Das Wisentgehege Springe ist ein Wildpark im Süden der Region Hannover in der Nähe der niedersächsischen Stadt Springe.
Das Wisentgehege befindet sich im Nordosten vom Staatsforst Saupark, den eine Natursteinmauer umgibt. Die sogenannte Sauparkmauer ist ein Kulturdenkmal.
Der Naturraum vom Saupark Springe umfasst im Wesentlichen den Kleinen Deister und den Nesselberg, an dessen Nordrand sich das Gehege befindet. Seit 1954 bilden der Kleine Deister und der Nesselberg ein als Saupark bezeichnetes insgesamt rund 2500 ha großes Naturschutzgebiet, das den Saupark Springe ohne das Wisentgehege einschließt.
Auf dem 90 Hektar großen Gelände des Wisentgeheges zwischen Eldagsen und Springe im Saupark Springe werden regionaltypische Tiere im natürlichen Lebensraum der nördlichen Mittelgebirgsschwelle, deren Landschaft charakterisiert ist durch Eichen- und Buchenwälder, mit Erlenbrüchen, Teichen, Wiesen und Bächen gezeigt.
m Jahr 1921 starb der letzte frei lebende Wisent in Polen. 1922 waren in der freien Wildbahn alle Wisentbestände erloschen, in Gefangenschaft lebten nur noch 56 reinblütige Wisente. 1923 gründeten polnische und deutsche Zoologen eine Gesellschaft, um Wisente vor dem Aussterben zu retten. Das Wisentgehege wurde 1928 unter Anleitung des Direktors des Berliner Zoos Professor Lutz Heck in der nordöstlichen Ecke vom Saupark Springe als Schutzgehege für die Zucht von Wisenten der Flachland-Kaukasus-Linie angelegt. Ziel der Einrichtung war es, den Wisent als größtes Säugetier in Europa vor dem Aussterben zu retten. Es war 1928 nicht möglich, an reinrassige Wisentkühe zu kommen, um eine Wisentherde im Wisentgehege zu gründen. So erfolgten die ersten Zuchtversuche mit dem Wisentstier Bernstein aus dem Zoo Berlin, der später Iwan genannt wurde, und mit drei amerikanischen Bisonkühen in Form einer Verdrängungszucht. Man versuchte durch Rückkreuzungen die Bisonerbanlagen zu verdrängen. Die Verdrängungszucht gelang sehr gut, und die Hybride (Bastarde) erwiesen sich als sehr widerstandsfähig. 1935 konnten reinrassige Wisentkühe aus dem Tiergarten der Schlossanlage Boitzenburg angekauft und die Zucht entsprechend umgestellt werden. Mit dem Wisentstier Bernstein und den reinrassigen Wisentkühen war danach eine reinblütige Zucht möglich. Die Hybride wurden 1935 abgegeben.
Besonders wichtig war die Begründung eines tuberkulosefreien Wisentbestandes. Ein Bullkalb und zwei Kuhkälber wurden gleich nach der Geburt von den Müttern getrennt und mit Ersatzmilch aus der Flasche von Hand aufgezogen. Diese Sonderzucht, 1965 bis 1967 streng getrennt von den übrigen Wisenten, bildete den neuen tuberkulosefreien Grundstock für die heutige Springer Herde. Bis zum Jahr 2010 wurden 323 reinblütige Wisente geboren, was erheblich zum bisherigen Überleben der Art beigetragen hat. Zur Vermeidung von Inzucht werden hier geborene Wisente gegen Wisente von anderen Standorten ausgetauscht. Bis 2012 wurden etwa 140 Wisente in Wiederansiedlungsprojekte, Zuchtstationen und Beweidungsprojekte abgegeben.
Neben Wisenten zeigt das Wsentgehege noch eine Reihe anderer heimischer Tiere, wie Braunbären, Elche, Wölfe, Wildscheine, Luchse und Rothirsche. Daneben werden auch Neubürger der heimischen Fauna gezeigt, wie Marderhund, Waschbär und Mink (im direkten Vergleich zum Europäischen Nerz).
Einige wenige exotische Tiere sind ebenfalls vertreten, u. a. Japan-Sikahirsche, Mesopotamische Damhirsche und Abgottschlangen.
Einzigartig ist die deutschlandweite Haltung der Sorraia-Pferde, die nach Meinung einiger Zoologen Nachfahren des iberischen Wildpferds sind, für andere nur eine alte Pferderasse.
Auf dem Gelände siedelte sich ein Greifvogelhof an, der über 70 Tag- und Nachtgreife in einfachen Volieren und auf Greifensitzen beherbergt. Im Sommerhalbjahr finden täglich außer Montag Flugvorführungen statt.
Im Wisentgehege befindet sich rechts neben der Streichelwiese das Heinz Sielmann-Haus, in dem das Waldpädagogikzentrum Wisentgehege seine Arbeit für die Region Hannover durchführt. Auf dem Grundstück sind in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Göbel-Realschule Springe verschiedene Biotope entstanden, in denen kleine Wildtiere ihre Lebensräume finden.
Begehbare Gehege, ein Pilzlehrpfad, Spielplätze, ein Barfußweg und einige mehr machen aus dem Wildpark eine abenteuerliche Begegnungs- und Lehrstätte für Besucher jeglichen Alters.