8. Zooreise 2023 – Tag 2: Karl May und Pippin, eine mehr oder weniger geschichtliche Exkursion

Geplant waren Besuche im Elbe-Tierpark Hebelei in Diera-Zehren, dem Karl-May-Museum in Radebeul (mit Führung), dem Timeride in Dresden und eine Fahrt auf der Elbe (ob wir das jemals schaffen…). Und Abends stand PIPPIN, DIE KUNST DES LEBENS auf dem Programm und es sah so aus, als ob es diesmal auch zur Vorstellung kommen würde.
Trotzdem verlief der Tag anders als gedacht. Das erste Problem stellten die Öffnungszeiten des Elbe-Tierpark Hebelei dar. Irgendwie war ich der Meinung er würde um 9 Uhr öffnen, aber die offiziellen Öffnungszeiten waren eine Stunde später. Eine Alternative musste her und diese war auch bald gefunden… eigentlich schon am Vortag:
Tharandt.

Tharandt ist eine Kleinstadt im sächsischen Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Nicht besonders groß hat sie doch einiges zu bieten und wir haben dort zumindest eine kurze Zeit verbringen können, bevor wir weiter nach Radebeul fuhren.
Die Kursächsische Postmeilensäule von 1730 ist als Nachbildung von 2006 mit Originalwappen am Markt zu sehen.
Die Burg Tharandt ist die Ruine einer für die sächsische Geschichte wichtigen Spornburg auf einem vom Schloitzbach und der Wilden Weißeritz umflossenen Bergsporn in der Stadt Tharandt bei Freital im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Sie ist eine Stätte der Burgenromantik des 19./20. Jahrhunderts.
Neben der Burgruine erhebt sich das neue Schloss Tharandt. Dieses Stadtschloss wurde 1858–1861 vom Bildhauer Waldemar Ariel Graf von der Recke-Volmerstein (1831–79) anstelle eines Landhauses als Atelier erbaut. 1866 erwarb es der polnische Botaniker, Maler und Kunstsammler sowie königlich-preußische Kammerherr und Absolvent der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität Michael Jérôme Graf Leszczyc-Sumiński (1820–98), in erster Ehe verheiratet mit Anne Elisabeth Hudson (1830–74) und in zweiter Ehe mit Baronin Caroline von Recum, geb. von Langsdorff (1832–1908), dessen Wappen über dem Turmeingang zu finden ist. Er baute es im maurisch-orientalischen Tudorstil um und vererbte es 1898 seinem Stiefsohn Baron Franz von Recum (1863–1930). Einer der zahlreichen Nachbesitzer war der Goldmacher und Betrüger Franz Tausend. 1936 bekam das Schloss nach einem Brand sein heutiges Aussehen. 1937 bis 2000 nutzten es u. a. verschiedene Einrichtungen der Forstlehranstalt Tharandt (heute Technische Universität Dresden, Fachrichtung Forstwissenschaften Tharandt). Seit 2002 ist es Privatbesitz und wird schrittweise saniert, was im Innern schon weitestgehend abgeschlossen ist.
Neben Schloss und Burg befindet sich die Bergkirche Tharandt.
Die große Saalkirche mit vorgelagertem Westturm ist weithin sichtbar auf einem hohen Bergsporn über dem Tal der Weißeritz gelegen und wurde auf dem Gelände der geschleiften Unterburg der Burg Tharandt unter Verwendung älterer Bausubstanz in den Jahren 1626–1630 errichtet. Nach Brand von 1807 wurden das Innere und der Turm erneuert. Restaurierungen erfolgten in den Jahren 1927 (innen), 1979/1980 (außen und innen).
Das Bauwerk ist ein verputzter Bruchsteinbau mit Ecksteinquaderung und einem hohen, steilen Satteldach. Der gerade Ostschluss ist mit zwei gedrückten Spitzbogenfenstern versehen, am zweizonigen spitzen Giebel sind Spitzbogenblenden angeordnet. Der quadratische Westturm ist harmonisch in die mit kleinen Rundbogen- und Rundfenstern gestaltete Westfassade eingebunden, das Glockengeschoss an den Seiten abgeschrägt, und mit Haube und Pyramide abgeschlossen. In der Turmhalle ist ein Sterngewölbe eingezogen. Das auffällige, nicht einheitlich gearbeitete spätromanische Westportal aus Sandstein ist mit reichen korinthisierenden Kapitellen und Blattwerk am Bogenansatz versehen und stammt vermutlich von der Burg aus dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts.
Das Innere ist flachgedeckt und wirkt aufgrund der ungewöhnlichen Lage der 1840/1841 erneuerten zweigeschossigen Emporen im Westen und Norden auffallend breit. Im Osten ist die eingeschossige Orgelempore angeordnet, welche darunter durch Einbauten (wohl von 1927) geschlossen ist. Die Sakristei an der Nordseite mit Tonnengewölbe und zugespitztem Rundbogenfenster ist der älteste Teil der Kirche.

 

Grabmal Karl May (Radebeul)

Radebeul… nicht unser erster Besuch dort, aber touristisch haben wir die Stadt noch nicht vollständig erschlossen. Diesmal wollten wir uns Karl May zuwenden, der 1912 dort gestorben ist.
Was Karl May selbst anbelangt so habe ich mit ihm bisher wenig Berührungspunkte gehabt. Schon als Kind/Jugendlicher war ich nicht besonders seinen Büchern zugetan (auch wenn es einige Ausnahmen gab) und ich kenne auch nur die Winnetou-Filme mit Pierre Brice … die Neuverfilmungen habe ich mir nicht angesehen und auch den Winnetou der DDR habe ich nie gesehen. Allerdings hat der Besuch des Karl May-Museums das Interesse an einigen seiner Bücher gefunden. Dass er auch einen Roman mit Ludwig II (Der Weg zum Glück) geschrieben hat, wusste ich nicht, wie ich eigentlich auch sonst nicht viel von Karl May wusste … was sich inzwischen geändert hat.
Wir hatten Karten für die Erlebnisführung mit Old Shatterhand durch das Karl May Museum, aber noch Zeit und da das Grabmal von Karl May in der Nähe sein sollte, machten wir einen Abstecher dorthin.
In der Nähe ist relativ, Museum und Friedhof sind ca. einen Kilometer voneinander entfernt, aber wir hatten ja genügend Zeit (uns auch noch die Lutherkirche zumindest von außen anzusehen).
Das Grabmal für Karl und Klara May (seiner zweiten Ehefrau) steht an der nördlichen Quermauer des Friedhofs Radebeul-Ost, eines der beiden Radebeuler Hauptfriedhöfe. Das heute als Teil der Sachgesamtheit Friedhof Radebeul-Ost denkmalgeschützte Grabmal stand bereits zu DDR-Zeiten als Grufthaus Karl May unter Denkmalschutz, auch bevor 1979 der gesamte Friedhof auf die damalige Radebeuler Denkmalliste genommen wurde.
Das Karl-May-Museum ist ein Museum über Leben und Wirken des Schriftstellers Karl May. Es enthält aber auch eine Ausstellung in der die realen 500 Nations dargestellt werden.
Denkmalpflegerisch handelt es sich bei dem Museumsanwesen um ein Ensemble aus „Villa, Blockhaus (Nebengebäude), Villengarten mit Bassin und Denkmal, dazu gestalteter Hain (einschließlich Teich) auf der gegenüber liegenden Straßenseite“, dazu sind die beiden Grünflächen ein Werk der Garten- und Landschaftsgestaltung. Im Einzelnen befinden sich auf dem ursprünglichen Wohngrundstück Mays und seiner Ehefrau ihr Wohnhaus Villa Shatterhand, und hinten in der Gartenanlage befindet sich die Villa Bärenfett, das Blockhaus von Patty Frank. Auf dem auf der Straße gegenüberliegenden Grundstück, dem ehemaligen Obstgarten Mays, befindet sich heute der ebenfalls denkmalgeschützte Karl-May-Hain.
Die Erlebnisführung dauert 90 Minuten und ist vielleicht für Besucher interessant, die auf Kostümführungen stehen. Dies war meine erste dieser Art und wohl auch meine letzte. Nicht mein Ding, obwohl das vermittelte Wissen (über das Leben von Karl May und einigen indigenen Völkern Nordamerikas) durchaus interessant war (wenn man sich davon verabschiedete dass das ein Pseudo-Old-Shatterhand vermittelte.
Das hätte auch im Rahmen einer normalen Führung passieren dürfen.

Danach fuhren wir zurück nach Dresden. Die Führung hatte etwas länger als 90 Minuten gedauert und so haben wir auf einen TIMERIDE verzichtet. Zu einer Dampferfahrt auf der Elbe kam es auch nicht, da diese aufgrund niedrigen Wasserstands ausfallen musste. Wir entschieden uns dann zurück ins Hotel zu gehen und einfach zu ruhen… es war auch ziemlich heiß und große Lust auf Out-Door-Aktivitäten hatten wir nicht.
Als wir an der Frauenkirche vorbei kamen entschieden wir uns kurzfristig auf den Turm zu steigen, verwarfen die Idee wieder und landeten schließlich auf dem Turm der Kreuzkirche.

Die Kreuzkirche am Altmarkt in Dresden ist die evangelische Hauptkirche der Stadt. Neben dem Dom in Meißen ist sie gleichzeitig die Predigtkirche des Landesbischofs der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Mit mehr als 3000 Sitzplätzen ist die Kreuzkirche der größte und mit 92 Metern auch der höchste Kirchenbau in Sachsen. Als Wirkungsstätte des Dresdner Kreuzchores und der Kreuzorganisten ist sie zugleich das kirchenmusikalische Zentrum der Stadt. Zum Thema Chor und Posaunenbläser gab es auch eine Ausstellung.
Der Brunnen vor der Kreuzkirche wird renoviert (was schon bei unseren letzten Dresdenbesuchen der Fall war, der kleinen Breslauer Zwerg dort wird also (unverdienter Weise) mit Nichtbeachtung gestraft.

Abends waren wir dann wirklich in PIPPIN, DIE KUNST DES LEBENS.
Pippin ist ein US-amerikanisches Broadway-Musical mit Musik und Songtexten von Stephen Schwartz. Das Libretto stammt von Roger O. Hirson mit Beiträgen von Bob Fosse.
Dabei geht es um Pippin den Buckligen, den naiven ältesten Sohn Karls des Großen. Auch wenn diese und weitere Rollen im Stück auf historischen Personen beruhen, so folgt das Musical keinem geschichtlichen Bezug. Zudem gibt es einen Leading Player (in dt. Übersetzungen Prinzipal), der (bzw. die, da unsere Prinzipal weiblich war) zwar zuerst den Eindruck eines unabhängigen Erzählers vermittelt, jedoch immer wieder in die Handlung eingreift, sei es durch Suggestionen an Pippin, Regieanweisungen oder das Zurückholen verstorbener Personen, bis hin zum Ende, wo er bzw. sie versucht, Pippin von einem Suizid zu überzeugen.
Das Musical war eine echte Überraschung und hat uns gut gefallen (auch wenn ich zugebe dass ein Mitglied des Ensembles durch sein Aussehen doch etwas von der Handlung ablenkte). Geschichtlich eher uninteressant aber als Musicalfan sollte man sich das nicht entgehen lassen.

Tharandt
Radebeul

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