Ordnung: | Raubtiere (Carnivora) |
Überfamilie: | Katzenartige (Feloidea) |
Familie: | Katzen (Felidae) |
Unterfamilie: | Kleinkatzen (Felinae) |
Gattung: | Leptailurus |
Art: | Serval (Leptailurus serval) |
Der Serval erreicht eine Körperlänge von 70 bis 100 cm und eine Schulterhöhe von 54 bis 62 cm. Bei Weibchen liegt das Körpergewicht zwischen 7 kg und 12 kg, bei Männchen zwischen 9 kg und 18 kg. Damit ist er um fast 20 Zentimeter höher gebaut als der südamerikanische Ozelot, der eine ähnliche Körperlänge hat und etwa 12 Zentimeter höher als der Karakal, der ein ähnliches Gewicht aufweist. Er hat einen kleinen Kopf mit großen und runden Ohren. Seine Beine sind sehr lang: Innerhalb der Katzenfamilie hat keine andere Art längere Beine. Außerdem hat der Serval einen mittellangen Schwanz, der eine Länge von bis zu vierzig Zentimeter erreicht und der Körper ist sehr schlank gebaut.
Das Fleckenmuster des Servals weist große individuelle Unterschiede auf. So gibt es Servale mit sehr kleinen Flecken, während andere große Flecken haben, die am Nacken und Rücken in Streifen übergehen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hielten Taxonomen es für möglich, dass es sich bei den klein- und großgefleckten Servalen jeweils um eigenständige Arten handelt. In Hochlandgebieten Ostafrikas, beispielsweise den Aberdare-Bergen in Kenia, gibt es auch vollkommen schwarze Servale, die anfangs gleichfalls für eine eigene Art gehalten wurden. Die meisten dieser melanistischen Servale wurden in Höhenlagen zwischen 2.440 und 2.745 Meter gesichtet.
Servale werden gelegentlich als nachtaktiv bezeichnet, ihr Aktivitätsmuster ist aber häufig sowohl durch die Anwesenheit von Menschen beeinflusst als auch durch das Verhalten ihrer Beutetiere. In Regionen, in denen sie viele große, nachtaktive Nahrungskonkurrenten haben, weichen sie auf andere Tageszeiten aus. In ungestörten Gebieten des Ngorongoro ist der Serval überwiegend am frühen Morgen und in den späten Nachmittagsstunden unterwegs. Während der Nacht begibt er sich alle drei Stunden auf eine kurze Jagd. Während der heißesten Tagestemperatur ruhten sie gewöhnlich im Schatten. Diese Ergebnisse wurden auch durch Studien an sechs Servalen bestätigt, deren Aktivitätsmuster im Kamberg Nature Reserve mit Hilfe von Radiosendern untersucht wurden. Insbesondere an dunstigen oder bewölkten Tagen waren sie auch während des Tages auf Jagd. Im Rustenburg Nature Reserve unweit der südafrikanischen Stadt Rustenburg waren Servale dagegen überwiegend nachtaktiv.
Untersuchungen zum Revierverhalten von Servalen liegen vor allem aus dem Gebiet des Ngorongoro-Kraters vor. Dort haben Weibchen ein Revier von mindestens 9,5 Quadratkilometer während die der Männchen mit 11,6 Quadratkilometer unwesentlich größer sind. Reviere von Weibchen überlappten sich dabei nur geringfügig. Servale markieren ihr Revier mit Duftmarken. Ein im Ngorongoro-Krater beobachtetes Männchen hinterließ über eine Periode von 12 Stunden pro Stunde durchschnittlich 41 Duftmarken. Bei Weibchen ist das Verhalten etwas weniger intensiv ausgeprägt.
Der Serval ist mit seinen hohen Beinen darauf spezialisiert, kleine Säuger in hohem Gras zu jagen. 90 Prozent der Nahrung eines Servals besteht aus solchen Säugetieren, die gewöhnlich weniger als 200 Gramm wiegen. Daneben jagt der Serval auch kleine Vögel, Eidechsen, Schlangen, Frösche und Insekten. In Simbabwe machen Vielzitzenmäuse, die zwischen 20 und 80 Gramm wiegen, und die zwischen 100 und 200 Gramm schweren Lamellenzahnratten den größten Teil seiner Beute aus. In Tansania spielt neben Lamellenzahnratten auch die nur etwa fünf Gramm schwere Afrikanische Zwergmaus in seiner Ernährung eine größere Rolle. Bei der Jagd meiden Servale auch feuchtere Zonen ihres Revieres nicht und jagen auch Frösche und Wasservögel. Bei in Gefangenschaft gehaltenen Servalen hat man beobachtet, wie sie mit ihren Pfoten Fische aus dem Wasser angeln. Sie ergreifen auch größere Beute wie beispielsweise Hasen, Flamingos und junge Antilopen, jedoch stellt dies nur eine gelegentliche Beute dar.
Jagende Servale laufen gewöhnlich langsam durch das Grasland und halten immer wieder inne, um nach Beutetieren zu lauschen. Gelegentlich setzen sie sich für längere Zeit nieder und warten, bis sie ein Geräusch vernehmen, das auf Beutetiere hinweist. Haben sie das Geräusch lokalisiert, nähern sie sich zunächst vorsichtig und springen dann fuchsähnlich mit einem hohen Satz nach dem Beutetier. Dabei versuchen sie das Beutetier mit einer oder beiden Pfoten zu ergreifen. Fangen sie das Beutetier nicht mit dem ersten Sprung, folgen mehrere schnelle steifbeinige Sprünge, bei der der Serval mit allen vier Pfoten in der Luft ist. Dies ist eine für Servale charakteristische Jagdweise. Mit ihren beweglichen Pfoten sind sie in der Lage, in Erdbauen nach Nagetieren zu greifen. Sie graben gelegentlich auch, um an in Erdbaue geflüchtete Nagetiere zu gelangen. Ein junges Männchen wurde auch dabei beobachtet, wie es auf den Hinterbeinen stand und versuchte, mit seinen Vorderpfoten aus Schwalbennestern die Nestlinge herauszuangeln. Schlangen töten sie, indem sie mit ihren Pfoten nach ihnen schlagen oder sie mehrmals schnell beißen. Insbesondere jüngere Servale spielen mit ihrer Beute bevor sie fressen. Beim Spielverhalten werfen sie gelegentlich ihre Beute wieder in die Luft und fangen diese wieder.
Servale sind auf Grund ihrer Sprungfähigkeiten auch in der Lage, Vögel in der Luft zu fangen. Sie greifen dabei die auffliegenden Vögel mit den Vorderpfoten und landen dann nur auf den Hinterpfoten. Mit einem einzigen Sprung können Servale eine Distanz von 3,6 Meter überwinden. Es wird ihnen nachgesagt, Vögel noch mit den Vorderpfoten zu erreichen, die sich bereits drei Meter über dem Erdboden befinden.
Weibchen mit Jungtieren suchen in einem Umkreis um ihren Bau herum nach Nahrung, sie verbringen jedoch etwa doppelt so viel Zeit mit der Jagd wie Weibchen ohne Nachwuchs. Mit zunehmendem Alter der Jungtiere nutzen sie einen zunehmend größeren Anteil ihres Revieres aus, um Nahrung zu finden.
Der Serval lebt grundsätzlich einzelgängerisch. Bei Beobachtungen von mehreren Servalen handelt es sich entweder um eine kurzfristig bestehende Paarbeziehung während das Weibchen im Östrus ist oder um ein Muttertier mit nahezu ausgewachsenen Jungtieren.
Der Östrus eines weiblichen Servals dauert zwischen ein bis vier Tage. Sein Beginn geht mit einer Verhaltensänderung des Weibchens einher, die dann häufiger kurz und scharf miaut. Dieses Miauen ist noch über größere Distanz hörbar. Die Tragezeit von Servalen beträgt rund 74 Tage. Die typische Wurfgröße sind zwei Junge, es wurden aber auch schon Würfe mit vier Jungtieren beobachtet. Jungtiere kommen in Afrika ganzjährig zur Welt, grundsätzlich gibt es aber einen zeitlichen Zusammenhang zwischen der Fortpflanzungsperiode von Mäuseartigen und Servalen. Servale werfen ihre Junge etwa einen Monat vor dem Höhepunkt der Nagetiervermehrung. Im Ngorongoro-Krater sind die Monate September und November typischerweise die Monate, in der die meisten Servale zur Welt kommen. Dabei handelt es sich um das Ende der Trockenperiode. In Botswana werfen Servale dagegen ihre Jungtiere überwiegend während der Regenzeit.
In Gefangenschaft gehaltene Servale sind in der Lage, drei oder vier Mal pro Jahr zu werfen, wenn die Jungtiere entweder bei Geburt sterben oder fortgenommen werden. Der kürzeste beobachtete Wurfintervall bei Servalen, die ihre Jungtiere aufziehen, lag dagegen bei 184 Tagen. Das weist darauf hin, dass Servale unter optimalen Bedingungen in der Lage sind, zwei Würfe innerhalb eines Jahres großzuziehen. In freier Wildbahn stellt dies jedoch die Ausnahme da und ein Wurf pro Jahr ist die typische Fortpflanzungsrate.
Frisch geborene Jungtiere wiegen etwa 250 Gramm, ihr Fell ist etwas grauer als das Fell adulter Tiere. Die Jungtiere öffnen ihre Augen zwischen dem neunten und 13. Lebenstag. Sie beginnen feste Nahrung zu fressen, wenn sie etwa einen Monat alt sind. Jungtiere verlieren ihr Milchgebiss in einem Alter von etwa sechs Monaten und sind kurz darauf in der Lage, selber zu jagen. In einem Alter von etwa einem Jahr verlassen sie das Revier ihres Muttertiers.
In Gefangenschaft gehaltene Weibchen waren mit einem Alter von etwas mehr als einem Jahr geschlechtsreif.
Neben der Vernichtung der Lebensräume durch Rodung und Brandrodung war in der Vergangenheit insbesondere die starke Bejagung durch skrupellose Jäger und Wilddiebe der Hauptgrund für die Rückgänge der Populationen.
Der letzte Berberserval, der in Marokko und Algerien verbreitet ist (war), wurde 1937 gesichtet.
In den Savannen und im Grasland südlich der Sahara gelten Servale als häufig. In einigen Regionen, wo zunehmend mehr Getreide angebaut wird und in Folge davon die Nagetierpopulation angestiegen ist, haben sich die Umweltbedingungen für Servale sogar verbessert.
Servale werden nach wie vor gejagt, da man in ihnen einen potentiellen Prädator kleinerer Haustiere sieht. Als gefährdet gilt vor allem Hausgeflügel.
Servale können mit Hauskatzen gekreuzt werden. Die weiblichen Nachkommen dieser Kreuzungen sind fruchtbar, während die Männchen der ersten Kreuzungsgenerationen in aller Regel steril sind. Aus solchen Kreuzungen wurde in den 1990er Jahren in den USA die Savannah gezüchtet.