juli 1924 besuchten bereits rund 80.000 Menschen die ersten Versuchsvorführungen des künstlichen Sternhimmels in einer provisorischen Kuppel auf dem Dach der Jenaer Zeiss-Werke, dieser wurde in der Presse als das „Wunder von Jena“ gefeiert. Aufgrund großer Resonanz und Nachfrage aus anderen Städten und Regionen, begann die Firma Carl Zeiss mit der Planung eines großen und ständigen Planetariums in Jena und der Weiterentwicklung des Projektors zum Zeiss-Planetarium – später genannt Modell II. Binnen weniger Monate standen Planung und Entwurf, und Ende 1924 begann der Bau des Jenaer 25-Meter-Planetariums nach den Entwürfen der Architekten Schreiter & Schlag im damaligen Prinzessinnengarten. Nachdem 1926 bereits in Wuppertal-Barmen, Leipzig und Düsseldorf erste Großplanetarien eröffnet wurden, folgte am 18. Juli 1926 Jena als Nummer Vier weltweit.
Im Jahre 1984/85 wurde das Planetarium umfassend baulich und technisch erweitert. Der Einbau computergesteuerter Technik sowie der Austausch mit anderen Planetarien auf beiden Seiten des eisernen Vorhangs führten zu einer Neuorientierung in Programmangebot und Besucherservice. 1993 folgten weitere technische Erneuerungen im Bereich peripherer Projektionstechnologien wie All-Sky Diaprojektion und Panoramasystemen. 1996 wurde der noch in klassischer Hantelform ausgeführte Sternprojektor Zeiss Cosmorama durch das Starball-Modell VIII „Universarium“, ebenfalls von der Firma Carl Zeiss Jena GmbH, ersetzt. Nach umfangreichen baulichen Restrukturierungen wurde das Planetarium im Oktober 2004 um das Restaurant „Bauersfeld“ erweitert. 2006 erfolgte die Installation des laserbasierten Ganzkuppelprojektionssystems ADLIP (All Dome Laser Image Projection) der Firmen Carl Zeiss und Jenoptik. Das Planetarium Jena wurde damit zum ersten laserbasierten Fulldomeplanetarium Europas.

Nach dem Planetarium fuhren wir nach Gera zurück wo wir noch ein Gläschen Wein tranken bevor wir uns auf das Zimmer zurückzogen.

Weimar
Museum für Ur-und Frühgeschichte
Weimarer Haus
Thüringer Zoopark
Planetarium Jena

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